Shannara VII
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Bremen und Allanon waren ebenfalls mit von der Partie, obwohl der alte Mann kaum kräftiger war als Preia. Er war so ausgelaugt von der intensiven Anwendung der Druidenmagie, daß er kaum noch Reserven hatte. Nicht, daß er sich beklagt hätte, aber jeder mit Augen im Kopf und klarem Verstand konnte es erkennen. Dennoch - er hatte versprochen, beim König zu sein, wenn es an der Zeit wäre, das Schwert zu benutzen, und er würde sein Versprechen halten.
Mareth, Kinson Ravenlock und Risca, um einiges ausgeruhter und kräftiger, begleiteten die anderen ebenfalls. Für sie stand die Schlacht noch bevor, und da sie sich über den erschöpften Zustand der anderen durchaus im klaren waren, hatten sie sich insgeheim geschworen, ihnen soviel Unterstützung und Schutz zu geben, wie sie konnten. Hinter ihnen ritten Kier Joplin mit seinen Leuten und Trewithen mit der Elfengarde sowie das letzte Häuflein Zwerge, die mit Risca in den Süden gezogen, aber gleich zu Beginn der Schlacht von ihm getrennt worden waren. Alle zusammen zählten sie weniger als neunhundert. Sie wagten nicht, zu lange darüber nachzudenken, ob sie genug wären, den Dämonenlord zu vernichten. Niemand wußte, wie viele mit dem rebellischen Druiden geflohen oder seither zu ihm gestoßen waren. Sicherlich waren noch Schädelträger und Bestien der Unterwelt unter ihnen, dazu Wölfe von den Schwarzen Eichen und Felsentrolle und andere Geschöpfe aus den Ländern im Norden und Osten. Auch wenn nur ein kleiner Teil von der Armee übriggeblieben war, die das Rhenntal belagert hatte, waren die Gegner in der Überzahl.
Immerhin wußten die Elfen, daß ihnen von Norden Raybur mit fünftausend Zwergen entgegenkam. Wenn sie es schaffen konnten, den Dämonenlord in diese Richtung zu treiben, hatten sie durchaus eine Chance.
Die Sonne stieg höher am Himmel empor, der in eine seltsame Mischung aus Grau und Silber getaucht war, und das Licht verjagte die nächtlichen Schatten und die Kühle. Aber der Nebel weigerte sich, sich aufzulösen, und blieb beharrlich nah über dem Boden hängen, er legte sich über breite Mulden und sanfte Hügel. Kleine Tümpel bildeten sich an tiefer gelegenen Stellen und ließen das Grasland zum Morast werden. Nichts rührte sich in der Ferne, der Horizont war leer und still. Die Habichte über ihnen waren verschwunden. Jerle Shannaras Armee ritt schweigend, in gleichmäßigem, festem Tempo, immer ein Auge wachsam auf das Land um sie herum gerichtet.
Es war Nachmittag, als sie den Dämonenlord endlich einholten. Seit Mittag hatte es schon so ausgesehen, denn sie hatten liegengebliebene Wagen gefunden, deren Achsen während der Flucht gebrochen waren. Eine Stunde zuvor waren sie auf eine deutliche Fährte ihrer Beute gestoßen, eine solche Menge an Spuren von Rädern, Tieren und Männern, daß es sogar für die Fährtenleser schwierig war zu entscheiden, wie viele den Dämonenlord begleiteten. Preia war abgestiegen, um nachzusehen - gegen den Wunsch des Königs - und hatte in ihrer ruhigen, sicheren Art berichtet, daß es weniger als tausend sein mußten.
Als das Elfenkommando jetzt auf einer kleinen Erhöhung stehenblieb, einige hundert Meter südlich von der Stelle, wo der restliche Teil der Nordlandarmee zum Halt gezwungen war, konnten sie selbst sehen, daß ihre Königin recht gehabt hatte. Die Feinde hatten die dunklen Wagen in die Schatten einer Reihe von Bergausläufern gezogen, die sich im Osten terrassenförmig gegen die Drachenzähne erhoben. Davor standen die Geschöpfe des Dämonenlords - Felsentrolle und andere menschenähnliche Gestalten, verhüllte Wesen aus der Unterwelt, graue Wölfe, die am Rande des Nebels kauerten, und schließlich Schädelträger, von denen einige wie große dunkle Vögel über der Gruppe schwebten.
Hinter ihnen aber hatten sich die Zwerge unter Raybur quer über die Ebene verteilt, kampfbereit verstellten sie den Nordländern den Weg. Der Dämonenlord schien in der Falle zu sitzen.
Aber der Nebel täuschte, und die schattenhaften Bilder waren eine Illusion. Viele der Kreaturen, deren Körper in Fetzen von schwebendem Grau gehüllt waren, waren tot. Ihre Körper waren verrenkt, gegen Felsenstücke gedrückt und auf Waffen aufgespießt. Arme und Beine ragten wie zerbrochene Stöcke in den Himmel. Dunkle Umrisse schimmerten im Dunst, die verbrannten Überreste derjenigen Toten, die aus der Unterwelt gekommen waren. Es hatte bereits ein Kampf stattgefunden. Der rebellische Druide und seine
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