Shannara VII
seine Mutter, die Königin, einer Expedition per Segelschiff zugestimmt, um einen Schatz von großem Wert zu suchen, von dem behauptet wurde, er habe die Großen Kriege überlebt, welche die Alte Welt zerstört hatten. Der Grund für die Expedition war ein Traum der Seherin seiner Mutter gewesen, einer Elfenmystikerin von großer Macht und breiter Anerkennung. Der Traum handelte von einem Land aus Eis, einer zerstörten Stadt in diesem Land und einem Ort, an dem ein Schatz von unvorstellbaren Ausmaßen verborgen gehalten und bewacht wurde. Dieser Schatz, falls er entdeckt wurde, besaß die Macht, den Lauf der Geschichte zu ändern und somit das Leben all jener, die mit ihm in Berührung kamen.
Die Seherin war dem Traum gegenüber misstrauisch gewesen, denn sie kannte die Macht, mit der Träume täuschen können. Die Form des gesuchten Schatzes blieb im Ungewissen, und die Ortsangaben waren vage. Das Land, in dem er sich befand, lag jenseits der Blauen Spalte in einem Gebiet, welches niemand je betreten hatte. Es gab keine Anweisungen, wie man es finden und erreichen konnte und nur wenig mehr als eine Reihe von Bildern, die es beschrieben. Vielleicht, so lautete der Rat der Seherin, sollte man den Traum am besten auf sich beruhen lassen.
Aber Allardons älterer Bruder Kael Elessedil war von den Möglichkeiten, welche der Traum bot, und von der Herausforderung der Suche nach einem unbekannten Land begeistert. Er hatte diesen Traum als sein Schicksal begriffen und seine Mutter angefleht, ihn ziehen zu lassen. Am Ende hatte sie es ihm erlaubt. Kael Elessedil hatte also seine Expedition gewährt bekommen und war mit drei Schiffen in See gestochen.
Kurz vor seiner Abreise hatte seine Mutter ihm die berühmten blauen Elfensteine gegeben, die einst Königin Wren gehört hatten. Die Elfensteine würden ihn zu seinem Ziel führen und vor Gefahren beschützen. Ihre Magie würde die Elfen außerdem sicher nach Hause bringen.
Als Kael Elessedil zur Küste aufbrach, wo die von seiner Mutter ausgewählten Schiffe lagen, hatte er das Armband getragen, das sein Bruder jetzt in Händen hielt. Damals hatte Allardon ihn zum letzten Mal gesehen. Die Expedition war nie zurückgekehrt. Die Schiffe, ihre Mannschaften, sein Bruder, alles und jeder waren einfach verschwunden. Suchexpeditionen waren gestartet worden, eine nach der anderen, doch von den vermissten Elfen war keine Spur gefunden worden.
Allardon seufzte leise. Bis heute. Er starrte das Armband in seiner Hand an.
Kaels Verschwinden hatte im Leben der Familie alles verändert. Seine Mutter hatte sich von dem Verlust niemals erholt, und in den letzten Jahren ihres Lebens waren ihre Gesundheit und ihre Hoffnung geschwunden, während ein Rettungsversuch nach dem anderen scheiterte und man die Suche schließlich aufgab. Nach ihrem Tod wurde Allardon, was er nie erwartet hatte, zum König erklärt. Eigentlich hätte sein Bruder diese Position einnehmen sollen.
Er dachte an den Versehrten Mann, der ausgezehrt, ohne Stimme und blind im Haus des Heilers von Bracken Clell lag, und fragte sich, ob sein Bruder endlich heimgekehrt war.
Das Bier wurde gebracht, und Allardon setzte sich mit Hunter Predd auf eine Bank im Garten und fragte den Flugreiter wieder und wieder aus, wobei er die gleichen Punkte mehrere Male ansprach und sich ihnen aus verschiedenen Winkeln annäherte, damit er alles erfuhr, was es zu erfahren gab. Hunter begriff, wenigstens zum Teil, die Wunde, die er bei dem Elfenkönig aufgerissen hatte, und deshalb fügte er sich bereitwillig. Er stellte selbst keine Fragen, wofür Allardon dankbar war, sondern beantwortete lediglich die des Königs, dem er Gesellschaft leistete, solange sie gewünscht wurde.
Nachdem die Befragung beendet war, bat Allardon den Flugreiter, die Nacht hier zu verbringen, damit der König Zeit habe, sich zu überlegen, ob er ihn noch weiter brauche. Er formulierte es nicht als Befehl, sondern als Bitte. Reiter und Tier sollten Unterkunft und Verpflegung erhalten, und sein Bleiben werde als Gefälligkeit betrachtet. Hunter Predd stimmte zu.
Wieder allein und nun in seinem Arbeitszimmer, wo er am häufigsten über Angelegenheiten nachdachte, die es erforderten, verschiedene Möglichkeiten zu überprüfen, überlegte sich Allardon, was er zu tun hatte. Nach dreißig Jahren und den erheblichen Verletzungen würde er seinen Bruder vielleicht nicht wieder erkennen, selbst wenn es Kael war, den der Heiler von Bracken Clell pflegte. Er musste davon
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