Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara VI

Titel: Shannara VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
sie gefällt hatte, schmerzte. Ein Knebel füllte ihren Mund aus, und er war so gut befestigt, daß sie nur durch die Nase atmen konnte. Ihre Hände waren hinter ihren Rücken gebunden und ihre Handgelenke mit Stricken festgezurrt, die in die Haut einschnitten. Staub und der Geruch ihres eigenen Schweißes und ihrer Angst stiegen ihr in die Nase.
    »Ah, Lady, Mylady, die Hübscheste der Hübschen, Regentin der Westlandelfen - Ihr seid so eine Närrin!« Die Stimme wurde zu einem Zischen. »Setzt Euch auf und seht mich an.«
    Sie wurde seitlich am Kopf von einem Schlag getroffen, der sie erneut zu Boden warf, und wieder krallte sich die Faust in ihr Haar und riß sie hoch. »Seht mich an!«
    Sie hob den Kopf und schaute in Tib Arnes blaue Augen. Jetzt war kein Lachen in ihnen zu sehen, nichts von dem Jungen, den er gespielt hatte. Sie waren hart und kalt und voller Drohung.
    »Hat die Katze Eure Zunge?« spottete er und lächelte sie freudlos an. An seinen Händen klebte Blut. »Die Katze hat Eure Zunge, und ich habe Schlaf nötig. Aber was soll ich mit Euch machen? Welchen Dienst soll ich der Königin der Elfen erweisen?«
    Er wirbelte herum, lachte leise, schüttelte den Kopf, beglückwünschte sich fröhlich. Wren sah sich in qualvoller Erkenntnis um. Erring Rift lag tot neben ihr auf dem Boden, und die tödliche Klinge steckte noch immer bis zum Heft in seinem Rücken. Grayl lag genauso leblos ein wenig weiter entfernt, und der größte Teil seines Kopfes fehlte. Hoch über ihm ragte Gloon auf. Er war auf einmal genauso groß wie der Rock. Seine Federn spreizten sich wie Stacheln von seinem sehnigen Körper, Klauen und Schnabel waren bereits rot von Blut des toten Rock, und er riß gerade weitere Stücke Fleisch aus ihm heraus. Plötzlich hielt Gloon in seiner Mahlzeit inne und schaute zu ihr herüber. Seine gewölbte Stirn war gefurcht, und was sie in den Augen des Kampfhaubenwürgers sah, war unverhüllter Hunger.
    Der Atem stockte in ihrer Kehle, aber sie konnte nicht fortschauen.
    »Größer als Ihr ihn in Erinnerung hattet, nicht wahr?« sagte Tib Arne, der plötzlich wieder sehr nah war und dessen Schatten sie umhüllte, während er sich herabbeugte. Sein hartes Gesicht strafte seine jungenhafte Stimme Lügen. »Das war Euer erster Fehler - zu denken, daß wir wären, was wir schienen. Ihr wart sehr einfältig.«
    Er packte ihren Hals und wandte ihr Gesicht zu sich um. »Es war leicht, wirklich. Ich hätte jederzeit in das Lager gelangen können, hätte Euch erzählen können, daß ich irgendein Freund wäre. Aber ich habe geduldig und klug gewartet. Ich habe den Boten der Geächteten gesehen und ihn abgefangen. Er hat mir alles erzählt, bevor er starb. Dann habe ich seinen Platz eingenommen. Ich brauchte Euch nur einen Moment lang allein zu erwischen, seht Ihr. Das war alles.«
    Seine Augen tanzten. Plötzlich begann er sie mit seiner freien Hand zu schlagen. Er hielt sie fest, während er dies tat, damit sie nicht fiel. »Aber Ihr wolltet mir das nicht zugestehen!« Er hielt inne, riß ihr blutiges Gesicht herum, so daß sie ihn erneut ansehen mußte. Sein blondes Haar war in Unordnung, und seine blauen Augen funkelten, aber jetzt konnte die sympathische Erscheinung des Jungen nicht mehr das Monster verbergen, das unmittelbar unter der Oberfläche der Haut lauerte und danach drängte, hervorzubrechen. »Ihr habt versucht, mich fortzuschicken, und während ich fort war, habt Ihr diesen Nachtangriff auf die Föderationsarmee geführt! Dummes, dummes Mädchen! Sie sind nichts! Das einzige, was Ihr erreicht habt, ist, die Dinge ein wenig zu verlangsamen und uns zu zwingen, die Kriecher einfach ein wenig früher herzubringen, uns dazu zu zwingen, um so härter zu arbeiten!«
    Er fiel vor ihr auf die Knie, während seine Hand noch immer mit eisernem Griff um ihren Hals lag. Ein einziges Wort wiederholte sich in ihrem vom Schmerz getrübten Geist wieder und wieder. Schattenwesen.
    »Aber ich habe jene Männer getötet, das heißt, Gloon hat das für mich getan. Er hat sie in Stücke gerissen, und ich habe ihren Schreien zugehört und nichts getan, um ihren Tod zu beschleunigen. Aber es war Euer Fehler, daß sie sterben mußten, nicht meiner. Ich habe Gloon befohlen, sich zu verstecken, und bin zurückgekehrt - zu spät, um Euren einfältigen Nachtangriff zu stoppen, aber früh genug, um sicherzustellen, daß es nicht wieder geschehen würde. Und dann wartete ich ab, denn ich wußte, daß die Gelegenheit kommen

Weitere Kostenlose Bücher