Shannara IV
nicht, was dort vor sich geht? Wir haben ein Geheimnis gelüftet, das die Föderation mit allen Mitteln verbergen wollte. Ich bin mir nicht sicher, daß irgend jemand wirklich weiß, was all das zu bedeuten hat, aber es reicht, daß die Föderation glaubt, daß wir es wissen. Dafür wollen sie unseren Kopf… Ich habe, als wir durch die Tore gingen, einen Blick auf die kommenden Ereignisse geworfen. Die Föderationsregierung gibt sich nicht mehr damit zufrieden, nur die Wachen zu verdoppeln und die Patrouillen zu verstärken. Sie hat ihre gesamten Truppen mobilisiert! Wenn ich nicht vollkommen daneben liege, dann haben sie beschlossen, uns ein für allemal zu eliminieren - dich und mich und jedes andere Mitglied der Bewegung, das sie zu fassen kriegen. Wir sind für sie zu einer echten Bedrohung geworden, denn zum erstenmal fangen wir an zu begreifen, was es mit der Föderation wirklich auf sich hat - und genau das kann sie sich nicht leisten… Sie werden uns jagen, und wir sollten uns deshalb dorthin begeben, wo sie uns nicht finden.« Er stieß den Hochländer von sich weg und holte tief Luft. »Auf jeden Fall möchte ich darüber mit dir nicht streiten. Ich bin der Anführer. Du hast dich in der Grube tapfer geschlagen, aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, meine Befehle in Frage zu stellen. Ich beherrsche die Kunst des Überlebens sehr viel besser als du, und du tätest gut daran, das nicht zu vergessen.«
Morgans Gesicht war weiß vor Zorn, aber er nahm sich zusammen. Er wußte, daß es keinen Sinn hatte, weiter zu streiten; der große Mann war nicht gewillt, seine Meinung zu ändern. Er wußte außerdem, wußte es tief im Inneren, wo er es sich eingestehen konnte, daß das, was Padishar Creel über die Suche nach Par und Coll gesagt hatte, die Wahrheit war. Er wandte sich von ihm ab und strich sorgfältig seine Kleider glatt. »Ich wollte nur sicher sein, daß wir uns darüber einig sind, daß die beiden nicht vergessen werden.«
Ein kurzes und hartes Lächeln überzog Padishar Creels Gesicht. »Keinen Augenblick, wenigstens nicht von mir. Du kannst tun und lassen, was du willst.« Dann drehte er sich um und verschwand zwischen den Bäumen.
Nach kurzem Zögern schluckte Morgan seinen Zorn und seinen Stolz hinunter und folgte ihm.
Als Par zum zweitenmal aufwachte, war es bereits mitten am Nachmittag. Der Geruch von heißer Suppe durchzog ihre enge Behausung. Er blinzelte und setzte sich langsam auf. Damson Rhee stand neben einer kleinen Bank, wo sie die dampfende Suppe in Schüsseln schöpfte. Sie warf dem Talbewohner einen Blick zu und lächelte. Ihr leuchtendes Haar glänzte hell im spärlichen Sonnenlicht, das durch die Ritzen der Fensterläden drang, und Par verspürte ein fast unwiderstehliches Bedürfnis, seine Hand auszustrecken und es zu berühren.
Damson Rhee reichte den Talbewohnern die Suppe, danach frisches Obst, Brot und Milch, und Par hielt das Mahl für das köstlichste, das er je genossen hatte. Da sowohl Par als auch Coll hungriger waren, als sie dies für möglich gehalten hatten, aßen sie alles auf, was Damson Rhee ihnen gab. Par staunte, daß er noch einmal eingeschlafen war, doch zweifellos hatte er gut daran getan, denn sein Körper fühlte sich ausgeruht und fast frei von Schmerzen. Da sie während des Mahles nur wenig redeten, hatte er Gelegenheit nachzudenken. Fast unverzüglich nach dem Erwachen hatte es in seinem Kopf angefangen zu arbeiten; seine Gedanken waren schnell von der Erinnerung an die Schrecken der vergangenen Nacht zu dem, was vor ihm lag, vorausgeeilt - er würde die Informationen, die er gesammelt hatte, auswerten, würde das, was er vermutete, sorgfältig abwägen, würde Pläne schmieden für das, was er glaubte tun zu müssen.
Der Gedanke daran machte ihn schaudern. Ihm wurde klar, daß er Gefallen fand an der Möglichkeit, das Undenkbare anzustreben.
Als sie gegessen hatten, wuschen sie sich in einer Wanne mit frischem Wasser. Nachdem sie anschließend auf Wunsch von Damson Rhee wieder Platz genommen hatten, erfuhren sie, was mit Padishar Creel und Morgan geschehen war.
»Sie sind geflohen«, begann sie ohne Umschweife. In ihren grünen Augen spiegelten sich Freude und Bewunderung. »Ich habe keine Ahnung, wie sie es angestellt haben, aber es ist ihnen gelungen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich die Bestätigung hatte, daß sie wirklich entkommen sind, aber ich wollte sichergehen, daß ich keinem Gerücht aufgesessen bin.«
Par lächelte
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