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Shannara IV

Titel: Shannara IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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niemand ein Wort. Elise verbrachte die meiste Zeit in der Küche beim Backen.
    Am späten Nachmittag konnte Par sein Unbehagen nicht länger beherrschen und ging in die Küche hinunter, um mit Elise zu reden. Er fand sie, wie sie an einem der langen Küchentische saß und gedankenverloren an ihrer Teetasse nippte. Er fragte sie, wie es geschehen konnte, daß die Zwerge so schlecht behandelt wurden, daß die Soldaten der Föderation - Südländer wie er selbst - sich zu solcher Grausamkeit hergaben.
    Elise lächelte traurig, nahm seine Hand und zog ihn zu sich herunter. »Par«, sagte sie leise. Sie hatte in den letzten Tagen angefangen, ihn beim Namen zu nennen, ein eindeutiges Zeichen dafür, daß sie ihn jetzt als eines ihrer Kinder betrachtete. »Par, es gibt Dinge, die man nicht erklären kann. Manchmal glaube ich, daß es für all das einen Grund geben muß, und dann wiederum glaube ich, daß es keinen Grund geben kann. Weißt du, es hat alles vor langer Zeit begonnen. Der Krieg hat vor mehr als hundert Jahren stattgefunden. Ich kenne niemand, der sich an die Anfänge erinnern könnte, und wenn man nicht weiß, wie alles angefangen hat, wie kann man dann wissen, warum es angefangen hat?« Sie umarmte Par. »Es tut mir leid, aber ich kann dir keine bessere Antwort geben. Ich glaube, ich habe die Suche nach einer Antwort schon vor langer Zeit aufgegeben. Meine ganze Energie brauche ich für die Kinder hier. Ich würde sagen, daß mir Fragen nicht mehr wichtig sind und daß ich deshalb auch nicht mehr nach Antworten suche. Ich lebe nur noch dafür, das Leben der Kinder zu retten.«
    Par nickte schweigend, doch die Antwort befriedigte ihn nicht. Für alles, was passierte, gab es einen Grund, selbst wenn der Grund auf den ersten Blick nicht erkennbar war. Die Zwerge hatten den Krieg gegen die Föderation verloren; sie stellten jetzt für niemand eine Bedrohung dar. Warum also wurden sie systematisch unterdrückt?
    In dieser Nacht schlief Par unruhig und lag schon wach, als Elise vor Tagesanbruch in den Schlafraum schlüpfte, um ihm zuzuflüstern, daß Teel gekommen sei, um sie abzuholen. Schnell verließ er das Bett und weckte Coll und Morgan. Sie zogen sich an, nahmen ihre Waffen und begaben sich in die Küche hinunter, wo Teel wartete, ein Schatten an der Tür. Elise brachte ihnen heißen Tee und Brot und küßte sie, Jilt warnte sie eindringlich vor den Gefahren, die draußen auf sie lauerten. Teel führte sie in die Nacht hinaus.
    Die Morgendämmerung hatte sich noch nicht einmal durch einen kleinen Lichtschein in den vor ihnen stehenden Bäumen angekündigt, und sie huschten leise durch die schlafende Stadt, vier Gespenster auf der Suche nach einem Geist. Kaum hatten sie den Wald erreicht, tauchte Steff aus der Dunkelheit vor ihnen auf. An seinem Gürtel trug er mehrere lange Messer, und eine riesige Keule hing auf seinem Rücken. Er sprach kein Wort, als er anstelle von Teel die Führung übernahm und ihnen voranging. Im Osten schimmerte bereits das Tageslicht, und der Himmel begann sich zu erhellen. Die Sterne zogen sich zurück, und der Mond verschwand. Frost glitzerte auf Blättern und Gräsern wie funkelnde Kristalle.
    Sie marschierten in einem gemächlichen Tempo, immer in Richtung Norden. Sie unterhielten sich wenig, und schon gar nicht darüber, wohin sie gingen. Steff schien nicht gewillt, ihnen Auskunft zu erteilen, und weder die Männer aus dem Tal noch der Hochländer verspürten Lust zu fragen. Wenn der Zwerg sich ihnen mitteilen wollte, würde er dies tun.
    Der Tag verstrich schnell, und bereits am Nachmittag erreichten sie die südlichen Ausläufer des Wolfsktaaggebirges. Sie setzten ihren Marsch ungefähr eine Stunde fort, bis sich der Wald zu lichten begann. Steff führte sie in der Nähe eines kleinen Baches zu einem umgefallenen Baumstamm und machte es sich darauf bequem.
    »Falls man den Gerüchten Glauben schenken kann - und wir haben nichts als Gerüchte -, hält sich Walker Boh im Dunkelstreif auf. Um dorthin zu gelangen, müssen wir das Wolfsktaaggebirge überqueren und von dort nach Osten zum Dunkelstreif. Natürlich gibt es andere Wege - manche würden vielleicht sagen, sicherere Wege. Wir könnten das Wolfsktaaggebirge im Osten oder Westen umgehen, würden aber auf diese Weise fast mit Sicherheit auf Föderationssoldaten oder Gnome stoßen. Im Wolfsktaag dagegen gibt es weder das eine noch das andere. In den Bergen halten sich zu viele Geister und Dinge der alten Magie auf; die Gnome

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