Shannara VII
Armee als auch Zeit zu gewinnen?«
Der alte Mann blickte unsicher drein. »Kannst du das?« brummte er.
»Wirst du an meiner Seite stehen, wenn ich es kann?« drängte der König und ignorierte die Frage. Er schaute nach links und nach rechts. »Werdet ihr es alle tun?«
Der Angriff fand nicht in dieser, sondern in der darauffolgenden Nacht statt. Es dauerte noch einen Tag, bis alle Vorbereitungen getroffen und die Männer ausgewählt waren, die daran teilnehmen würden. Zudem mußten Kier Joplin und seine Reiter nach Norden und Cormorant Etrurian und seine Jäger nach Süden gelangen. Beide Kommandos brachen bei Sonnenaufgang auf und hielten sich im Schutz des Waldes und der Felsvorsprünge, so daß sie den Weg zu ihrem jeweiligen Ziel ungesehen zurücklegen konnten. Die Kommandos mußten klein sein, denn Gerissenheit und Gewandtheit nützte ihnen mehr als Stärke. Jeder hatte genaue Anweisungen erhalten, was zu tun war und wann. Die Koordinierung der verschiedenen Elemente dieses Angriffs erforderte eine genaue zeitliche Planung. Wenn er nicht zum richtigen Zeitpunkt erfolgte, würde der Angriff fehlschlagen.
Jerle Shannara führte die Gruppe im Zentrum an, eine Kompanie aus Bogenschützen und der Elfengarde. Dort würden die Kämpfe am wildesten sein, und er würde niemandem erlauben, seine Stelle einzunehmen. Bremen tobte. Er befürwortete den Plan. Er lobte den Einfallsreichtum des Königs und seinen Mut. Aber es war blanker Irrsinn, daß der König den Angriff selbst leiten wollte.
»Denk nach, Elfenkönig! Wenn du jetzt fällst, ist alles verloren, was wir bisher gewonnen haben!« Er hatte Jerle und Preia Starle seinen Standpunkt mitgeteilt, nachdem die anderen gegangen waren. Bremens schütteres Haar und der Bart flogen bei den ärgerlichen Bewegungen des alten Mannes in alle Richtungen. »Du kannst dein eigenes Leben nicht so aufs Spiel setzen! Du mußt für die Konfrontation mit Brona am Leben bleiben!«
Es hatte zu dämmern begonnen. Draußen gingen die Vorbereitungen für den Angriff am nächsten Tag voran. Jerle Shannara hatte seine Befehlshaber überzeugt; die Kraft seiner Argumente und seines Verstandes war zu groß, als daß sich ihnen jemand hätte entgegenstellen können, zu bestechend, um ignoriert werden zu können. Einer nach dem anderen hatten sie nachgegeben - zuerst Joplin, dann die anderen. Am Ende waren sie von dem Plan genauso begeistert wie Jerle selbst.
»Er hat recht«, stimmte Preia Starle zu. »Höre auf ihn.«
»Er hat nicht recht«, erwiderte Jerle. Seine Stimme war ruhig, seine Haltung gefaßt, und die Kraft seiner Überzeugung machte sie beide sprachlos. »Ein König muß mit Beispielen führen. Ganz besonders hier, in dieser Situation, wo soviel auf dem Spiel steht. Ich kann von anderen nicht verlangen, was ich nicht selbst tun würde. Die Armee schaut auf mich. Diese Männer wissen, daß ich führe, daß ich nicht zurückbleibe. Sie werden auch hier nicht weniger von mir erwarten, und ich werde sie nicht enttäuschen.«
Er gab nicht nach. Er war zu keinem Kompromiß bereit. Also führte er die Truppen an, wie er gesagt hatte - mit ausdrücklicher Mißbilligung des Druiden -, und Preia war wie immer bei ihm. Sie schlichen um Mitternacht aus dem Tal und hinaus auf die Ebene, auf das Lager des Feindes zu. Sie waren nur wenige hundert, und davon waren doppelt so viel Bogenschützen wie Mitglieder der Elfengarde. Still wie Gespenster kroch eine Handvoll voran und setzte die Wachen außer Gefecht, die am Rand des feindlichen Lagers Wache hielten. Kurz darauf waren auch die übrigen Angreifer kaum noch fünfzig Meter entfernt. Hier warteten sie, die Waffen in den Händen.
Als sie schließlich losschlugen, geschah dies hart und unerbittlich. Es begann im Norden mit Kier Joplin. Der Befehlshaber hatte die Hufe von zweihundert Pferden mit schweren Stoffen umwickeln lassen und sich dann bei Sonnenuntergang mit zweihundert Männern und den Pferden aufgemacht, um in einem Bogen den nördlichen Teil des feindlichen Lagers zu erreichen. Als die Elfen weniger als hundert Meter entfernt waren, nahmen sie die dämpfenden Tücher ab, warteten bis eine Stunde nach Mitternacht, bestiegen dann ihre Pferde und griffen an. Sie waren über den Nordländern, ehe Alarm gegeben werden konnte. Sie schlugen entlang eines frisch angekommenen und noch nicht ausgeladenen Versorgungszuges zu. Auf ihrem Ritt ins Lager nahmen sie brennende Äste aus den schwelenden Wachfeuern und steckten die Wagen in
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