Shannara VII
gewöhnlich mit seinen Freunden und seinen Nachbarn und versicherte ihnen, daß nichts Ungehöriges in jener Nacht geschehen wäre. Er hatte ein Schwert für mögliche Käufer geschmiedet, und sie waren wieder fortgegangen, um über den Wert ihres Erwerbs nachzudenken. Er lächelte, als er das sagte. Er schien ziemlich ruhig. Aber seine Augen hatten einen gehetzten, abwesenden Blick.
Einen Monat später hatte er die Stadt verlassen. Mina und seine Kinder und Enkelkinder gingen mit ihm, die gesamte Familie. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits Gerüchte, daß er seinen Körper und seine Seele den dunklen Wesen verkauft hätte, die im Norden lebten. Niemand wollte noch etwas mit ihm zu tun haben. Es war nur gut, daß er fort war, stimmten alle überein.
Niemand wußte, wohin er gegangen war. Es gab natürlich Gerüchte. Es gab immer Gerüchte.
Einige sagten, er wäre nach Norden ins Grenzland gegangen und hätte sich dort mit seiner Familie niedergelassen. Andere meinten, er hätte seinen Namen geändert, damit niemand erführe, wer er war.
Jahre später behauptete ein Mann, ihn gesehen zu haben. Jemand, der mit Juwelen handelte und der eine weite Strecke der Vier Länder auf der Suche nach neuen Märkten durchreist hatte. Es war in einem kleinen Dorf oberhalb des Regenbogensees gewesen, berichtete er, wo er Urprox Screl gesehen hätte.
Nur, daß er den Namen Screl nicht mehr benutzte.
Er nannte sich jetzt Creel.
Kapitel 24
Wind und Regen zerrten an den Schutzwällen der Feste Stedden, ein Spiegel der wütenden Kämpfe vor den Toren der breiten Burg. Zweimal war die Nordlandarmee bis zu den Mauern vorgedrungen, und zweimal hatten die Zwerge sie zurückgeschlagen. Mitternacht nahte, der Himmel war schwarz, die Luft schwer vor Regen, so daß es unmöglich war, mehr als ein paar Meter weit zu sehen, wenn nicht gerade das grelle Licht eines Blitzes über das gesamte Rabenhorngebirge zuckte.
Das nächste Mal verlieren wir, dachte Risca, als er die Treppe zum Haupthof hinunterschritt. Er war auf der Suche nach Raybur. Nicht, daß jemand daran gezweifelt hätte. Es war ein Wunder, daß sie sich überhaupt so lange hatten halten können. Es war sogar ein noch größeres Wunder, daß sie nach sechs Wochen Kampf und Rückzug immer noch am Leben waren. Aber jetzt liefen ihnen Zeit und Glück davon. Sie hatten so viel Zeit herausgeschunden, wie überhaupt möglich war.
Wo waren die Elfen? Warum waren sie nicht gekommen? Wochenlang seit ihrer Flucht aus dem Wolfsktaag hatten die Zwerge einen Verteidigungskampf gegen die vorpreschenden Nordländer geführt. Die Armee des Dämonenlords hatte sie bei jedem Ansturm hart getroffen, aber dennoch hatten sie weitergekämpft. Im Wolfsktaag hatten sie Glück gehabt; sie waren beinahe ohne Verluste entkommen. So war es jedoch nicht weitergegangen. In ein Dutzend Kämpfe waren sie seither verwickelt gewesen, und in vielen von ihnen hatten ihre Verfolger die Oberhand gewonnen, sei es durch Beharrlichkeit oder Glück. Viele Zwerge waren niedergemetzelt worden. Dennoch hatten die Ostländer sich stürmisch verteidigt und ihren Angreifern heftige Verluste beigebracht, aber auf Dauer hatten sie keine Chance gegen eine Armee von solcher Stärke und Größe. Die Zwerge waren mutig und entschlossen, aber beinahe jedesmal waren sie weiter zurückgezwungen worden.
Jetzt hatten sie sich tief im Rabenhorngebirge verkrochen, und es bestand die Gefahr, daß sie auch aus diesen schützenden Mauern vertrieben werden würden. Der Wolfsktaag und der Mittlere Anar waren verloren. Culhaven war schon früh gefallen. Der Silberfluß, der vom Regenbogensee nach Cillidellan floß, befand sich ebenfalls in den Händen der Feinde. Sie hatten keine Möglichkeit zu erfahren, welche Teile vom Nordland verloren waren. Vermutlich alle. Sollten die Feinde auch das Rabenhorngebirge einnehmen, so würden die Zwerge gezwungen sein, sich bis zur Hochwarte und der Feste Dun Fee Aran zurückzuziehen. Sollte diese ebenfalls fallen, wäre auch ihr letzter Schlupfwinkel verloren. Dann würde ihnen keine andere Wahl mehr bleiben, als noch weiter nach Osten zu fliehen, in ein Gebiet, das sie bisher so gut wie gar nicht kannten.
Und genau das würde passieren, vermutete Risca. Natürlich waren sie niemals in der Lage, sich längere Zeit zu halten. Die Feste Stedden würde gegen Morgen untergehen. Die Nordländer hatten bereits die Wassergräben und Fallgruben überquert und bauten jetzt eifrig Sturmleitern, die sie an die
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