Shannara VII
Reiten gegen ihn preßte, eine beständige Erinnerung an die Herausforderung, der er sich noch zu stellen hatte. Er war ein wenig erstaunt über die Beharrlichkeit, mit der er die Verantwortung dafür übernommen hatte und behielt. Er hätte sich soviel ersparen können, hätte er es nicht getan. Es gab keinen besonderen Grund, warum ausgerechnet er diese Bürde auf sich genommen hatte. Niemand hatte ihn gezwungen. Niemand war zu ihm gekommen und hatte gesagt, du mußt das tun. Es war seine freie Wahl gewesen, und an diesem Morgen, während er auf die Drachenzähne und die ihn erwartende Auseinandersetzung zuritt, konnte er nicht anders, als sich über die merkwürdige Anwandlung zu wundern, die ihn wohl dazu getrieben hatte.
Er fand in der Ebene kein Wasser, als der Mittag nahte, und so ritt er ohne Unterbrechung weiter. Einmal stieg er ab und führte das Pferd neben sich. Er hatte sich gegen die Mittagshitze abgeschirmt; die Sonne, ein strahlender, weißer Ball, brannte erbarmungslos vom Himmel. Er dachte über das Ausmaß der Gefahr nach, der die Bewohner der Vier Länder gegenüberstanden. Ihre Situation erschien ihm so hoffnungslos wie das Land unter der Sonne. Soviel hing von Dingen ab, die noch unbekannt waren - der Magie des Schwerts, dem Träger des Schwerts, den verschiedenen Aufgaben, die die einzelnen Mitglieder ihrer kleinen Gruppe übernommen hatten, und dem Zusammentreffen all dieser Einzelteile zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort. Das Unterfangen war lächerlich, wenn man die einzelnen Teile getrennt untersuchte, und es barg so viele Möglichkeiten des Scheiterns. Wenn er es aber als Ganzes betrachtete, wenn er die Notwendigkeit gegen die Vorherbestimmung abwog, dann war ein Scheitern undenkbar.
Als die Nacht hereinbrach, schlug er in einer Schlucht auf der offenen Ebene, wo ein kleines Rinnsal und etwas Gras dem Pferd ein bißchen Nahrung boten, sein Lager auf. Bremen aß von dem Brot, das er immer noch bei sich trug, und trank aus dem Bierschlauch. Er sah zu, wie am Nachthimmel die Sterne aufzogen und blickte auf den Viertelmond, der sich über dem südlichen Horizont erhob. Er hatte das Schwert in seinen Schoß gelegt und sinnierte wieder über dessen Gebrauch. Mit den Fingern fuhr er über den Kamm des Eilt Druin, als könnte er ihm dadurch das Geheimnis seiner Magie entlocken. Du wirst wissen, was nötig ist, hatte der König des Silberflusses zu ihm gesagt. Stunde um Stunde verging, während er in der stillen, friedlichen Nacht in seine Gedanken vertieft dasaß. Die Nordlandarmee war jetzt zu weit weg, als daß er sie hätte hören oder ihre Feuerstellen sehen können. In dieser Nacht gehörte die Rabbebene ihm allein, und er hatte das Gefühl, als wäre außer ihm niemand sonst auf der Welt.
Bei Morgenanbruch ritt er weiter. An diesem Tag kam er schneller voran. Der Himmel bewölkte sich und dämpfte die Hitze der Sonnenstrahlen. Unter den Hufen seines Pferdes wirbelte Staub auf und trieb im sanften Westwind dahin. Das Land vor ihm veränderte sich, es wurde wieder grüner, wo der Mermidon aus dem Runnegebirge herausfloß. Kleine Wäldchen säumten die Quellen und Nebenflüsse des großen Flusses. Am späten Nachmittag hatte Bremen ihn an einer flachen Stelle überquert und wanderte nun auf die Wand der Drachenzähne zu. Er hätte anhalten und sich ausruhen können, aber er beschloß weiterzuziehen. Die Zeit war ein strenger Dienstherr und gestattete ihm keine Bequemlichkeit mehr.
Als die Nacht hereinbrach, hatte er die Gebirgsausläufer erreicht, die in das Tal von Shale führten. Er stieg ab und band sein Pferd in der Nähe einer Quelle fest. Er nahm seine Mahlzeit zu sich, während er die Sonne hinter dem Runnegebirge versinken sah und an das dachte, was vor ihm lag. Zumindest lang würde die Nacht werden, und auf jeden Fall würde Erfolg oder Niederlage sie beenden. Die Ungewißheit war immer noch gewaltig. Seine Gedanken wanderten eine Zeitlang ab, und er bemerkte plötzlich, wie er kleine Teile seines Lebens herauspickte und untersuchte, als könnten sie ihm Zuversicht in seine Fähigkeiten geben. Er hatte einige Erfolge gehabt in seinen Bemühungen, die Pläne des Dämonenlords zu vereiteln, und er hätte Mut daraus schöpfen können. Aber er wußte auch, daß in diesem gefährlichen Spiel ein einziger Fehltritt unwiderrufliche Folgen haben und alles, was er bereits erreicht hatte, zunichte machen konnte. Er sinnierte über die Ungerechtigkeit, die darin lag, aber er wußte
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