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Shannara VI

Titel: Shannara VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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ausweitete, zu einem vertrauten Gefühl des Verlusts, zu den Anfängen eines verzweifelten Bedürfnisses, die Magie wieder zu erleben. Er kämpfte dagegen an, warnte sich selbst, daß er nicht zulassen dürfe, daß die Magie ihn beherrsche, wie sie es schon zuvor getan hatte, rief Bilder von Par und Walker und schließlich auch von Quickening herauf, um seine Entschlossenheit zu stärken. Er streckte die Hand nach Matty aus und nahm ihre Hand. Ihr Griff festigte sich um den seinen, als spüre sie seine Angst, und sie hielt ihn fest.
    Laß mich nicht los, betete er im stillen. Laß mich nicht fallen.
    Staub und Feuchtigkeit erfüllten seine Lungen, und er hustete gegen die Dichte der Luft an und kämpfte um Atem. Seine Müdigkeit lastete schwer auf ihm, als lägen Ketten an seinen Gliedern und auf seinem Körper. Sie liefen weiter, und das Licht wurde jetzt heller und kam näher. Mattys abgehackter Atem paßte zu dem Trommeln ihrer Stiefel auf dem Stein. Das Blut pulsierte in seinen Ohren.
    Dann befanden sie sich in dem Licht, einer Säule der Helligkeit von einem Abflußgitter in der darüberliegenden Straße. Regen stürzte kaskadenförmig herab und bildete einen silbernen Vorhang, und Donner rollte über den Himmel. Matty brach an einer Wand zusammen und zog ihn mit sich hinab. Sie saßen mit den Rücken gegen den kühlen Stein und keuchten.
    Sie wandte sich ihm zu. Ihre Augen waren ungezähmt und wild, und ihre verlorenen Gesichtszüge leuchteten. Sie sah aus, als wollte sie vor Freude aufschreien. Sie sah aus, als hätte sie etwas entdeckt, das sie für immer verloren geglaubt hatte.
    »Das war wunderbar!« sagte sie und lachte wie ein Kind.
    Als sie das Erstaunen in seinem Gesicht sah, beugte sie sich schnell hinüber und küßte ihn fest auf den Mund. Sie behielt diesen Kuß lange bei, legte ihre Arme um ihn und hielt ihn fest.
    Dann gab sie ihn frei, lachte erneut und zog ihn hoch. »Komm, wir müssen die anderen einholen! Komm, Morgan Leah! Lauf!«
    Sie gingen den Tunnel weiter hinab, und die Geräusche des Unwetters folgten ihnen in die Dunkelheit. Sie liefen nicht weit, sondern verhielten ihren Schritt, als ihre Kraft nachließ. Ihr Sehvermögen paßte sich der Dämmerung an, und sie konnten die Bewegungen der Ratten ausmachen. Der Regen schoß die Gitter in immer heftigeren Bächen herab, und bald standen sie knöcheltief im Wasser. Von Lichtschacht zu Lichtschacht bahnten sie sich ihren Weg, lauschten auf die Geräusche sowohl jener, die ihnen vielleicht folgen würden, als auch jener, die sie suchten. Sie hörten Schreie und Rufe von den Straßen, das Galoppieren von Pferden, das Rumpeln von Wagen und das dumpfe Aufschlagen von Stiefeln. Die Stadt wimmelte von Soldaten, die nach ihnen suchten, aber im Moment waren es nur oberirdische Geräusche.
    Noch immer war kein Zeichen von Damson und den Geächteten zu sehen.
    Schließlich erreichten sie eine Abzweigung in dem Gang, so daß sie wählen mußten. Morgan tat sein Bestes, aber es gab nichts, was ihm bei dieser Entscheidung hätte helfen können. Wenn das Regenwasser das untere Stockwerk nicht überflutet hätte, wären dort vielleicht Spuren gewesen. Sie drängten vorwärts, Seite an Seite, Matty Roh dicht bei ihm, als fürchtete sie, sie könne ihn an die Dunkelheit verlieren. Die Entfernung zwischen den Gittern begann größer zu werden, bis der Tunnel so dunkel war, daß sie kaum noch etwas sehen konnten.
    »Ich glaube, wir haben eine Abzweigung verpaßt«, sagte Morgan leise und ärgerlich.
    Sie gingen wieder zurück und versuchten es erneut. Der neue Gang führte in Windungen zunächst scharf zu einer und dann zu der anderen Seite, und erneut vergrößerte sich der Abstand zwischen den Gittern, und das Licht begann schwächer zu werden. Sie fanden eine geschwärzte, in die Steinmauer getriebene Fackel, und es gelang ihnen, sie mit Mattys Feuersteinen zu entzünden. Es dauerte lange, und als die Fackel brannte, konnten sie Bewegung in den wassergefüllten Gängen hinter sich hören.
    »Sie sind dort hereingekommen - oder haben einen anderen Weg gefunden«, flüsterte das Mädchen und lächelte ihm heimlich zu. »Aber sie werden uns nicht erwischen, und wenn es ihnen gelingen sollte, werden sie es bitter bereuen. Komm!«
    Sie eilten durch Tunnel voran, die zunehmend enger wurden. Die Gitter verschwanden schließlich vollständig, und die Fackel wurde zu ihrer einzigen Lichtquelle. Die Stunden vergingen, und es wurde offensichtlich, daß sie sich

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