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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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zwischen ihnen würde hier enden. Der Dämonenlord würde an diesem Tag sterben.
    Der Dämonenlord hob ihm die verhüllten Arme entgegen und richtete die knöcherne Hand voll kalter Entschlossenheit auf ihn. Er zischte vor Wut.
    Wie kannst du es wagen, über mich zu urteilen? Du hast sie sterbend zurückgelassen! Dafür hast du sie geopfert! Du hast sie getötet!
    Jerle zuckte vor den Worten zurück, und in unbarmherzigen Bildern sah er Preia Starle hilflos auf dem Boden liegen, sah, wie sie blutete und mit ihren Kräften am Ende war und wie ein Schädelträger mit ausgestreckten Klauen nach ihr griff. Sie stirbt wegen mir, dachte er voller Entsetzen. Weil ich sie im Stich gelassen habe.
    Die Stimme des Dämonenlords drängte sich in seine Gedanken.
    Und dein Freund, Elfenkönig. Bei der Kau-Magna. Er starb für dich! Du hast zugelassen, daß er für dich starb!
    Jerle Shannara schrie wild auf vor Bestürzung und Wut. Als wäre es eine gewöhnliche Waffe, nahm er das Schwert und hieb mit aller Kraft, die ihm geblieben war, auf den Dämonenlord ein. Das Schwert schnitt geradewegs durch den dunklen Umhang, aber das Licht, das auf der Klinge erstrahlte, flackerte wie in Bedrängnis. Der Dämonenlord fiel in sich zusammen, seine haßerfüllte Stimme ging in verzweifeltes Flüstern über, und sein dunkler Umhang lag in einem kleinen Häuflein auf dem Boden.
    Zurück blieb ein schattenhaftes Etwas, das augenblicklich in den Nebel entfloh.
    Vollkommen reglos verharrte der Elfenkönig in der anschließenden Stille; erst starrte er geradeaus vor sich, dann auf den leeren Umhang. In seinen Augen standen Zweifel und Fragen, die sich jeglichen Antworten verweigerten.
     
    Mareth stand allein auf einem Stück Erde, das von ihrer Magie schwarz verbrannt war. Das Druidenfeuer hatte sich schließlich von allein verbraucht, und sie hatte ihre Macht wieder unter Kontrolle. Überall lagen Leichen, und schaurige Stille hing wie eine Glocke über dem Schlachtfeld. Blinzelnd sah die junge Frau zu, wie der Dunst sich lichtete. Ein langes, tiefes Klagen erscholl, eine Kakophonie aus Stimmen, die sich voller Verzweiflung erhoben. Aus dem Nebel stiegen Geister empor, die so gegenstandslos wie Rauch waren, dunkle Bilder gegen das verblassende Tageslicht, formlos und treibend. Waren es die Geister der Toten? Sie stiegen in das Rot des Sonnenuntergangs und verschwanden, als hätten sie niemals existiert. Weiter unten verwandelten sich die Leichen der Schädelträger zu Asche, die Kreaturen der Unterwelt lösten sich auf, und die Wölfe rannten heulend über die leere Ebene.
    Es ist vorbei, dachte sie verwundert.
    Der Nebel wirbelte umher und hellte sich auf und verschwand dann ganz. Das Schlachtfeld lag jetzt unverhüllt da, ein Leichenhaus voller Toter und Verwundeter, Blutender und Verbrannter und Entstellter. In seiner Mitte stand der Elfenkönig mit gesenktem Schwert. Sein Blick war ins Leere gerichtet.
    Mareth griff nach dem Druidenstab, den sie im Kampf verloren hatte. Dann sah sie Risca ausgestreckt in einem Haufen toter Feinde liegen. Er hatte so viele Wunden erhalten, daß seine Kleidung über und über mit Blut getränkt war. Ein verwirrter Blick lag in seinen offenen, starrenden Augen, als wäre er überrascht, daß das Schicksal, das er so oft herausgefordert hatte, ihn schließlich doch für sich beanspruchte. Wann war er gefallen? Sie hatte es nicht einmal gesehen. Ihr Blick wanderte weiter. Kinson Ravenlock lag ein paar Meter hinter ihr, seine Brust hob und senkte sich schwach. Hinter ihm, etwas weiter entfernt, kauerten Bremen und der Junge. Mareths Blick blieb an dem Druiden hängen, und einen Augenblick lang starrten sie sich an. Sie dachte daran, wie lange und mühevoll sie nach ihm gesucht hatte, wieviel sie geopfert hatte, um eine Druidin zu werden. Bremen und sie. Sie waren die Vergangenheit und Gegenwart der Dinge, der Druide in der Dämmerung und die zukünftige Druidin. Tay Trefenwyd war tot. Risca war tot. Bremen war ein alter Mann. Schon bald würde sie die letzte sein, die von ihrem Orden übrig blieb, die letzte der Druiden.
    Ihr Blick verließ Bremen, und sie nahm den Stab auf. Sie hielt ihn in ihren Händen, als würde sie mit ihm die Verantwortung dessen messen, wer und was sie war, und sie starrte verzweifelt auf das Schlachtfeld.
    Tränen traten in ihre Augen.
    Laß es hier enden, dachte sie.
    Dann warf sie den Stab fort und beugte sich hinab, um Kinson in die Arme zu schließen.

Kapitel 34
    Jerle Shannara

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