Shannara IV
empor.
Er war in Gedanken versunken. Die Erinnerung an die Worte des Finsterweihers verfolgten ihn selbst am Kamin, in seinem Heim, wo nichts ihn hätte bedrohen sollen. Die Worte trieben unangenehme Spiele mit ihm, zwangen ihn, sich mit ihnen zu beschäftigen und zu ergründen, wieviel von dem, was sie ihm zuflüsterten, der Wahrheit entsprach und wieviel Lüge war. Er hatte gewußt, daß es so kommen würde, noch bevor er sich auf den Weg zum Finsterweiher gemacht hatte - daß die Worte unbestimmt und beunruhigend sein, daß sie in Rätseln und Halbwahrheiten sprechen würden. Er hatte es gewußt und war trotzdem nicht auf die damit verbundene Anstrengung vorbereitet.
Es gelang ihm, die Stelle, an der sich der schwarze Elfenstein befand, fast unverzüglich zu bestimmen. Es gab nur einen Ort, an dem Augen einen Mann zu Stein werden ließen und ihn durch Stimmen um den Verstand bringen konnten, einen Ort, an dem die Toten in vollkommener Dunkelheit bestattet waren - die Halle der Könige, tief in den Drachenzähnen. Es hieß, daß die Halle der Könige noch vor der Zeit der Druiden erbaut worden war, ein riesiges und unzugängliches Höhlenlabyrinth, in dem die Herrscher der Vier Länder ruhten; sie ruhten in einer gewaltigen Kammer, zu der die Lebenden keinen Zugang hatten, beschützt von der Dunkelheit und Statuen, genannt Sphinxe, halb Mensch, halb Tier, die die Fähigkeit besaßen, einen Lebenden in Stein zu verwandeln, und ferner bewohnt von unsichtbaren Wesen, Banshies genannt, die einen Teil der Höhlen, nämlich den Gang der Winde, bewohnten und deren Wehklagen jeden Sterblichen zum Wahnsinn treiben konnte.
Das Grabmal selbst, wo in dem mit Runen verzierten Behälter der schwarze Elfenstein aufbewahrt wurde, wurde von einem Drachen namens Valg bewacht, zumindest dann, wenn der Drache noch am Leben war. Irgendwann hatte ein grausamer Kampf stattgefunden zwischen dem Drachen und der unter Allanons Führung dort versammelten kleinen Gruppe, die zu Zeiten Shea Ohmsfords die Höhlen auf der Suche nach dem Schwert von Shannara betreten hatte.
Die Schwierigkeit lag jedoch nicht darin, den geheimnisvollen Aufenthaltsort des Elfensteins zu finden, sondern sich zu entscheiden, ob man ihn überhaupt aufsuchen wollte. Die Halle der Könige war ein äußerst gefährlicher Ort, selbst für jemand wie Walker Boh, der weniger befürchten mußte als ein normaler Mensch. Die Magie, selbst die Magie eines Druiden, bot möglicherweise nicht genügend Schutz - und Walker Bohs Magie war weitaus schwächer, als Allanons Magie es jemals gewesen war. Walker Boh machte sich jedoch genauso viele Sorgen über das, was der Finsterweiher nicht ausgesprochen hatte. Sicherlich steckte mehr dahinter, als er enthüllt hatte; er gab niemals alle seine Geheimnisse preis. Irgend etwas hatte er verschwiegen, und dabei handelte es sich wahrscheinlich um etwas, das Walker Boh töten konnte.
Außerdem war da noch die Sache mit den Visionen. Es waren drei Visionen gewesen, von denen eine beunruhigender war als die andere. Die erste hatte Walker Boh gezeigt, wie er über den anderen der kleinen Gruppe, die zum Hadeshorn und dem Geist von Allanon gekommen waren, mit abgehackter Hand auf Wolken schwebte. Die Vision hatte seine Behauptung verhöhnt, derzufolge er eher eine Hand verlieren wollte, als den Druiden zu gestatten zurückzukehren. Die zweite hatte ihn gezeigt, wie er eine Frau mit silbernem Haar zu Tode gebracht hatte, eine Gestalt von außerordentlicher Schönheit. Die dritte hatte ihm vor Augen geführt, wie Allanon ihn festhielt, während der Tod seine Hand nach ihm ausstreckte.
Jede dieser Visionen enthielt eine Spur von Wahrheit, das wußte Walker Boh - die Wahrheit, daß er sich vorsehen mußte und sie nicht einfach als Spott und Hohn des Finsterweihers abtun konnte. Die Visionen enthielten eine Bedeutung; der Finsterweiher hatte es ihm überlassen, diese Bedeutung zu ergründen.
Walker Boh ging also mit sich zu Rate. Aber die Tage vergingen, ohne daß die Antworten, die er brauchte, sich einstellten. Das einzig Sichere war der Aufenthaltsort des schwarzen Elfensteins. Die Anziehungskraft, die er auf den Dunklen Onkel ausübte, wurde stärker und stärker, wurde zu einem Köder, dem er sich nicht entziehen konnte.
Trotz seines Vorsatzes zu warten, bis er die Rätsel des Finsterweihers gelöst hatte, übermannte ihn schließlich das Verlangen, den vermißten Elfenstein zurückzugewinnen. In Gedanken hatte er sich das Gespräch so
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