Shannara VII
dort bleiben konnte, wo er gerade war. Er betrachtete Quentins unerbittliche Suche nach einem Weg, der aus Leah herausführte, als eine zwanghafte Vorstellung, die gleichermaßen gefährlich und falsch war. Trotzdem, so musste er zugeben, hatte Quentin wenigstens einen Plan für sein Leben, womit er mehr vorweisen konnte als Bek.
Sie schritten durch das Ackerland, über Pferde- und Viehweiden, an Anwesen und Herrenhäusern vorbei, bis sie die Außenbezirke der eigentlichen Stadt erreichten. Das Haus der Leahs befand sich an der gleichen Stelle, an der einst der Palast gestanden hatte, von dem aus die Familie das Hochland regiert hatte. Der Palast war während der Besatzungszeit zerstört worden - niedergebrannt, so hieß es, von Morgan Leah persönlich, aus Protest gegen die Besatzer. Auf jeden Fall hatte Corans Vater ihn durch ein zweigeschossiges Haus ersetzt, wie es der Bautradition der Gegend entsprach: ein wunderbar gestaltetes Dachgesims und viele Mansardenfenster, lange Dachreihen und tiefe Alkoven, Fensterläden und Kamine aus Stein. Die alten Bäume blieben stehen, Blumengärten erblühten vorn und hinten, rankenüberwucherte Lauben wölbten sich über mit Bruchstein gepflasterte Wege, die vom Vorder- und Hintereingang zu den jeweiligen Straßen führten.
In den Fenstern und entlang der Wege brannten bereits Lichter. Sie vermittelten eine warme und freundliche Atmosphäre, und während die beiden auf das Haus zugingen, ertappte sich Bek bei dem Gedanken, wie lang er diese Gastfreundlichkeit noch genießen können würde.
An diesem Abend nahmen sie das Mahl mit der Familie ein, mit Coran und Liria und den vier jüngeren Leahs. Die Kinder verlangten während des Essens mehr Einzelheiten über die Abenteuer zu erfahren, insbesondere über die Wildschweinjagd. Quentin erzählte die Geschichte spannender, als sie sich in Wirklichkeit zugetragen hatte, und erfreute seine jüngeren Brüder und Schwestern mit einem wilden und schaurigen Märchen darüber, wie sie nur knapp dem Tode durch die Hauer und Hufe eines Dutzend tobender Keiler entgangen waren. Coran schüttelte den Kopf, Liria lächelte, und alle Gespräche über Walkers unerwartetes Erscheinen und die Reise, die er vorgeschlagen hatte, wurden auf später verschoben.
Nach dem Essen brachte Liria die jüngeren Kinder zu Bett, und Bek ließ Quentin und seinen Vater allein, damit sie unter vier Augen über den Druiden sprechen konnten. Er nahm ein langes, heißes Bad und wusch sich den Schmutz des Jagdausflugs ab. Während er dort in der Hitze und im Dampf lag, ließ er sich richtig im Wasser einweichen, und nach und nach wurde er alle Sorgen los. Nachdem er fertig war, ging er in Quentins Zimmer, wo sein Cousin auf dem Bett saß, das alte Schwert in der Hand hielt und es nachdenklich betrachtete.
Quentin schaute bei seinem Eintreten auf. »Vater sagt, wir dürfen mit.«
Bek nickte. »Daran habe ich nicht gezweifelt. Walker ist nicht so dumm, uns in einer wichtigen Frage anzulügen.« Er strich sich eine feuchte Locke aus der Stirn. »Hast du ihn gefragt, wieso er plötzlich zu diesem Meinungswechsel gelangt ist?«
»Habe ich. Er schulde dem Druiden einen Gefallen für etwas, das vor langer Zeit passiert ist, antwortete er. Was genau, wollte er mir nicht verraten. Er hat sofort wieder das Thema gewechselt.« Quentin wirkte grüblerisch. »Trotzdem schien ihn weder unser Aufbruch noch Walkers Auftauchen zu beunruhigen. Er wirkte eher… nun, irgendwie entschlossen, glaube ich. Es war schwierig, sein Gesicht zu deuten, Bek. Er war ausgesprochen ernsthaft - dabei aber ganz ruhig. Und ich soll das Schwert mitnehmen.«
Er betrachtete die Waffe in seinen Händen. »Die ganze Zeit sitze ich hier und starre es an.« Er lächelte. »Ich glaube immer noch, wenn ich es nur scharf genug anschaue, werde ich irgendetwas entdecken. Vielleicht spricht das Schwert mit mir und verrät mir das Geheimnis seiner Magie.«
»Ich glaube, du musst tun, was Walker gesagt hat. Du wirst wohl warten müssen, bis du es wirklich brauchst, bevor du erfährst, wie es funktioniert.« Bek setzte sich neben ihm aufs Bett. »Walker hatte Recht. Das Schwert ist makellos. Keine einzige Kerbe. Hunderte von Jahren alt und in vorzüglichem Zustand. Das wäre es bestimmt nicht, wenn die Magie es nicht auf bestimmte Weise schützte.«
»Ich denke auch.« Quentin drehte die Klinge hin und her und strich mit den Fingern über die glatte, flache Oberfläche. »Ich fühle mich ein wenig seltsam.
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