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Shannara VI

Titel: Shannara VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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käme.«
    Er dachte, nein, ich will nicht darüber sprechen, ich will nicht einmal darüber nachdenken, nicht mit dir, nicht mit irgend jemandem! Aber dann sah er sie erneut in seinem Geist, wie sie ihre verunstalteten Füße in dem Fluß badete und ihm erzählte, wie sie so mißgestaltet geworden waren, wie die Vergiftung des Landes ihr Leben für immer verändert hatte. War der Schmerz ihrer Erinnerungen denn geringer als seiner? Er dachte auch an Quickening, wie sie im Sterben lag und das zerstörte Schwert von Leah wieder heilte, ihm einen Teil von sich selbst gab, den er mit sich nehmen konnte, etwas, das ihren Tod überdauern würde. Was sie für ihn zurückgelassen hatte, war nicht dazu gedacht, geheim oder verborgen gehalten zu werden. Es sollte geteilt werden.
    Und Erinnerungen waren keine Schätze aus Glas, die man in einer Schachtel verschlossen halten mußte. Sie waren helle Bänder, die man in den Wind hängen sollte.
    Er wandte seine Hand um und faßte die ihre. Dann beugte er sich so nah heran, daß er ihr Gesicht deutlich sehen konnte, und begann zu sprechen. Er sprach lange Zeit, fand es zunächst schwierig und dann leichter, arbeitete sich durch das Labyrinth von Empfindungen, das in ihm aufstieg, suchte nach Worten, die manchmal nicht kommen wollten, zwang sich weiterzumachen, selbst wenn er dachte, daß er es wohl doch nicht könnte.
    Als er geendet hatte, hielt sie ihn fest, und ein Teil des Schmerzes glitt von ihm ab.
    In der Morgendämmerung brachen sie erneut auf. Das Tageslicht unter den Regenwolken war grau und dunstig. Sie rollten von Westen heran wie eine schwere, dunkle Lawine, die alles in ihrem Weg überrollte. Es war heiß und ruhig auf dem Fluß, und das Geräusch der Wellen, die gegen die Wände der Schlucht schlugen, hallte scharf wider, während sie sich ihren Weg flußabwärts bahnten. Morgan setzte die Segel, aber es war zu wenig Wind da, als daß es geholfen hätte, und nach einer Weile holte er es wieder ein und überließ das Boot der Strömung. Es war fast Mittag, als sie unterhalb der Südwache vorüberkamen, unterhalb des schwarzen Obelisken, der groß und still und undurchdringlich hoch über ihnen aufragte und seinen Schatten wie etwas Verbotenes über den Mermidon warf. Sie betrachteten ihn mit Widerwillen, während sie vorüberfuhren, denn sie dachten an die dunklen Wesen, die darin warteten, und verspürten Unbehagen, als sie daran dachten, daß sie vielleicht beobachtet wurden. Aber niemand erschien, und sie segelten unangefochten vorüber. Die Südwache verschwand in der Ferne, verschmolz mit dem Dunst und war fort.
    Kurz darauf erreichten sie die Mündung des Flusses. Seine Oberfläche erstreckte sich in die Ferne und ging im Regenbogensee auf, dessen glasartiger Wasserspiegel in einem intensiveren Blau schimmerte. Der Regenbogen, der dem See seinen Namen gegeben hatte, war nur schwach zu sehen. Er glänzte in der Hitze und dem Dunst, schwebte über dem Wasser wie ein verwittertes, verblaßtes Banner, das frei in der Luft schwebt. Sie lenkten das Skiff zum Westufer, zogen es aufs Land und betraten eine kahle Fläche, die östlich und südlich zum Wasser hin abfiel und sich im Nordwesten über eine Ebene hinweg bis zu einer Hügelkette am Horizont erstreckte. Sie atmeten die Luft ein und sahen sich um, konnten aber, so weit sie sehen konnten, nur verkümmertes Gras und verkrüppelte, unbelaubte Eisenbäume entdecken.
    Damson strich ihr feuerrotes Haar zurück, band es mit einem Tuch über ihrer Stirn fest und zog das Skree hervor. Sie hielt es auf ihrer geöffneten Handfläche vor sich und richtete es nach Süden. Morgan sah, daß die halbe Scheibe hell kupferrot zu leuchten begann.
    Sie wollte es schon wegstecken, überlegte es sich dann aber offensichtlich anders und probierte noch einmal die anderen Himmelsrichtungen aus. Als sie sich gen Norden wandte, in die Richtung, aus der sie gekommen waren, schimmerte das Skree erneut. Diesmal war es ein kleines, schwaches Pulsieren. Damson betrachtete es ungläubig, schloß ihre Hand darüber, wandte sich ab und dann wieder zurück, um ihre Hand erneut zu öffnen. Wieder schimmerte das Skree unruhig.
    »Warum tut es das?« fragte Matty sofort.
    Damson schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich habe niemals davon gehört, daß es sich so verhalten könnte.«
    Sie wandte sich erneut gen Süden und ließ ihre Handfläche dann den Horizont von Osten nach Westen und wieder zurück abtasten. Dann tat sie das gleiche, indem

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