Shannara VI
zu entgleiten, die er so dringend brauchte, wurde eine neue Facette der Verwandlung lebendig und ließ ihn hochfahren. Ihre Bedürfnisse, ihre Gegenwart, ihre Entschlossenheit, gehört zu werden, drangen in sein Gedächtnis. Jedes Mal versuchte er dagegen anzukämpfen. Er wollte nicht ihre Existenz verhindern, denn das hatte keinen Sinn, aber er wollte demonstrieren, daß sie nicht fraglos akzeptiert wurde, daß das Wissen begutachtet und erwogen wurde, daß er sein Gesicht zu erkennen suchte und sich dadurch vor blindem Gebrauch schützte. Die Druiden waren nicht sein Schöpfer, erinnerte er sich wieder und wieder. Die Druiden hatten ihm nicht sein Leben geschenkt, und es sollte ihnen nicht erlaubt werden, daß sie sein Schicksal bestimmten. Er würde das tun. Er würde entscheiden, wie er leben wollte, ob mit der Macht der Magie oder ohne sie, und indem er dies tat, würde er nur sich selbst gegenüber verantwortlich sein.
Cogline und Ondit blieben bei ihm. Sie waren genauso erschöpft wie er, hatten aber Angst um ihn und waren entschlossen, ihn nicht allein dem gegenübertreten zu lassen, was vor ihm lag. Walker mußt Coglines Stimme hören, hin und wieder als Antwort auf seine eigene hören, als Vorsichtsmaßnahme und Rückversicherung, um seine Wehklagen des Abscheus zu dämpfen. Ondit war die Struppige, düstere Gewißheit, daß sich einige Dinge niemals ändern würden, eine so solide und verläßliche Gegenwart, wie der Tagesanbruch nach der Nacht, das Versprechen, daß es auch aus den schlimmsten Alpträumen ein Erwachen geben könnte. Zusammen unterstützten sie ihn in einer Weise, die er nicht annähernd beschreiben konnte und die sie umgekehrt auch nicht annähernd verstehen konnten. Es genügte, daß sie wußten, daß dieser Bund bestand.
Drei weitere Tage vergingen, bevor die Veränderung schließlich zum Ende gelangte und die Umwandlung abgeschlossen war. Plötzlich hörten die Hände auf, zu gestalten, die Augen verschwanden und das Flüstern verklang. In Walker Boh wurde plötzlich alles still. Er schlief endlich und träumte nicht, und als er erwachte, wußte er, daß er, obwohl er auf eine Art verwandelt worden war, die er nur annähernd zu begreifen begann, dennoch tief in sich selbst dieselbe Person geblieben war, die er immer gewesen war. Er hatte sich das Herz eines Mannes bewahrt, der den Druiden und ihren Magien mißtraute, und während die Druiden jetzt in ihm lebten und sich zu allem äußerten, wie er sein Leben führte, würden sie trotzdem von einem Glauben regiert werden, der vor ihrer Ankunft dagewesen war und ihren Aufenthalt überleben würde. Walker erhob sich in der Einsamkeit seines Schlafraums. Er war in der Dunkelheit, die der fensterlose Raum schuf, allein und das erste Mal, seit er sich erinnern konnte, in Frieden mit sich selbst. Er hatte die lange furchtbare Reise zur Erledigung der Aufgabe, die ihm übertragen worden war, beendet und schließlich auch die Prüfung der Umwandlung, die ihm auferlegt worden war. Vieles war unerledigt geblieben und ziemlich viel war verloren worden, aber wichtiger als alles andere war, daß er überlebt hatte.
Er ging dann hinaus zu Cogline und sah ihn in der Nähe sitzen. Die Moorkatze lag zusammengerollt zu seinen Füßen. Sorgenlinien waren in das Gesicht des alten Mannes gegraben und Unsicherheit in seinen Augen widergespiegelt. Er trat zu ihm und hob ihn hoch, als sei er ein Kind - durch die Umwandlung war er selbst unglaublich stark geworden, er war von den Händen und den Augen und den Stimmen verändert worden, bis er zehn Männern entsprach. Er legte seinen gesunden Arm um den zerbrechlichen Körper und umfaßte sanft seinen alten Mentor.
»Es geht mir wieder gut«, flüsterte er. »Es ist vorbei, und ich bin sicher.«
Und der alte Mann umfaßte ihn und weinte an seiner Schulter.
Sie sprachen dann miteinander, wie sie es seit jeher getan hatten, zwei Männer, die mehr an Überraschungen im Leben erfahren hatten, als ihr Anteil hätte sein sollen, und die durch den gemeinsamen Bund der Druidenmagie und durch die Schicksale, die sie in diese Zeit und an diesen Ort geführt hatten, vereint waren. Sie sprachen über Walkers Umwandlung, über die Gefühle, die dies hervorgerufen hatte, über das Wissen, das es gebracht hatte, und über die Bedürfnisse, die es vielleicht befriedigen könnte. Sie waren wieder eine Einheit, Menschen aus Fleisch und Blut, und Paranor war zurückgekehrt. Es war der Anfang einer neuen Ära in der Welt
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