Shannara VII
nur auf die Rückkehr des Dämonenlords, der nach Osten gegangen war, um die Zwerge anzugreifen. Elfenjäger, die als Kundschafter ausgeschickt worden waren, hatten soviel in Erfahrung bringen können. Dennoch hatte der Hohe Rat noch immer nicht reagiert, sondern darauf gewartet, daß Alyten zurückkehrte und offiziell zum König ernannt würde. Nun war auch Alyten tot, und es waren nur zwei seiner Neffen übriggeblieben, von denen der eine zu klein zum Regieren, der andere sogar zu jung war, um das Ausmaß der Geschehnisse zu begreifen, mit denen sie sich auseinandersetzen mußten. Sollte an ihrer Stelle ein Regent herrschen? Sollten sie mit Hilfe von Ratgebern regieren? Schnell hatte sich das deutliche Gefühl ausgebreitet, daß keine dieser Lösungen ausreichte, um das bevorstehende Unglück abzuwenden, und daß Jerle Shannara als Cousin ersten Grades und erfahrenster Kämpfer und Stratege im Westland die einzige Hoffnung der Elfen war.
Selbst so hätte die Diskussion über diese Angelegenheit noch unendlich weitergeführt werden können, wenn nicht die Umstände gedrängt hätten und Preia Starle derart entschlossen gewesen wäre. Sie war beinahe sofort zu Jerle gekommen, als die Überlebenden die Leiche Alytens zurückgebracht hatten und ein so wilder Streit entbrannt war, daß eine unwiderrufliche Spaltung des Elfenvolks kurz bevorgestanden hatte.
»Du darfst nicht zulassen, daß dies geschieht«, hatte sie Jerle ins Gewissen geredet. Es war Nacht gewesen, einer jener trägen, schläfrigen Abende, an denen die Hitze des Tages immer noch dick und klebrig in den Winkeln von Mund und Augen hing. »Du bist die einzige Hoffnung, die die Elfen haben, und das weißt du. Wir werden kämpfen müssen, wenn wir überleben wollen, Jerle. Die Nordländer werden uns keine Wahl lassen. Wenn dies geschieht, wer anders als du soll uns dann führen? Wenn du uns aber führst, dann als König.«
»Mein Recht auf den Thron wird immer in Zweifel stehen«, hatte er erwidert. Er war es leid, darüber zu diskutieren, und die Notwendigkeit, es doch zu tun, machte ihn krank.
»Liebst du mich?« hatte sie ihn plötzlich gefragt.
»Du weißt, daß ich dich liebe.«
»Und ich liebe dich auch. Also höre jetzt auf mich. Mache mich zu deiner Frau. Mache mich zu deiner Lebenspartnerin und Helferin, zu deiner engsten Vertrauten und ewigen Freundin. Ich bin dir all dies bereits, also ist der Schritt, den du noch tun mußt, nur ein sehr kleiner. Erkläre dem Hohen Rat, daß du König sein willst, und daß du und ich die beiden kleinen Jungen, die ihre Familien verloren haben, adoptieren und zu unseren Söhnen machen wollen. Sie haben sonst niemanden. Warum sollten sie nicht uns haben? Dann wird es kein Gerede mehr geben. Es wird keine Einwände mehr geben. Und die Jungen werden die Möglichkeit haben, wenn sie erwachsen sind, nach dir den Thron zu besteigen. Das wird die Wunden lindern, die ihnen durch den Tod der vielen anderen Ballindarrochs zugefügt wurden, und die Elfen haben die Möglichkeit, sich dem Problem zu stellen, wie sie überleben können!«
Und so war es schließlich geschehen. Preias Beharrlichkeit hatte ihn überwältigt, als nichts anderes es vermochte. Er sollte sich später noch oft über die Einfachheit dieser Lösung wundern. Er hätte Preia ohnehin geheiratet, hatte er sich gesagt. Er liebte sie und wollte sie zur Frau. Sie war der Mensch, der ihm am nächsten stand, seine Vertraute, seine Geliebte. Die Elfen zogen einen König mit Erben vor, und die Familie Ballindarroch war sehr beliebt gewesen, also würden sie die Idee, die Jungen zu adoptieren, unterstützen. Die Forderung nach Jerles Krönung war überwältigend.
Im Schutz von Preias Umarmung schaute er in die Nacht hinaus und erinnerte sich. Wie weit er in so kurzer Zeit gekommen war.
»Möchtest du auch eigene Kinder haben, Preia?« wollte er plötzlich von ihr wissen.
Stille senkte sich herab, während sie über die Frage nachdachte - oder zumindest über ihre Antwort. Jerle versuchte, nicht in Preias Gesicht zu sehen.
»Ich möchte mein Leben mit dir teilen«, sagte sie schließlich. »Im Augenblick ist es schwierig, an etwas anderes zu denken. Wenn die Elfen wieder in Sicherheit sind, wenn der Dämonenlord vernichtet ist…« Sie hielt inne und warf ihm einen langen, festen Blick zu. »Willst du wissen, ob die Bande des Blutes einen Unterschied in meiner Hingabe den Jungen gegenüber machen, die wir als eigene annehmen wollen? Das tun sie nicht. Sie
Weitere Kostenlose Bücher