Shannara VII
Holm Rowe nicht gerade nahe. Seit zehn Jahren hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Ich wusste nicht einmal, dass er eine Frau hatte, geschweige denn ein Kind. Aus diesem Grund erschien es mir merkwürdig, dass dein Vater dich zu mir schickte, zu meiner Familie, aber Walker bestand darauf, es sei das Richtige.«
Erneut schüttelte er den Kopf. »Er kann recht überzeugend sein, wenn er will. Ich fragte ihn, woher dein Vater ihn so gut kenne, um dich seiner Obhut zu überlassen. Er antwortete, Holm habe keine Wahl gehabt, da niemand anders da gewesen sei, und er habe Walker vertrauen müssen.«
Bek legte das Hemd ab, das er in der Hand hielt. »Nun, ich weiß, wie überzeugend er wirken kann. Das habe ich schon selbst erlebt. Auf welche Weise hat er dich überredet, deine Zustimmung zu dieser Unternehmung zu geben?«
Coran Leah lächelte. »Er hat mir das Gleiche erzählt, was er vermutlich auch euch gesagt hat - er würde euch beide brauchen, das Leben vieler würde davon abhängen, die Zukunft der Vier Länder würde es erfordern. Er sagte, ihr beiden wärt alt genug, die Entscheidung selbst zu treffen, und ich müsse euch diese Freiheit zugestehen. Gern habe ich mir das nicht angehört, aber natürlich habe ich erkannt, dass er Recht hat. Du bist alt genug, fast schon erwachsen. Quentin ist bereits erwachsen. Ich habe euch so lange unter meinen Fittichen behalten, wie ich konnte.« Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hängen tatsächlich Leben von dieser Reise ab. Vermutlich schulde ich es euch beiden, das herausfinden zu dürfen.«
Bek nickte. »Wir werden vorsichtig sein«, versicherte er. »Wir passen aufeinander auf.«
»Das weiß ich. Und ich fühle mich besser, wenn ihr beide geht, anstatt nur einer von euch. Liria meint, ihr solltet überhaupt nicht aufbrechen, keiner von euch, doch schließlich ist sie eine Mutter, und Mütter denken nun einmal so.«
»Glaubst du, Quentins Schwert ist tatsächlich magischer Natur? Kann es wirklich das, was Walker behauptet?«
Coran seufzte. »Ich habe keine Ahnung. Unserer Familienchronik zufolge schon. Walker scheint sich dessen sicher zu sein.«
Bek setzte sich ihm gegenüber auf das Bett. »Ich bin mir nicht sicher, ob wir das Richtige tun, wenn wir mitgehen; wir wissen möglicherweise zu wenig, um überhaupt das Risiko abzuschätzen, das wir auf uns nehmen. Trotzdem verspreche ich dir, dass wir keine Dummheiten machen.«
Coran nickte. »Sei vorsichtig mit solchen Versprechungen, Bek. Manchmal kann man sie nur schwer einhalten.« Er schwieg kurz. »Da ist noch etwas, das ich dir erzählen wollte. Es lag mir schon oft auf der Zunge, doch immer habe ich es für mich behalten. Gestern habe ich wieder einmal darüber nachgedacht, als Walker plötzlich in der Tür stand. Also gut. Ich habe nur das Wort des Druiden, dass Holm Rowe tatsächlich dein Vater war und dass er dich hergeschickt hat, um bei mir aufzuwachsen. Später habe ich versucht, es zu überprüfen, doch niemand konnte mir sagen, wann oder wo Holm gestorben ist. Niemand konnte mir auch nur die kleinste Kleinigkeit über ihn sagen.«
Bek starrte ihn überrascht an. »Demnach ist womöglich jemand anderer mein richtiger Vater?«
Coran Leah fixierte ihn mit starrem Blick. »Ich betrachte dich wie meinen eigenen Sohn, Bek. Ich liebe dich genauso sehr wie ihn. Daher habe ich stets mein Bestes getan, um dich gut zu erziehen. Und Liria ebenfalls. Jetzt, wo du uns verlassen wirst, möchte ich keine Geheimnisse zwischen uns haben.«
Er erhob sich. »Am besten lasse ich dich nun allein, du musst ja noch packen.«
Er ging auf die Tür zu, änderte jedoch seine Meinung noch einmal und kam zurück. Er schloss Bek in seine kräftigen Arme und drückte ihn fest an sich. »Sei vorsichtig, Sohn«, flüsterte er.
Danach verließ er das Zimmer, und Bek begann zu grübeln, ob seine Vergangenheit vielleicht genauso ungewiss war wie seine Zukunft.
Kapitel 45
Es regnete wieder, als Hunter Predd und Walker auf Obsidian im Seehafen von March Brume eintrafen, der ein Stück weiter nördlich von Bracken Clell an der Küste der Blauen Spalte lag. Sie waren kurz vor Sonnenuntergang in den Regen hineingeflogen, nachdem sie den ganzen Tag nach Westen gereist waren, und es schien, als gingen Feuchtigkeit und Finsternis gemeinsam nieder. March Brume lag an einem steinigen Strand in einer Bucht, die im Norden von hohen Klippen und im Süden von einem Salzwassersumpf begrenzt wurde. Ein tiefer Wald begann gleich hinter dem Ort
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