Shannara VII
übrig blieb, nämlich zu fliehen. Gnome und Trolle rasten in die Nacht. Es war eine gewaltige, unaufhaltsame Welle, und Risca und seine Gefährten hatten Mühe, nicht einfach mitgeschwemmt zu werden.
Als der Andrang sich etwas legte, schaute Risca sich um. Er stand allein am Rand des sich auflösenden Lagers. Die Zwerge, die an seiner Seite gekämpft hatten, waren alle tot. Die Bestien aus der Unterwelt waren verschwunden, geflohen mit den Nordländern. Der Kampf im Lager ging unvermindert weiter, da die Elfen auf diejenigen Feinde einstürmten, die noch immer standhielten. Beide Seiten waren in einen letzten verzweifelten, wilden Kampf verwickelt.
Im Norden, wo die Ebene von Streleheim sich unter einem bleiernen Himmel erstreckte, begann die Karawane des Dämonenlords langsam zu verschwinden.
Roter Dunst verschleierte den Blick des Druiden, und ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit durchströmte ihn. Er wirbelte herum auf der Suche nach einem Pferd, aber es war keins da. Die immer noch vorbeirasenden Nordländer machten einen großen Bogen um ihn, sie hatten das flackernde Druidenfeuer an den Fingerspitzen seiner rechten Hand und die glühende Streitaxt in seiner linken gesehen. Blut lief ihm übers Gesicht, und seine Augen glitzerten voll kalter Wut.
In der Ferne verschwand die Karawane in der Nacht.
Kapitel 33
Im Morgengrauen war die gesamte Nordlandarmee in die Flucht geschlagen, und die Elfen jagten hinter dem Dämonenlord her. Die Schlacht hatte noch den größten Teil der Nacht gedauert; noch Dutzende von kleinen Handgemengen waren mit aller Härte ausgetragen worden. Ein Teil der Nordländer mochte bereits frühzeitig geflohen sein, aber viele waren geblieben. Die stärkeren und disziplinierteren Einheiten hatten bis zuletzt jeden Fußbreit Boden bitter und verzweifelt verteidigt.
Die Zahl der Toten auf beiden Seiten war beeindruckend. Die Elfen hatten nahezu die Hälfte all derer verloren, die in dieser Nacht mit Jerle Shannara in den Kampf gezogen waren. Rustin Apt lag tot am Eingang des Passes, seine Truppe war stark geschrumpft. Der einäugige Arn Banda war auf der Anhöhe getötet worden. Cormorant Etrurian hatte eine so schwere Wunde erlitten, daß er einen Arm verlieren würde. Allein Kier Joplin von den Elfenreitern und Trewithen von der Elfengarde hatten nur leichte Verletzungen davongetragen, und daneben gab es noch achthundert Männer, die kräftig genug und in der Lage waren, weiterzukämpfen.
Es war ein kühler, frischer Tag, der das Ende des Sommers und den Beginn des Herbstes ankündigte. Im Osten erhob sich die Sonne blaß hinter den zerklüfteten Gipfeln der Drachenzähne, als Jerle Shannaras Kommando über das nebelverhangene Grasland ritt. Leichter Frost bedeckte den Boden, silbern und feucht schimmerte er im zunehmenden Licht, und der Atem der Männer und Pferde war in Form kleiner Wolken sichtbar. Habichte kreisten über ihnen, glitten im Wind auf und ab, stille Zuschauer einer Jagd, die weit unter ihnen stattfand.
Jerle Shannara hatte nicht einen Moment gezögert, die Verfolgung von Brona aufzunehmen. Er war längst jenseits der Angst, jenseits der Unentschlossenheit, jenseits von Müdigkeit und Hunger und weit davon entfernt, aufzugeben. Er war bei dem Kampf in der Nacht verletzt worden und blutete, aber er spürte keinen Schmerz. Er hatte das Schwert von Shannara auf den Rücken geschnallt und verschwendete keinen Gedanken mehr daran, ob die Magie auf seinen Ruf reagieren würde oder nicht. Die Zeit zum Nachdenken war vorüber, und jetzt blieb ihm nur noch, sich der Verantwortung zu stellen, die man ihm übertragen hatte. Zweifel und Ängste mochten noch weit hinten in seinem Kopf lauern, aber das gleichmäßige Dahintreiben, Meile um Meile, vertrieb sie immer mehr aus seinem Bewußtsein. Er spürte die fließenden Bewegungen seines Pferdes unter sich, aber abgesehen davon nahm er nur das Rauschen seines Blutes, das Pochen seines Herzens und die Stärke seiner Entschlossenheit wahr.
Preia Starle ritt neben ihm, obwohl sie so übel zugerichtet war, daß sie ohne Hilfe nicht einmal in den Sattel gekommen war. Ihr Arm war verbunden und die Blutung hatte nachgelassen, aber ihr Gesicht war blaß und verzerrt, sie atmete stoßweise. Dennoch hatte sie sich geweigert zurückzubleiben, als Jerle sie darum gebeten hatte. Sie war kräftig genug zum Reiten, hatte sie beharrlich gesagt, und sie würde es tun. Sie würde das Ende dieser Sache genauso erleben wie den Beginn - an seiner
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