Shannara VII
ganz genau wissen.«
Der Flugreiter säuberte das Geschirr und packte es ein, fütterte und tränkte sein Tier, bevor er Walker schließlich wieder an Bord winkte. Sie flogen nach Osten über den Regenbogensee, überquerten die Mündung des Mermidon und die breiten Höcker des Runnegebirges. Unten auf dem See trieb eine Hand voll Fischerboote, doch die Fischer blickten nicht zu ihnen nach oben, so sehr waren sie in ihre Arbeit vertieft. Das Tag verstrich, die Sonne näherte sich dem westlichen Horizont, und das Licht begann zu schwinden. Der Mond erhellte den Himmel über ihnen, und ein einzelner Stern tauchte ganz nah bei ihnen auf. Die Schatten auf dem Land unten wurden länger und streckten sich wie Finger aus, die das Kommen der Nacht ankündigen.
Es dämmerte bereits, als sie das Südende der Rabbebene erreichten und sich zu den Drachenzähnen aufmachten. Inzwischen waren die riesigen, zerklüfteten Gipfel dunkel und formlos, eine Unheil verkündende Wand, die sich entlang des gesamten Nordhimmels erstreckte. Die Temperatur sank, und Walker zog seinen Mantel enger um sich. Hunter Predd schien die Kälte nichts auszumachen. Walker bewunderte, wie der Flugreiter mit dem Wetter umging, sich stets entsprechend verhielt, ansonsten jedoch nicht davon stören ließ. Das gehörte vermutlich zu den Eigenschaften, die man als Flugreiter brauchte.
Als sie die Ausläufer erreichten, die dort hinaufführten, wohin er heute Nacht gehen würde, war es dunkel. Im Licht des Mondes und der Sterne landete Obsidian auf einem offenen Hang in sicherem Abstand von Felsen und Unterholz, hinter denen sich Feinde verstecken oder die eine rasche Flucht verhindern könnten. Nachdem der Flugreiter sich um die Bedürfnisse des Rocks gekümmert hatte, schlugen sie gemeinsam das Lager auf, zündeten ein Feuer an, kochten und nahmen ihr Abendessen ein. Aus der Ferne hörten sie die Jagdschreie von Reihern und das schrille Klagen der Wölfe. Der Mond tauchte die Ebenen im Süden und Osten in seinen Schein, und durch das bleiche Licht bewegten sich verstohlene Schatten.
»Ich habe über den Schiffbrüchigen nachgedacht«, verkündete Hunter Predd nach längerem Schweigen. Sie hatten ihr Mahl beinahe beendet, und der Flugreiter scharrte mit seinem Stiefel in der harten Erde und rückte mit seinem Bierkrug ein Stück vom Feuer weg. »Wie konnte ein blinder Mann seinen Häschern ohne Hilfe entkommen?«
Walker blickte auf.
»Wie konnte er von dort, wo er eingesperrt war, hierher zu uns in die Spalte kommen?« Der Flugreiter runzelte die Stirn. »Angenommen, er kehrte tatsächlich von der Reise zurück, zu der Kael Elessedil vor dreißig Jahren aufgebrochen ist, dann hatte er einen langen Weg vor sich. Ein Blinder hätte das ohne Hilfe nicht zustande gebracht.«
»Nein«, stimmte Walker zu. »Das hätte er nicht.«
Der Elf beugte sich vor. »Noch eine Sache beunruhigt mich. Wie hat er die Karte in die Finger bekommen? Solange er sie nicht selbst gezeichnet hat, muss er sie entweder gestohlen oder übergeben bekommen haben. Falls er sie selbst zeichnete, kann er das nur getan haben, ehe er geblendet wurde. Wie hat er sie vor denjenigen verborgen, die ihn gefangen gehalten haben? Wenn sie jedoch jemand anderer gezeichnet hat, muss er sie irgendwie erhalten haben. Einerlei er muss Hilfe gehabt haben. Sogar für die Flucht. Was ist aus dieser anderen Person geworden?«
Walker nickte beifällig. »Du stellst die richtigen Fragen, Hunter Predd. Fragen, die mir schon seit einigen Tagen durch den Kopf gehen. Dein Verstand ist scharf, deine Instinkte sind gut, Flugreiter.«
»Kennst du die Antworten darauf?«, drängte Hunter und ignorierte das Kompliment.
»Keine, die ich dir im Augenblick verraten würde.« Der Druide erhob sich und stellte Teller und Becher zur Seite. »Es ist Zeit für mich zu gehen. Vor dem Morgen werde ich nicht zurück sein, daher kannst du ruhig ein wenig schlafen. Suche nicht nach mir, gleichgültig, welchen Drang du danach verspürst. Verstehst du?«
Der Flugreiter nickte. »Man braucht mich nicht extra aufzufordern, mich aus diesen Bergen fern zu halten. Ich bin froh, dass ich hier bleiben kann.« Er wickelte sich enger in seinen Mantel. »Viel Glück.«
Auf dem Weg aus den Ausläufern in die Drachenzähne wurde es kälter, und während des Aufstiegs sank die Temperatur beharrlich weiter. Zwischen den massiven Felswänden war die Nacht still und leer. Der Mond verschwand hinter den Gipfeln, und nur das Sternenlicht
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