Shannara VI
sie ist dort. Ich bin durch die Mauern des Turms geklettert. Sie war genau auf der anderen Seite. Ich konnte sie durch den Stein atmen hören. Sie hat geschlafen.«
Der Talbewohner und der Anführer der Geächteten wechselten einen schnellen Blick. »Wie gut wird sie bewacht?« drängte Padishar.
Der Maulwurf führte seine Hände zu den Augen und rieb sie leicht mit seinen Knöcheln. »Soldaten standen an der Tür Wache, am Fuß der aufwärts führenden Treppe, am hineinführenden Tor. Sie patrouillieren in den Gängen und auf den Wegen. Es sind viele dort.« Er blinzelte. »Und es gibt dort auch Schattenwesen.«
Padishar sackte zusammen. »Sie wissen es«, flüsterte er rauh.
»Nein«, widersprach Par. »Noch nicht.« Er wartete darauf, daß Padishars Blick den seinen erwiderte. »Wenn sie es wüßten, würden sie sie nicht schlafen lassen. Sie sind nicht sicher. Sie werden auf Felsen-Dall warten - genau wie sie es schon zuvor getan haben.«
Padishar sah ihn einen Moment lang schweigend an, und ein Schimmer der Hoffnung zeigte sich auf seinen rauhen Zügen. »Vielleicht hast du recht. Also müssen wir sie herausholen, bevor dies geschieht.«
»Du und ich«, sagte Par leise. »Wir beide gehen.«
Der Anführer der Geächteten nickte, und ein Verständnis verband sie, das tiefer ging als alles, was Worte hätten ausdrücken können. Padishar erhob sich, sie standen sich in der Düsterkeit der schäbigen Räume des Maulwurfs gegenüber, und die Entschlossenheit härtete sie gegen das ab, was mit großer Sicherheit vor ihnen lag. Par schob die unbeantworteten Fragen und die Verwirrung durch das Schwert von Shannara beiseite. Er begrub seine Zweifel über den Gebrauch seiner eigenen Magie. Soweit es Damson betraf, würde er alles tun, was nötig war, um sie zu befreien. Nichts anderes war wichtig.
»Wir werden nah an sie herangelangen müssen«, erklärte Padishar weich und schaute auf den Maulwurf hinab. »So nah wie möglich, ohne gesehen zu werden.«
Der Maulwurf nickte ernst. »Ich kenne einen Weg.«
Der große Mann streckte die Hand aus und berührte seine Schulter. »Du wirst mit uns kommen müssen.«
»Die liebliche Damson ist meine beste Freundin«, sagte der Maulwurf.
Padishar nickte und nahm seine Hand fort. Dann wandte er sich zu Par um.
»Wir werden sie jetzt holen gehen.«
Kapitel 4
Der Mann in der Festung war Walker Boh, und er bewanderte ihre Brustwehren und Zinnen, ihre Türme und Verliese, all die Gänge und Wege, die ihre Grenzen bestimmten, wie der Geist, der er gewesen war, und der Verbannte, als der er sich fühlte. Paranor, die Druidenfestung, war zurückgebracht worden, zurückgekommen in die Welt der Menschen, von Walker und der Magie des Schwarzen Elfensteins wieder zum Leben erweckt. Paranor stand wieder da, wo es schon dreihundert Jahre zuvor gewesen war, erhob sich aus dem dunklen Wald, in dem Wölfe umherstrichen und Dornen von der Größe von Lanzenspitzen abwehrend hervorragten. Es erhob sich aus der Erde, auf einer Klippe gelegen, wo es über das ganze Tal, das es dominierte, hinweg gesehen werden konnte, vom Kennon bis zum Jannisson, von einer Kammlinie der Drachenzähne zur anderen. Türme und Mauern und Tore. So solide wie der Stein, aus dem es vor mehr als tausend Jahren erbaut worden war, war es der Keep der Legenden und Sagen, die noch einmal wahr gemacht wurden.
Aber Schatten, dachte Walker Boh in seiner Verzweiflung, was das gekostet hatte!
»Sie wartete im Brunnen des Turmes auf mich, die Essenz der Druidenmagie, die er als Wächter zurückgelassen hatte«, erklärte Walker Cogline in dieser ersten Nacht, der Nacht, in der er aus dem Keep entkommen war, obwohl Allanon als Geist anwesend war. »All diese Jahre hatte er gewartet, sein Geist oder ein Teil dieses Geistes, eingeschlossen in den sich windenden Nebel, der die Mord Wraiths und ihre Verbündeten vernichtet und Paranor aus dem Land der Menschen vertrieben hatte, um auf den Zeitpunkt zu warten, an dem sie zurückgerufen werden würden. Der Schatten Allanons hat anscheinend auch gewartet, dort in den Wassern des Hadeshorn, wohl wissend, daß sich das Bedürfnis nach dem Keep und seinen Druiden eines Tages als unerbittlich erweisen würde, daß die Magie und das Wissen, die sie handhabten, bereitgehalten werden müßten gegen die Möglichkeit, daß die Entwicklung der Geschichte einen anderen Weg einschlug als den, den er prophezeit hatte.«
Cogline hörte zu und sagte nichts. Er empfand noch immer Ehrfurcht
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