Shannara VII
statt dessen mit den Fingern über die Länge der Klinge. Dann zog er seine Hand wieder zurück.
»Du wirst wissen, was du tun mußt, wenn du dort bist«, sagte er. »Du wirst wissen, was notwendig ist.«
Zu seiner eigenen Überraschung verstand Bremen. »Beim Hadeshorn.«
»Dort, und später in Arborlon, wo sich alles verändert hat und ein neuer Anfang gemacht wurde. Du wirst es wissen.«
»Kannst du mir von meinen Freunden erzählen, was aus ihnen geworden ist…?«
»Die Ballindarrochs wurden getötet, und es gibt einen neuen Elfenkönig. Du mußt ihn aufsuchen, um Antworten auf deine Fragen zu erhalten.«
»Was ist mit Tay Trefenwyd? Was mit dem Schwarzen Elfenstein?«
Aber der Junge, in der Hand das sonderbare Licht, hatte sich bereits erhoben. »Schlafe, Bremen. Der Morgen kommt früh genug.«
Eine große Müdigkeit überfiel den alten Mann. Obwohl er wollte, gelang es ihm nicht, aufzustehen und dem Jungen zu folgen. Er wollte ihm noch weitere Fragen stellen, brachte aber die Worte nicht über seine Lippen. Es war, als zerrte ein gewaltiges Gewicht beharrlich an ihm. Er sank zu Boden, eingewickelt in seinen Mantel, mit müden Augen und schwer atmend.
Der Junge hob noch einmal die Hand. »Schlafe, auf daß du die Kraft findest, die du brauchst, um weiterzugehen.«
Der Junge und das Licht zogen sich in die Dunkelheit zurück, sie wurden immer kleiner. Bremen versuchte zu erkennen, wohin sie gingen, aber es gelang ihm nicht, wach zu bleiben. Seine Atemzüge wurden tiefer, und die Augen fielen ihm zu.
Als der Junge und das Licht verschwanden, schlief er bereits.
Bei Tagesanbruch kehrte Kinson Ravenlock zurück. Er trat aus einer Decke aus Morgennebel, die dick und feucht über dem Rabb hing. Die Luft hatte sich während der Nacht abgekühlt. Hinter ihm rührte sich die Armee des Dämonenlords, eine träge Bestie, die sich auf den Weiterzug vorbereitete. Kinson dehnte und streckte sich müde, als er den alten Mann und das Mädchen erreicht hatte. Sie waren beide wach und warteten auf ihn; sie sahen aus, als hätten sie überraschend gut geschlafen. Er schaute sie nacheinander an und wunderte sich über die neue Tatkraft in ihren Augen, über die Frische ihrer Entschlossenheit. Er legte seine Waffen ab und nahm das kalte Frühstück und das Bier entgegen, das sie ihm reichten, dann setzte er sich dankbar unter die schattenspendenden Zweige einer kleinen Eichengruppe.
»Die Nordländer marschieren gegen die Elfen«, erklärte er ohne weitere Einleitung. »Sie sagen, die Zwerge seien vernichtet.«
»Aber du bist nicht sicher«, kam Bremen ihm zuvor. Er saß ihm gegenüber, Mareth an seiner Seite.
Kinson schüttelte den Kopf. »Sie haben die Zwerge bis hinter das Rabenhorngebirge zurückgetrieben und bei jeder Auseinandersetzung geschlagen. Sie sagen, sie hätten sie an einem bestimmten Ort, der Feste Stedden, zerschlagen, aber Raybur und Risca scheinen entkommen zu sein. Sie sind wohl auch nicht ganz sicher, wie viele von den Zwergen sie getötet haben.« Er zog eine Braue hoch. »Das klingt für mich nicht nach einem ordentlichen Sieg.«
Bremen nickte; er dachte nach. »Aber der Dämonenlord wird im Laufe der Jagd immer unruhiger. Er fühlt sich nicht von den Zwergen bedroht, fürchtet aber die Elfen. Also wendet er sich nach Westen.«
»Woher weißt du das alles?« wollte Mareth von Kinson wissen. Sie war offensichtlich beeindruckt. »Wie hattest du ihnen so nahe kommen können? Du konntest dich doch nicht zeigen.«
»Nun, sie sahen mich und sie sahen mich auch wieder nicht.« Der Grenzländer lächelte. »Ich war nahe genug, um sie zu berühren, aber sie konnten mein Gesicht nicht sehen. Sie dachten, ich wäre einer von ihnen. Wenn man sich in solcher Dunkelheit in einen Mantel einhüllt, eine Kapuze aufsetzt und sich etwas nach vorn beugt, halten sie einen für einen der ihren, weil sie ganz einfach nicht erwarten, daß man etwas anderes ist. Es ist ein alter Trick, den man aber üben sollte, bevor man ihn wirklich anwendet.« Er warf ihr einen prüfenden Blick zu. »Du scheinst während meiner Abwesenheit gut geschlafen zu haben.«
»Die ganze Nacht«, gab sie reuevoll zu. »Bremen hat mich nicht aufgeweckt, um mich meinen Teil der Wache übernehmen zu lassen.«
»Es bestand keine Notwendigkeit«, sagte der Druide schnell und schob die Angelegenheit beiseite. »Aber jetzt müssen wir uns um das Heute kümmern. Wir sind an einer weiteren Kreuzung angelangt, fürchte ich. Wir müssen uns
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