Shannara VII
Allanon, einigen Beratern und seinen Heeresführern von Arborlon aufgebrochen. Drei Kompanien von Elfenjägern folgten ihnen, zwei bestanden aus Fußsoldaten, die andere war beritten. Vier Kompanien lagerten bereits vor dem Eingang des Tals, und zwei weitere würden einen Tag später folgen. Zurück in Arborlon blieben die übrigen Mitglieder des Hohen Elfenrates unter der Leitung des ersten Ministers Vree Erreden, drei Reservekompanien, die Bewohner der Stadt und Flüchtlinge aus den umliegenden Gebieten, die aus Furcht vor der drohenden Invasion in die Stadt gezogen waren. Zurück blieben auch all die Streitereien und Auseinandersetzungen über künftiges Vorgehen und politische Weisheit. Zeit und Möglichkeiten waren begrenzt, und zu einem großen Teil würde die herannahende Armee entscheiden, wie beides genutzt werden würde.
Der Elfenkönig erzählte niemandem von seinem Gespräch mit dem Druiden. Er hatte es abgelehnt, eine öffentliche Erklärung abzugeben, woher sein Schwert stammte. Nur Preia hatte er davon berichtet, aber auch ihr nur erzählt, daß der Dämonenlord gegenüber der Waffe machtlos wäre. Der Magen hatte sich ihm umgedreht, und er hatte gespürt, wie ihm das Blut ins Gesicht geschossen war, während er diese Worte gesprochen hatte, denn sein Glaube daran war noch sehr zerbrechlich und leicht zu erschüttern. Er betrachtete das Konzept der Wahrheit als Waffe im Kampf wie einen kostbaren Schatz. Während sie nach Osten ritten, ließ er sich immer wieder sein Gespräch mit dem alten Mann durch den Kopf gehen. Er war so sehr in seine Gedanken versunken, daß er mehrmals nicht reagierte, als Preia, die neben ihm ritt, mit ihm sprach. Er ritt in voller Rüstung. Das Schwert hing ihm auf dem Rücken; es war im Vergleich zu dem Kettenpanzer und dem Schild so leicht, daß es auch aus Papier hätte bestehen können. Er dachte oft während der Reise daran, wie es sich anfühlte, und sein Gewicht kam ihm so flüchtig vor wie der Gebrauch, für den es bestimmt war. Er hatte immer noch Schwierigkeiten, es als eine wirkliche Möglichkeit anzuerkennen, es als handfeste Tatsache zu begreifen. Er mußte erst sehen, wie es funktionierte. Sein Verstand arbeitete nun einmal so, und er war machtlos dagegen. Wirklich war, was er sehen und fühlen konnte. Alles andere war wenig mehr als Worte.
Er äußerte seine Zweifel Bremen gegenüber nicht. Ein Lächeln trat auf seine Lippen, wenn er dem alten Mann begegnete. Er achtete darauf, daß er immer Zuversicht ausstrahlte. Er tat es für sich selbst, aber auch für sein Volk. Die Armee würde ihre Zuversicht aus seinem Verhalten beziehen, und wenn der König einen selbstbewußten Eindruck machte, würden auch seine Leute es sein. Es war ihm schon lange bewußt, daß Schlachten von solchen Dingen entschieden wurden, und er richtete sich gewöhnlich danach. Diese Armee, diese Nation stand unter seinem Befehl - im Guten wie im Schlechten. Was ihnen bevorstand, würde für jeden einzelnen eine Prüfung sein, wie sie sie noch niemals zuvor erlebt hatten. Also hatte er beschlossen, seinen Teil dazu beizutragen.
»Du hast seit Stunden kein Wort mehr gesprochen«, bemerkte Preia plötzlich. Sie wartete, bis er sie ansah, um sicher zu sein, daß er auch zuhörte, ehe sie weitersprach.
»Wirklich?« erwiderte er. Er war beinahe überrascht, sie neben sich zu finden, so sehr war er in Gedanken gewesen. Sie ritt einen ausdauernden Grauen namens Asche. Auch sie hatte all ihre Waffen angelegt. Es war von Anfang an klar gewesen, daß sie mitkam. Ihre adoptierten Söhne hatten sie in der Obhut anderer zurückgelassen. Preia war wie Jerle für den Kampf geboren.
»Dich bedrückt etwas«, erklärte sie und sah ihn unverwandt an. »Warum erzählst du mir nicht, was es ist?«
Warum eigentlich nicht? Er lächelte wider Willen. Sie kannte ihn zu gut, als daß er ihr etwas hätte vormachen können. Dennoch konnte er ihr von seinen Zweifeln nichts sagen. Er konnte es nicht, denn er mußte allein damit fertig werden. Niemand konnte ihm helfen. Nicht jetzt, zumindest nicht, solange er noch keinen festen Boden unter den Füßen spürte.
»Mir fehlen die Worte, um es zu erklären«, sagte er schließlich. »Ich denke noch darüber nach. Bitte habe etwas Geduld.«
»Vielleicht hilft es dir, wenn du es einfach probierst.«
Er nickte und schaute in ihr schönes Gesicht, er sah die Intelligenz in ihren Augen, sah die Wärme und Fürsorge in ihrem Herzen. Seine Gefühle ihr gegenüber hatten
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