Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara IV

Titel: Shannara IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
der Elfensteine eigen war, jetzt der Magie, die ich besitze, eigen ist!«
    Ein langes Schweigen senkte sich über sie. Ihre Gesichter waren nicht mehr als eine Handbreit voneinander entfernt, ihre Blicke aufeinandergeheftet. Colls harte Züge waren voller Anspannung; die Bedeutung dessen, was Par soeben zum Ausdruck gebracht hatte, lastete auf ihm wie ein schwerer Felsbrocken. Aus seinen Augen sprach zunächst Zweifel, dann Zustimmung, dann plötzlich Furcht. Seine Züge strafften sich. Seine rauhe Stimme klang sehr weich. »Die Elfensteine besaßen darüber hinaus noch eine weitere Eigenschaft. Sie konnten den Besitzer vor Gefahren schützen. Sie konnten eine ungeheuer wirksame Waffe sein.«
    Par wartete und blieb stumm, als wisse er bereits, was folgen würde.
    »Glaubst du, daß die Magie deines Wunschliedes die gleichen Kräfte besitzt?«
    Pars Antwort war kaum hörbar. »Ja, Coll. Ich bin mir so gut wie sicher.«
     
    Gegen Mittag hatte sich der Nebel aufgelöst, und die Wolken waren weitergezogen. Die Sonne schien auf Tyrsis herab, und bald herrschte glühende Hitze.
    Das Gedränge an den Toren der äußeren Stadtmauer wurde immer dichter und schleppender. Die diensthabenden Föderationswachen, die man aufgrund der nächtlichen Begebenheiten verdoppelt hatte, schwitzten und waren gereizt, als der bärtige Totengräber auf sie zukam. Sowohl Reisende wie Händler traten bei seinem Herannahen zur Seite. Er war zerlumpt und ging gebeugt, und er roch, als käme er geradewegs aus einem Abwasserkanal. Er schob einen schweren Karren vor sich her; auf ihm lag ein Leichnam, der in Tücher gehüllt und mit Lederriemen verschnürt war.
    Die Wachsoldaten sahen einander an.
    »Heißer Tag zum Arbeiten, nicht wahr, meine Herren?« keuchte der Totengräber, und die Wachen wichen vor dem Gestank, der von ihm ausging, unwillkürlich zurück.
    »Deine Papiere«, sagte einer.
    »Aber ja, aber ja.« Eine schmuddelige Hand griff nach einem Papier, das aussah, als hätte es längere Zeit im Dreck gelegen. Der Totengräber deutete auf den Leichnam. »Muß ihn so schnell wie möglich begraben. Hält sich nicht lange bei diesem Wetter.«
    Ein anderer der Wachsoldaten trat nahe genug heran, um den Leichnam mit der Spitze seines Schwertes zu berühren.
    »Vorsicht, mein Herr«, riet ihm der Totengräber. »Selbst den Toten muß man Respekt zollen.«
    Der Soldat warf ihm einen mißtrauischen Blick zu, stieß das Schwert in den Leichnam und zog es wieder heraus.
    Der Totengräber lachte gackernd. »Ich würde Euch raten, Euer Schwert zu reinigen, mein Herr - da ich gesehen habe, wie dieser da am Fleckfieber gestorben ist.«
    Der Soldat trat eilig zurück. Der, der die Papiere des Totengräbers in Händen hielt, reichte sie ihm geschwind und bedeutete ihm weiterzugehen.
    Der Totengräber zuckte die Schultern, bückte sich nach den Griffen des Karrens und fuhr den Leichnam die lange Auffahrt hinunter zur Ebene.
    Was für ein Haufen von Narren, dachte Padishar Creel verächtlich.
     
    Als Padishar Creel die erste Reihe von Bäumen im Norden erreichte, dort, wo die Stadt Tyrsis nur noch als ferne graue Silhouette zu sehen war, ließ er den Karren stehen, schob den Leichnam, den er mitgeführt hatte, zur Seite, zog die Eisenstange heraus und begann, die Bretter des doppelten Bodens des Karrens zu lockern. Behutsam half er Morgan, sich aus seinem Versteck zu befreien.
    »Nimm einen kleinen Schluck davon.« Der Anführer der Geächteten hielt Morgan den Bierschlauch hin und versuchte vergeblich, ihn nicht mißtrauisch anzuschauen. Morgan nahm das Gereichte wortlos an. Er wußte, was der andere dachte - daß er, Morgan, seit ihrer Flucht aus der Grube nicht ganz bei Sinnen war.
    Sie ließen den Karren mit dem Leichnam stehen und wanderten ungefähr eine Meile bis zu einem Fluß, wo sie sich waschen konnten. Sie badeten, zogen die sauberen Kleider an, die Padishar Creel mit Morgan im doppelten Boden des Karrens versteckt hatte, und setzten sich, um zu essen.
    Die Mahlzeit verlief schweigend, bis Padishar Creel, der sich nicht mehr länger beherrschen konnte, sagte: »Wir werden uns später darum kümmern, daß die Klinge wieder in Ordnung gebracht wird, Hochländer. Möglicherweise ist die Magie nicht verlorengegangen.«
    Morgan schüttelte nur den Kopf. »Es handelt sich nicht um eine Klinge, die man wieder in Ordnung bringen kann«, erwiderte er mit monotoner Stimme.
    »Nein? Nenn mir einen Grund. Erzähl mir, wie das Schwert funktioniert.«

Weitere Kostenlose Bücher