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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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vulkanischen Kraft, und ein Geysir schoß direkt in den Himmel, eine schwarze Säule aus Wasser. Bremen riß die Augen auf. So etwas hatte er noch nie zuvor gesehen. Die Säule hob sich gen Himmel, und ihr Wasser fiel weder zusammen, noch löste es sich auf. Um sie herum tänzelten die gespenstischen, schimmernden Umrisse der Geister des Todes. Sie erschienen in Schwärmen und tauchten nicht direkt aus dem See auf, sondern wurden von der wirbelnden Wassermasse ausgespuckt. Als wären sie noch im Wasser, so schwammen sie durch die Luft; ihre Gestalten ein brillantes Kaleidoskop vor der Schwärze der Nacht. Während sie umherwirbelten, schrien sie mit schrillen, ergreifenden Stimmen, als würden all ihre Wünsche sich in diesem einzigen Augenblick erfüllen.
    Dröhnendes Husten drang jetzt mitten aus der Säule, und unwillkürlich wich Bremen einen Schritt zurück. Das Geräusch brachte den Boden unter seinen Füßen zum Zittern. Er war zu weit gegangen, dachte er voller Schrecken. Er hatte etwas falsch gemacht. Aber jetzt war es zu spät, und er konnte es nicht mehr ändern, selbst wenn er gewußt hätte, wie. Und auch zur Flucht war es zu spät.
    Er hielt das Schwert in seinen Händen, und das in den Griff des Schwertes eingelassene Bild des Eilt Druin begann zu glühen.
    Bremen zuckte zurück, als hätte er sich verbrannt. Schatten! Dann spritzte die Wassersäule auseinander und fiel in der Mitte zusammen, als hätte sie der Blitz getroffen. Licht blitzte im Innern auf, so brillant, daß Bremen gezwungen war, seine Augen abzuschirmen. Er hob schützend die Arme hoch und hielt das Schwert vor sich, als sollte es welcher Bedrohung auch immer trotzen. Das Licht loderte auf, und dunkle Gestalten traten hervor. Eine nach der anderen nahm Form an, verhüllt und schwarz wie die Nacht um sie herum, dampfend vor innerer Hitze.
    Bremen sank auf die Knie, er war unfähig, angesichts dessen, was da geschah, noch länger stehenzubleiben. Er versuchte immer noch, gleichzeitig seine Augen zu schützen und zu schauen. Eine verhüllte Figur nach der anderen kam auf ihn zu, und jetzt erkannte Bremen, wer sie waren: die Geister der toten Druiden, die Schatten derer, die zuvor gestorben waren, die einmal in dieser Welt gelebt hatten und jetzt im Tod größer waren als im Leben. Erscheinungen, denen es an Substanz mangelte, die aber dennoch eine schreckliche Präsenz hatten. Der alte Mann konnte nicht verhindern, daß er vor ihnen zurückwich, so viele kamen auf einmal, und immer mehr, eine scheinbar endlose Reihe, die in der Luft vor ihm schwebte und sich über das aufgewühlte Wasser des Sees unausweichlich näherte.
    Jetzt hörte er sie sprechen, hörte sie seinen Namen rufen. Ihre Stimmen erhoben sich über denen der kleineren Gestalten, die sie begleiteten, sprachen seinen Namen immer und immer wieder aus. Bremen, Bremen. Ganz vorn war Galaphile, und seine Stimme war die kräftigste. Bremen, Bremen. Der alte Mann wünschte sich sehnlichst, fliehen zu können, und er hätte alles gegeben, wäre es ihm möglich gewesen. Sein Mut verließ ihn, und seine Entschlossenheit zerfiel in nichts. Diese Erscheinungen kamen seinetwegen, und er konnte bereits die Berührung ihrer geisterhaften Hände auf seinem Körper spüren. Der Wahnsinn tobte in seinem Kopf und drohte ihn zu überwältigen. Immer weiter kamen sie, ungeheure Gestalten, die sich ihren Weg durchs Dunkel bahnten, gesichtslose Erscheinungen, Geister ohne Zeit und Geschichte. Er spürte, daß er zitterte und es nicht verhindern konnte, daß er nicht einmal denken konnte. Am liebsten hätte er vor Verzweiflung laut aufgeschrien.
    Dann waren sie bei ihm. Zuerst Galaphile, und hilflos ließ Bremen den Kopf in die Armbeuge sinken.
    - Zeige mir das Schwert -
    Ohne zu zögern tat er, wie ihm geheißen, und hielt es ihnen wie einen Talisman entgegen. Galaphile streckte die Hand aus, und seine Finger streiften den Eilt Druin. Sofort loderte das Emblem in weißem Licht auf. Galaphile drehte sich um, und ein anderer Druide erschien, berührte es ebenfalls und ging fort. So geschah es weiter, bis ein Geist nach dem anderen vor den alten Mann getreten war und mit den Fingern über den Eilt Druin gestrichen hatte. Immer und immer wieder loderte das Emblem zur Reaktion auf. Seine Augen hinter dem erhobenen Arm geschützt, beobachtete Bremen, was geschah. Es hätte eine Segnung sein können, Anerkennung und Zustimmung. Aber der alte Mann wußte, daß es noch mehr war, etwas weit Dunkleres. Die

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