Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
dafür. Bei all den Ereignissen, die geschehen waren, hatte Bremen niemals so etwas in Betracht gezogen. Jetzt war er dazu gezwungen. Er mußte den Tatsachen ins Auge sehen.
    Den ganzen Tag, während er ritt, beobachtete er den König, er bemerkte sein Schweigen, erkannte die Anspannung in Kiefer und Nacken. Er ließ sich weder von dem Lächeln noch der Zuversicht überzeugen, die Jerle den anderen vorspielte. Der Krieg, der im Innern des Elfenkönigs tobte, war unmißverständlich. Er rang darum, zu akzeptieren, was ihm erzählt worden war, aber seine Bemühungen versagten. Er war mutig und entschlossen, daher würde er das Schwert in die Schlacht tragen und sich gegen den Dämonenlord stellen, wie ihm aufgetragen war. Aber sein mangelnder Glaube würde dabei zutage treten, seine Zweifel würden ihn schwächen, und er würde sterben. Die Unausweichlichkeit war geradezu zwingend. Eine andere, stärkere Stimme als die Bremens war notwendig. Der alte Mann wünschte plötzlich, Tay Trefenwyd wäre noch am Leben. Tay hatte Jerle Shannara sehr nahe gestanden und hätte einen Weg gefunden, um zu ihm durchzudringen und ihn zu überzeugen, seine Bedenken und Zweifel zu zerstreuen. Tay hätte sich mit dem König gegen den Dämonenlord gestellt, genau wie Bremen es geplant hatte, aber zusammen mit Tay wäre es etwas anderes gewesen. Vielleicht der entscheidende Unterschied.
    Aber Tay war tot, und so mußten Stimme und Kraft von jemand anderem kommen.
    Bremen mußte auch über Allanon nachdenken. Von Zeit zu Zeit warf der alte Mann dem Jungen einen Blick zu. Sein Begleiter war immer noch schweigsam, aber er weigerte sich nicht länger, überhaupt zu sprechen. Zum Teil war dies Preias Verdienst. Der Junge war von ihr angetan und hörte auf ihren Rat. Nach einer Zeit begann er, sich zu öffnen. Seine gesamte Familie war bei dem Überfall der Nordlandarmee umgekommen, hatte er ihnen erzählt. Er hatte fliehen können, weil er zu Beginn des Angriffs nicht zu Hause gewesen war und sich dann versteckt gehalten hatte. Er hatte viele Grausamkeiten gesehen, aber er sprach niemals davon. Bremen drängte ihn nicht. Es genügte, daß der Junge überlebt hatte.
    Aber er mußte die Vision Galaphiles berücksichtigen, und die konnte er nicht so leicht von sich schieben. Was mochte es bedeuten - er und der Junge am Ufer des Hadeshorn in Gegenwart von Galaphiles Schatten, die hellen, überschäumenden Gestalten der Geister der Toten über dem brodelnden Wasser wirbelnd, die Luft düster und voller Schreie und die Augen des fremden Jungen fest auf ihn gerichtet? Der Druide konnte es nicht erkennen. Und was hatte der Junge überhaupt im Tal von Shale zu suchen, wenn dort an den Wassern des Hadeshorn die Toten herbeigerufen wurden - an einem Ort, wo sich aufzuhalten keinem Menschen erlaubt war und nur er sich hintraute?
    Die Vision verfolgte ihn. Merkwürdigerweise hatte er Angst um Allanon. Er wollte ihn beschützen. Er spürte, daß er sich in einer Weise zu dem Jungen hingezogen fühlte, die er selbst nicht erklären konnte. Vielleicht hatte es mit ihrer beider Einsamkeit zu tun. Keiner von ihnen hatte mehr eine Familie oder ein Heim. Keiner gehörte irgendwohin. Beide zogen sich von der Welt zurück, und das war so sehr ein Geisteszustand wie eine Tatsache des Lebens und ebenso unabänderlich. Daß Bremen Druide war, trennte ihn auf eine Weise von den anderen, die er nicht ändern konnte, selbst, wenn er gewollt hätte. Aber der Junge hatte sich genauso von ihnen entfernt - zum Teil durch seine eindeutig vorhandene Fähigkeit, in die Gedanken anderer Leute einzudringen; ein Geschenk, daß nur wenige anerkannten. Zum Teil auch durch eine außergewöhnliche Wahrnehmung, die an der Grenze zur Vorahnung lag. Diese seltsamen Augen waren ein Spiegel seines scharfen Geistes und Verstandes, aber sie verbargen noch andere Fähigkeiten. Allanon sah sein Gegenüber an, als könnte er direkt hindurchblicken, und der Blick täuschte nicht. Allanons Fähigkeit, jemanden zu durchschauen und zu erkennen, war erschreckend.
    Was sollte Bremen mit dem Jungen tun? Was war es, das er in ihm erkennen sollte? Es war ein Tag für unlösbare Rätsel und nicht zu beantwortende Fragen, und der alte Mann trug die Bürde ihres nagenden Gewichts mit stoischer Ruhe, während er nach Osten ritt. Lösungen und Antworten, glaubte er, würden bald genug kommen.
     
    Als sie das Tal von Rhenn erreichten, verließ Jerle Shannara die anderen und ritt mit Preia fort, um sich die

Weitere Kostenlose Bücher