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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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erlangt, wobei letztere ihn unumkehrbar verändert hatten.
    Die Ilse-Hexe sah von ihrer Arbeit auf und bemerkte das leichte Flackern der beiden einzigen Kerzen in den gegenüberliegenden Wandhaltern am Eingang. Schatten schwankten und verfestigten sich erneut auf dem abgetretenen Steinboden. Sie legte die Karte zur Seite und begrüßte ihn. Ihre graue Robe fiel mit leisem Rauschen um ihre schlanke Gestalt, und sie warf das lange dunkle Haar aus dem Kindsgesicht mit den funkelnden blauen Augen zurück. Nur ein Mädchen, hätte ein unbedarfter Besucher gedacht. Nur ein Mädchen, das zur Frau heranwächst. Aber das traf nicht auf sie zu, schon seit langem nicht mehr. Der Morgawr würde einen solchen Fehler nicht begehen, obwohl er es einst getan hatte. Es hatte sie nur einen Herzschlag gekostet, ihn zurechtzuweisen, ihm zu verdeutlichen, dass sie nicht länger ein Mädchen und ein Lehrling, sondern eine erwachsene Frau war, die sich mit ihm messen konnte.
    Seitdem waren die Dinge nicht mehr so wie zuvor, und sie würden auch nie wieder so sein, das spürte sie.
    Er erschien im Eingang, groß und dunkel in seinem langen schwarzen Mantel. Sein Körper war riesig und muskulös und besaß noch immer eine menschliche Form, doch ähnelte er mehr und mehr den Mwellrets, mit denen er so viel Zeit verbrachte. Seine Haut war schuppig und grau und ohne Haarbewuchs. Sein Gesicht war leer und ausdruckslos, und seine Augen hatten einen reptilienhaften Zug. Er konnte die Gestalt wandeln wie die Rets, doch wesentlich vielseitiger, da ihm die Magie dabei half. Einst zahlreich, waren die Rets über die vergangenen fünf Jahrhunderte hinweg zu einer kleinen Gemeinschaft reduziert worden. Sie steckten voller Geheimnisse und konnten andere manipulieren, und vielleicht bewunderte sie der Morgawr aus diesem Grunde so sehr.
    Er blickte sie nun aus dem Dunkel der Kapuze an, und seine grünen, schlitzförmigen Augen wirkten leer und kalt. Früher einmal hätte es sie verängstigt, wenn er sie so betrachtete. Dann hätte sie alles versucht, um ihn dazu zu bringen, den Blick abzuwenden. Jetzt hielt sie ihm stand und starrte ihn sogar noch kälter und leerer an.
    »Allardon Elessedil ist tot«, sagte er leise. »Starb durch ein Versehen seiner eigenen Wachen während eines Attentatsversuchs von drei Elfen, deren Verstand beeinflusst worden war. Wen kennen wir, der die Fähigkeit besitzt, Magie auf diese Weise anzuwenden?«
    Das war keine Frage, auf die eine Antwort notwendig war, und deshalb ging sie schweigend darüber hinweg. »In deiner Abwesenheit«, erwiderte sie ruhig, »wurde ein Schiffbrüchiger entdeckt, der auf der Blauen Spalte trieb. Er trug ein Armband der Elessedils und hatte eine Karte bei sich. Ein Flugreiter brachte ihn nach Bracken Clell. Einer meiner Spione hat mir davon berichtet. Als ich hinging, um mir den Mann anzuschauen, erkannte ich ihn. Kael Elessedil. Die Karte, die er bei sich gehabt hatte, war bereits unterwegs zu seinem Bruder, aber ich konnte einiges aus den Erinnerungen in seinem Kopf zusammenstellen.«
    »Es ist nicht an dir, die Entscheidung über das Leben eines Königs zu treffen!«, zischte der Morgawr wütend. »Du hättest mich aufsuchen sollen, ehe du so etwas unternimmst.«
    Sie wurde sehr leise. »Ich brauche keine Erlaubnis, um das zu tun, was ich für notwendig halte. Niemals. Leben zu beenden ist meine Domäne und ganz allein meine, egal um wessen Leben es geht!«
    Sie hätte ihm genauso gut sagen können, dass die Sonne in weniger als einer Stunde aufgehen würde. Er reagierte mit Gleichgültigkeit auf ihre Worte, und auch in seiner Antwort und seiner Körperhaltung ließen sich keine Gefühle entdecken. »Was ist mit dieser Karte?«, fragte er.
    »Die Karte weist den Weg zu einem Schatz, einer Magie, die aus Worten gebildet wird und die aus der Alten Welt, aus der Zeit vor den Großen Kriegen, stammt.« Sie setzte ihre Stimme ein, um ihn näher zu locken, um ihm ihr eigenes Gefühl von Dringlichkeit und Notwendigkeit aufzuzwingen. Er würde spüren, was sie tat, trotzdem war er verwundbar. »Die Magie verbirgt sich in einem Land jenseits der Blauen Spalte. Kael Elessedil ist dort gewesen und hat sie gesehen. Sie existiert tatsächlich, und sie ist sehr mächtig. Unglücklicherweise wusste sein Bruder ebenfalls darüber Bescheid. Bis ich ihn aufgehalten habe, beabsichtigte er, selbst danach zu forschen.«
    Der Morgawr kam in den Raum, trat jedoch nicht zu ihr, sondern an die gegenüberliegende Wand,

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