Shannara VI
das Holz zersplittert und zerbrochen. In der Ferne verschwand das erschreckte Gespann in der Dämmerung. Chandos kroch unter dem Wrack hervor, die stämmigen Arme um Padishar geschlungen. Der Anführer der Geächteten hatte seine Hände befreit und löste gerade den Knebel. Feuer brannte in seinen Augen, als er versuchte, allein zu stehen.
»Haltet nicht ein!« keuchte er. »Geht weiter!«
Die anderen Freigeborenen erreichten sie. Ihre Kleidung war blutgetränkt und zerrissen. Sie waren weniger als zuvor, und einige waren verwundet. Rufe und Schreie folgten ihnen, und ein weiterer Trupp Soldaten eilte auf den Platz.
»Schnell! Hier entlang!« rief Damson drängend und begann zu laufen.
Sie mühten sich durch ein Labyrinth regengetränkter Gebäude die verschmutzte Straße hinab. Dunst stieg von dem feuchten, erhitzten Gestein auf, als sich die Luft abkühlte und alles, was weiter als zwanzig Fuß entfernt war, hinter einem Schleier verschwand. Immer mehr Föderationssoldaten erschienen, drangen mit gezogenen Waffen aus den Seitenstraßen heran. Die Geächteten traten ihnen entgegen, drängten sie zurück und kämpften darum, freizukommen. Matty Roh schlug sich katzenschnell und tödlich an vorderster Front und eröffnete für die anderen einen Weg. Chandos und Morgan kämpften zu beiden Seiten Padishars, dem noch die Kraft fehlte, sich selbst zu beschützen, obwohl er bereit war, es zu versuchen. Er fiel ständig hin, und schließlich mußte Chandos ihn hochheben und tragen.
Sie erreichten eine Brücke, die ein trockenes Flußbett überspannte, und stolperten müde hinüber. Ohne den Wagen, der sie hätte befördern können, ermüdeten sie schnell. Fast die Hälfte jener, die mit in die Stadt gekommen waren, um Padishar zu befreien, waren bereits tot. Mehrere jener, die übriggeblieben waren, waren so schwer verwundet, daß sie nicht mehr kämpfen konnten. Föderationssoldaten kamen von überall her auf sie zu. Sie wurden von den Toren herangerufen, wohin die Kunde von der Flucht getragen worden war. Die kleine Gesellschaft kämpfte tapfer um ihr Vorwärtskommen, aber die Zeit wurde knapp. Bald würden zu viele Soldaten da sein, als daß sie ihnen noch aus dem Weg gehen konnten. Auch der Dunst und der Regen würden sie dann nicht verbergen können.
Eine Gruppe von Reitern drang aus dem Dunst hervor, erschien so schnell, daß keine Chance zum Entkommen blieb. Morgan sah, wie sich Matty zur Seite warf, und versuchte, es ihr gleichzutun. Einige von ihnen wurden beiseite gestoßen, als die Geächteten überrannt wurden. Die Pferde stolperten und gingen in dem Handgemenge zu Boden, und auch ihre Reiter fielen. Schreie und Rufe erhoben sich aus der kämpfenden Masse. Chandos war verschwunden, unter einem Berg von Körpern begraben. Padishar sprang zur Seite und fiel auf die Knie. Morgan erhob sich und stand auf einmal ganz allein mitten auf der Brücke und schwang das Schwert von Leah auf alles zu, was in seine Reichweite gelangte. Er stieß den Schlachtruf seiner Familie aus: »Leah! Leah!« Er suchte Kraft in seinem Klang und kämpfte darum, jene, die geblieben waren, um ihm zur Seite zu stehen, wieder um sich zu versammeln.
Eine Sekunde lang dachte er, sie wären verloren.
Dann kam Chandos wieder in Sicht. Er blutete und war in furchtbarem Zustand, aber er stieß Föderationssoldaten beiseite wie totes Holz, während er zu der Stelle stolperte, an der Padishar an der Brückenmauer lehnte, und den Anführer der Geächteten wieder hochzog. Damson rief ihnen von irgendwo vor ihnen etwas zu und drängte sie vorwärts. Matty Roh erschien erneut, schoß auf den letzten noch stehenden Föderationssoldaten zu, tötete ihn mit einem einzigen Schlag und eilte weiter. Morgan und die Geächteten folgten ihr und glitten dabei auf der blutigen Nässe, die die Oberfläche der Brücke bedeckte, aus.
Am unteren Ende des Dammes sahen sie Damson in den geöffneten Toren eines großen Lagerhauses stehen und ihnen bedeuten, sie sollten sich beeilen. Sie kämpften darum, zu ihr zu gelangen, hörten Verfolgungsgeräusche - Stiefel, die durch den Schlamm gezogen wurden, Waffen, die gegen Rüstungen stießen, Flüche und Wutschreie. Sie betraten eilig das düstere Gebäude, und Damson schlug die Tore hinter ihnen zu und verriegelte sie. Der Maulwurf streckte seinen Kopf aus einer Falltür, die in den Schatten der Rückseite des Gebäudes fast verloren war, und verschwand wieder.
»Hinab in die Tunnel!« befahl Damson und deutete
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