Shannara VI
waren sie wieder auf den Beinen und brachen auf. Sie befuhren den Mermidon bis zum Sonnenuntergang in südlicher Richtung auf den Runne zu und lagerten dann in der Nähe eines Eschenhains in einem Gewirr von Felsen, das sich zu einer schmalen Sandbank hin öffnete. Sie nahmen ein kaltes Abendessen zu sich, rollten sich in ihre Decken und schliefen erneut. Zwei Tage waren vergangen, ohne daß viel gesprochen worden wäre. Die Gemüter waren gereizt, und die Unsicherheit über die Richtung, die sie eingeschlagen hatten, hatte jegliche wirkliche Bemühung um Kommunikation erstickt. In Tyrsis war eine Verbundenheit spürbar gewesen, die hier fehlte - vielleicht wegen der Zweifel, die sie gegenseitig hegten, vielleicht wegen ihres Unbehagens darüber, was ihnen bevorstehen könnte. In Tyrsis hatte es einen Plan gegeben - oder zumindest die Ansätze eines Plans. Hier war nur eine vage Entschlossenheit vorhanden, weiterhin nach Par Ohmsford zu suchen, bis sie ihn gefunden hätten. Sie hatten gewußt, wo Padishar war, und sie hatten das Gefühl gehabt, daß sie eine gewisse Kontrolle darüber hätten, wie sie ihn erreichen könnten. Aber Par konnte überall sein, und nichts ließ vermuten, daß sie nicht bereits zu spät kamen, um ihm zu helfen.
Daher machte sich außerordentliche Erleichterung breit, als Damson am nächsten Morgen das Skree herausnahm, ihre Hand nach Süden ausrichtete und das Kupfermetall sogar in den Schatten der Felsen, die sie ringsum einschlossen, hell leuchtete. Ein Moment des Zögerns entstand, und dann lächelten sie einander wie wiederentdeckte alte Freunde an und brachen mit neugewonnener Entschlossenheit auf.
Danach ließ die Spannung nach, und das Gefühl der Kameradschaft, das sie bei der Befreiung von Padishar geteilt hatten, kehrte erneut zurück. Das Skiff bahnte sich seinen Weg den Fluß hinab, und das Wasser, das wieder ruhig und glatt geworden war, trug sie stetig südwärts. Der Tag war heiß und windstill, und die Reise ging langsam voran, aber die beiden Frauen und der Hochländer verbrachten ihre Zeit damit, Gedanken und Träume auszutauschen, sich ihren Weg an den Schranken vorbei zu bahnen, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatten, und tauschten ihre Gedanken und Gefühle aus, bis sie sich wieder miteinander wohl fühlten.
Bei Einbruch der Nacht befanden sie sich tief im Runne. Die Berge erhoben sich als schattenhafte Mauer in der zunehmenden Dunkelheit, schlossen das Sternenlicht aus und ließen nur ein schmales Himmelsband über ihnen zurück. Sie lagerten auf einer Insel, die aus einem Sandstrand und gebleichtem Treibholz bestand, das eine Ansammlung verkümmerter Pinien umgab. Die Luft blieb drückend und war mit beißenden Flußgerüchen gesättigt - nach toten Fischen, Schlammstellen und Stromschnellen. Morgan angelte, und sie brieten seinen Fang über einem Feuer, aßen ihn, tranken von dem Bier, das Damson mit sich trug, und beobachteten, wie der Strom vorüberfloß. Damson gebrauchte das Skree, und es leuchtete hell kupferfarben, wenn es nach Süden gehalten wurde. Vorerst war damit alles gut. Sie waren weniger als einen Tag weit von der Stelle entfernt, an der sich der Mermidon in den Regenbogensee ergoß. Vielleicht würden sie dort etwas darüber erfahren, wo Par sich jetzt aufhielt.
Nach einiger Zeit streckten sich Damson und Matty auf ihren Decken aus, um zu schlafen, während Morgan an das Flußufer hinunterschlenderte, sich dort niederließ und an andere Zeiten und Orte dachte. Er wollte die Fäden von allem, was geschehen war, zusammenführen, um einen Sinn in dem zu entdecken, was kommen würde. Er war es müde, vor einem Feind davonzulaufen, über den er noch immer fast gar nichts wußte, und dachte wie so oft, daß er doch etwas erkennen müßte, wenn er nur lang genug über die Angelegenheit nachdachte. Aber die Fäden liefen vor ihm auseinander, als seien sie vom Winde verweht, und er konnte sie offenbar nicht zusammenführen. Sie trieben dahin und verstreuten sich, und die Fragen, die ihn seit Wochen quälten, blieben unbeantwortet.
Er grub mit einem Stock im Sand, als Matty erschien und sich neben ihn setzte.
»Ich konnte nicht schlafen«, sagte sie. Ihr Gesicht war blaß und wirkte im Sternenlicht abweisend. Ihre Augen waren unermeßlich tief. »Was machst du?«
Er schüttelte den Kopf. »Nachdenken.«
»Worüber?«
»Über alles und nichts.« Er lächelte sie schnell an. »Ich kann anscheinend zu keinem Schluß kommen. Ich dachte, ich könnte
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