Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara IV

Titel: Shannara IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
herausragte.
    Morgan spürte undeutlich, daß irgend etwas nicht stimmte.
    »Durch die Tür!« schrie Padishar Creel aufgeregt, während er ihn so heftig stieß, daß er beinahe fiel.
    Gemeinsam rannten sie auf die Tür zu - oder zumindest in die Richtung, wo sie die Tür vermuteten, denn aus unerklärlichem Grund war sie nicht dort. Morgan spürte, wie Angst seinen Magen umdrehte.
    Irgend jemand oder irgend etwas hatte ihre Flucht vereitelt!
    Padishar Creel befand sich nur einen Schritt hinter ihm, als er die Wand des Wachhauses und die riesige Tür, durch die sie in die Schlucht gekommen waren, erreichte. Obwohl sie mit der Kraft der Verzweiflung an der Tür rüttelten, gab sie nicht nach. Morgans Finger tasteten den Rahmen ab und fanden zu seinem Entsetzen überall kleine Muster, die sie zuvor übersehen hatten, Runenzeichen, die blaß im grauen Nebel leuchteten und ihre Flucht zweifellos unmöglicher machten, als es jedes Schloß und jeder Schlüssel jemals vermocht hätten.
    Er konnte hören, wie die Schattenwesen sich hinter ihm zusammenrotteten. Er wirbelte herum, hieb wie wahnsinnig auf sie ein und zwang sie so zur Umkehr. Padishar Creel hämmerte gegen das unsichtbare Schloß; er hatte noch nicht begriffen, daß es nicht Eisen, sondern Magie war, die ihnen den Zugang verwehrte.
    Aus Morgans hagerem Gesicht sprach nichts als Zorn, als er sich umdrehte. »Bleib weg, Padishar!« schrie er. Er ging auf die Tür los, als wäre sie ein Schattenwesen, schwang das Schwert von Leah, dessen Klinge einem leuchtenden silbernen Pfeil glich, hoch in die Luft. Die Waffe fuhr wie ein Hammer hinunter - einmal, zweimal und noch einmal. Die in die eiserne Tür eingehauenen Runenzeichen nahmen jetzt eine garstige dunkelgrüne Farbe an. Funken flogen bei jedem Hieb, ein Feuerregen der Auflehnung. Wie von Sinnen heulte Morgan auf, denn die Zauberkraft des Schwertes beraubte ihn seiner letzten Kräfte.
    Dann wurde alles um ihn herum in weißes Feuer getaucht, und er versank in Dunkelheit.
     
    Par zog sich aus der düsteren Schwärze zum Rand der Schlucht hoch und kletterte über die stählernen Spitzen. Schürf- und Schnittwunden brannten auf der Haut seiner Arme und Beine. Schweiß trübte seinen Blick, und sein Atem ging stoßweise. Einen Augenblick war er wie blind; die Nacht um ihn herum wurde nur durch vereinzelte Lichtstrahlen erhellt.
    Er begriff, daß die Lichtstrahlen von den Fackeln ausgingen, die am Eingang des Wachhauses brannten. Gleichzeitig vernahm er Schreie und das Hämmern auf Holz. Die Wachen, und wer sonst herbeigerufen worden war, versuchten die verriegelte Tür aufzubrechen.
    Coll war jetzt ebenfalls über die Mauer gestiegen und ließ sich keuchend auf die durchweichte Erde fallen. In seinen Augen funkelte etwas, das Par nicht deuten konnte.
    »Kannst du gehen?« flüsterte Coll besorgt.
    Par nickte, ohne zu wissen, ob er tatsächlich gehen konnte. Mit schmerzenden Gliedern rappelten sie sich langsam hoch. Sie stolperten von der Mauer in die Schatten der Bäume hinein, blieben dann in der Finsternis stehen, um zu sehen, ob man sie entdeckt hatte, und lauschten dem allgemeinen Durcheinander, das das Wachhaus umgab.
    Coll rief: »Wir müssen hier weg, Par.« Dieser sah ihn anklagend an. »Ich weiß! Aber wir können ihnen nicht mehr helfen. Wenigstens jetzt nicht. Wir müssen uns um uns selbst kümmern.« Hilflos schüttelte er den Kopf. »Bitte!«
    Par klammerte sich einen Augenblick an Coll fest und legte den Kopf auf seine Schulter, bevor sie vorwärts stolperten. Sie kamen nur langsam voran, hielten sich immer im Schatten und waren sorgsam darauf bedacht, dem Weg, der zum Wachhaus führte, nicht zu nahe zu kommen. Es hatte, ohne daß sie es bemerkt hatten, aufgehört zu regnen, doch Windstöße ließen das Wasser, das sich auf den Blättern der großen Bäume gesammelt hatte, in plötzlichen Güssen auf sie niedergehen. Pars Gedanken drehten sich um die Erinnerung daran, was mit ihnen geschehen war, flüsterten ihm erneut die Warnung zu, die er schon zuvor vernommen hatte, foppten ihn mit selbstzufriedener, nutzloser Heiterkeit. Warum hatte er sie nicht beachtet? Warum war er so stur gewesen?
    Die Lichter der Tyrsian-Allee drangen durch die vor ihnen liegende Dunkelheit, und wenige Augenblicke später stolperten sie zum Rand der Straße. Menschen hatten sich dort versammelt, undeutliche Gestalten in der Nacht, gesichtslose Schatten als stumme Zeugen des stattfindenden Chaos. Die meisten befanden sich in

Weitere Kostenlose Bücher