Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara IV

Titel: Shannara IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
tauchten aus dem Nebel um sie herum auf und brannten wie winzige Feuer in der Feuchtigkeit. Sie bewegten sich und kamen näher. Gesichter tauchten auf, kaum mehr menschlich, das Fleisch verfault und zerfressen, die Züge entstellt und abstoßend. Körper watschelten aus der Finsternis, unglaublich mißgestaltet. Die meisten gingen gebeugt; einige krochen auf allen vieren.
    Sie umringten die kleine Gruppe in wenigen Sekunden. Es waren Wesen aus einem ekelerregenden Alptraum. Dunkle, körperlose Gespenster traten aus ihren Körpern heraus und wieder hinein, aus Mündern und Augen, aus den Poren der Haut und den Spitzen der Haare. Schattenwesen.
    Der Druck, der auf Par Ohmsford lastete, wurde unerträglich. Er spürte, wie sich sein Magen verkrampfte. Er sah seine Träume lebendig werden, die dunkle Welt der Schattenwesen. Es war, als erfülle sich Allanons Versprechen hier und jetzt.
    Er schrie, und der schrille Schrei ließ seine Gefährten erschauern. Der Schrei artikulierte sich in Worten. Er sang, und das Wunschlied zerriß die Luft gleich einer Flamme; die Magie brachte Licht in die Dunkelheit. Die Schattenwesen fuhren zurück, ihre Gesichter gleich schauerlichen Fratzen in der unerwarteten Helligkeit, die Wunden ihrer Körper gleich leuchtend roten Malen. Par versteifte sich, als er von einer Macht des Wunschliedes durchströmt wurde, wie er sie nicht für möglich gehalten hätte. Er war sich seiner Vision bewußt, der Vision des Schwertes von Shannara.
    Das Licht der Magie, das zu Anfang nur eine Illusion gewesen war, wurde plötzlich Wirklichkeit. Es wurde heller, es durchbohrte die Dunkelheit auf eine Art, die Par seltsamerweise bekannt vorkam, es leuchtete strahlend, als es die Düsternis durchdrang. Es wand und drehte sich wie ein gefesselten Wesen, das zu entkommen sucht, schlängelte sich um die Trümmer der zerstörten Sendic-Brücke, sprang über Baumstämme, brannte sich durch das Gestrüpp hin zu einer alleinstehenden Steinkammer, die ungefähr hundert Meter von seinem Standort inmitten von Buschwerk und Geäst verborgen lag.
    Er spürte, wie eine Woge der Erregung ihn durchströmte.
    Da.
    Das Wort zischte durch die weiße Stille seines Geistes, unberührt von Magie und Chaos. Er sah den verwitterten schwarzen Stein, und das Licht seiner Magie brannte sich in seine rauhe Oberfläche, durchstreifte seine Spalten und Ritze, erkannte die verschnörkelten eingemeißelten Worte: »Hier liegt Herz und Seele der Nationen, ihr Recht, freie Menschen zu sein, ihr Wunsch, in Frieden zu leben, ihr Mut…«
    Plötzlich verließ ihn seine Kraft, noch bevor er zu Ende lesen konnte, und die Magie flackerte noch einmal auf, bevor sie sich ebenso schnell, wie sie gekommen war, wieder auflöste. Mit einem Aufschrei taumelte er nach hinten, und Coll fing ihn auf. Par hörte ihn nicht. Er hörte überhaupt nichts, außer dem seltsamen Klingeln, dem letzten Überbleibsel des Wunschliedes, Fragmente einer Magie, die er, wie er jetzt erkannte, noch nicht einmal begonnen hatte zu begreifen.
    In seinem Geist verweilte die Vision, ein flimmerndes Bild in seinen Gedanken - das war alles, was von dem blieb, was die Magie nur wenige Minuten zuvor im Nebel und in der Dunkelheit enthüllt hatte.
    Die verwitterte Steinkuppel. Die vertrauten verschnörkelten Worte. Das Schwert von Shannara.
    Dann hörte das Klingeln auf, die Vision verblaßte, und er befand sich wieder in der Schlucht, all seiner Kräfte beraubt. Die Schattenwesen kamen näher, humpelten aus allen Richtungen auf sie zu, drängten sie mit dem Rücken gegen die Trümmer der Brücke. Padishar Creel, groß und furchteinflößend, trat einen Schritt vor, um es mit dem am nächsten stehenden Schattenwesen, einem riesigen bärenhaften Ding mit Krallen, aufzunehmen. Es faßte nach ihm, und er hieb mit seinem breiten Schwert darauf ein, einmal, zweimal, ein drittes Mal, mit so schnell aufeinanderfolgenden Hieben, daß Par ihnen kaum folgen konnte. Mit hängenden Gliedmaßen sackte die Kreatur zusammen, doch sie fiel nicht zu Boden. Sie schien kaum zu begreifen, was mit ihr geschehen war; ihre Augen waren starr, ihre Gesichtszüge in Pein verzerrt.
    Par beobachtete das Schattenwesen. Seine Gliedmaßen fügten sich in der gleichen Weise zusammen wie die des Riesen, mit dem sie im Anar gekämpft hatten. »Padishar, das Schwert…«, begann er, aber der Anführer der Geächteten schrie ihnen bereits zu, sich auf dem gleichen Weg, wie sie gekommen waren, wieder

Weitere Kostenlose Bücher