Shannara VII
einen guten Grund haben, wenn er diesen Weg wählte.
Sie hatten ihn kaum betreten, waren gerade einmal dreißig Meter weit hineingeritten, als Bremen abstieg. Von hier war das sonnengebleichte Tiefland noch immer zwischen den Bäumen sichtbar, während die dunkleren Bereiche des Waldes noch vor ihnen lagen. Der Druide ließ Mareth zurück bei den Pferden und nahm Kinson mit zu einer Gruppe von Eisenbäumen, die er eine Zeitlang gedankenvoll betrachtete, bevor er einen Ast fand, der ihm gefiel und den er Kinson abschneiden ließ. Der Grenzländer tat kommentarlos, wie ihm geheißen, und hackte mit seinem Breitschwert durch das kräftige Holz. Bremen ließ ihn auch die Nebenzweige abhacken, dann nahm er das Holz in seine knotigen Hände und nickte zustimmend. Sie gingen zu den Pferden zurück, stiegen wieder auf und ritten aus dem Wald heraus. Kinson und Mareth sahen einander verwirrt an, schwiegen jedoch.
Ein bißchen weiter, in einem Tal, schlugen sie ihr Lager auf. Das Tal war nicht viel mehr als eine Senke zwischen den Bäumen. Hier mußte Kinson das Eisenbaumholz noch weiter in Form eines Stabs schnitzen. Er arbeitete beinahe zwei Stunden daran, während die anderen beiden das Essen vorbereiteten und sich um die Tiere kümmerten. Als er das Holz so weit wie möglich bearbeitet und die Unebenheiten dort, wo kleinere Zweige entsprungen waren, geglättet hatte, nahm Bremen den Stab an sich. Sie setzten sich um ein kleines Feuer, während der Tag zu wenigen schwachen Lichtstreifen im Westen geschrumpft war und die Nacht aus den länglichen Schatten herauskroch. Sie waren nahe an den Bäumen der Schwarzen Eichen, in angemessener Entfernung zur Ebene. Ein Bach wirbelte ganz in der Nähe entschlossen über eine Reihe von Felsen, bevor er sich wieder in die Schatten schlängelte. Die Nacht war still, frei von störenden Geräuschen, Bewegungen oder beobachtenden Augen.
Bremen stand auf und stellte sich vors Feuer, den Stab aufrecht in der Hand. Das eine Ende stieß er fest auf die Erde, das andere zeigte gen Himmel, beide Hände umfaßten die Mitte. Der Stab war zwei Meter lang und nach seinen Anweisungen geschnitzt, er war noch roh an den Stellen, an denen Kinson ihn bearbeitet hatte.
»Bleibt sitzen, bis ich fertig bin«, befahl er geheimnisvoll.
Er schloß die Augen und wurde vollkommen still. Einen Augenblick später glühten seine Hände mit weißem Licht. Langsam verbreitete sich das Licht in beide Richtungen, über die gesamte Länge des Stabs. Kinson und Mareth sahen still zu, sie folgten Bremens Ermahnung. Das Licht drang in das Holz ein und veränderte es merkwürdig, schlängelte sich in seltsamen Mustern, zuerst langsam, dann immer schneller. Die ganze Zeit über blieb Bremen vollkommen reglos stehen, hielt die Augen geschlossen und runzelte angespannt die Stirn.
Dann erstarb das Licht, wanderte über den Stab zurück in die Hände des Druiden, bevor es versiegte. Bremen öffnete die Augen. Er holte tief Luft und hob den Stab. Das Holz war so schwarz wie Tinte, und seine Oberfläche war glatt und glänzend. Etwas von dem Licht, das es versiegelt hatte, spiegelte sich in dem tiefen Glanz der Oberfläche, beinahe so wie ein Funke, der aufblitzt und erlischt, bevor er an einer anderen Stelle auftaucht, unerreichbar wie das Funkeln eines Katzenauges.
Bremen lächelte und überreichte Mareth den Stab. »Der ist für dich.«
Sie nahm ihn in die Hände und wunderte sich bei der Berührung. »Er ist noch warm.«
»Er wird auch warm bleiben.« Bremen ließ sich wieder nieder, ein Hauch von Müdigkeit kroch über sein zerfurchtes Gesicht. »Die Magie wird nicht entweichen, sondern dort drinnen bleiben - solange der Stab unversehrt ist.«
»Und was ist der Zweck dieser Magie? Weshalb gibst du mir den Stab?«
Der alte Mann beugte sich etwas nach vorn. Das Licht veränderte das Muster in den Falten seines Gesichts. »Der Stab soll dir helfen, Mareth. Du hast lange und hart nach einer Möglichkeit gesucht, wie du deine Magie kontrollieren kannst, wie du sie daran hindern kannst, wild zu werden oder dich zu verschlingen. Ich habe lange darüber nachgedacht, was man tun könnte. Ich glaube, der Stab ist die Antwort. Pflanze das eine Ende fest auf die Erde, und er wird das Übermaß jeder Art von Magie, die du anwenden willst, forttragen.«
Er hielt inne und suchte ihre dunklen Augen. »Du verstehst, was das bedeutet, nicht? Es bedeutet, daß ich glaube, daß du deine Magie wieder anwenden mußt, jetzt, wo wir nach
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