Shannara VII
verirrte mich und machte unglücklicherweise einen Fehler.«
Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Gern gebe ich es nicht zu, selbst heute noch nicht. Ich marschierte durch einen Landstrich, von dem ich wusste, dass ich ihn nicht betreten sollte, und dachte, ich könnte so weit gehen, bis ich die Schwierigkeiten, in die ich geraten war, hinter mir gelassen hatte. Dabei stürzte ich, verrenkte mir den Knöchel und konnte kaum noch laufen. Inzwischen brach die Nacht herein, und nachdem es dunkel geworden war, kam eine Werbestie auf mich zu.«
Das Feuer prasselte laut, und Bek fuhr wider seinen Willen zusammen. Werbestien. Im Südland galten sie als Legende, die meist nur halb geglaubt wurde. Gesehen hatte diese Wesen kaum einer. Teils Tier, teils Geist waren sie schwer zu erkennen, und noch schwerer konnte man sich gegen sie verteidigen. Sie ernährten sich von deiner Angst und nahmen eine Gestalt aus deiner Fantasie an, und beinahe nichts konnte gegen sie bestehen, nicht einmal die großen Moorkatzen. Die Möglichkeit, hier einer Werbestie zu begegnen, war nicht gerade eine tröstliche Aussicht. »Ich dachte, sie würden nur tief im Anar leben, weiter nordöstlich.«
Panax nickte. »Früher einmal vielleicht. Die Zeiten ändern sich. Jedenfalls griff diese Werbestie an, und ich kämpfte den größten Teil der Nacht mit ihr, so lange und so heftig, dass ich am Ende, glaube ich, gar nicht mehr wusste, was ich eigentlich tat. Immer wieder verwandelte sie die Gestalt und verletzte mich schwer. Trotzdem wehrte ich mich weiter, drückte mich mit dem Rücken an einen Baum und war zu stur, um hinzunehmen, dass ich diese Art von Auseinandersetzung vermutlich nicht gewinnen konnte. Mit jedem Stoß wurde ich schwächer und müder.«
Er verstummte und starrte in die Dunkelheit. Die Cousins warteten und dachten, er hinge seinen Gedanken und Erinnerungen nach. Dann sprang er urplötzlich auf und packte die Streitaxt fest mit beiden Händen.
»Da draußen bewegt sich etwas…«, sagte er.
Ein leichtfüßiger, dunkler Schemen tauchte aus der Nacht auf, dann folgte ein Zweiter, dann ein Dritter. Es schien, die Schatten selbst wären zum Leben erwacht, hätten Gestalt angenommen und einen Körper bekommen. Panax wurde zu Boden gestoßen und ächzte angesichts der Wucht des Hiebs, der ihn getroffen hatte. Quentin und Bek rollten sich zur Seite, und die Schatten stürzten vorüber, dunkle Formen, die aus tiefer Kehle knurrten und Zähne und Krallen entblößten.
Ur’wölfe! Bek riss sein langes Messer aus dem Gürtel und wünschte sich, er besäße eine schwerere Waffe, um sich zu verteidigen. Ein Ur’wolfsrudel konnte durchaus einen ausgewachsenen Koden zur Strecke bringen.
Panax war wieder auf den Beinen und schwang die zweischneidige Axt nach rechts und nach links, während die Schatten ihn am Rand des Lichts umkreisten. Immer wieder sprang einer auf ihn zu, doch die geschwungenen Klingen schnitten nur durch die Luft. Bek rief nach Quentin, der ein Stück vom Feuer fortgetaumelt war und sich nun bemühte aufzustehen. Schließlich trat Panax zu ihm und wollte ihm helfen, doch in dem Moment, da er den Blick dem Hochländer zuwandte, sprang ihn ein Ur’wolf an, stieß ihn um, und die Axt flog in hohem Bogen davon.
Einen Moment lang glaubte Bek, jetzt sei alles verloren. Die Ur’wölfe strömten so zahlreich aus der Dunkelheit herbei, dass sie sie niemals würden aufhalten können. Panax und Quentin lagen beide am Boden, und Bek versuchte ganz allein, sie mit seinem langen Messer zu verteidigen.
»Quentin!«, schrie Bek verzweifelt und wurde von einer schlanken Gestalt, die vor ihm aus dem Nichts auftauchte, zu Boden gestoßen.
Dann stand der Hochländer an seiner Seite und hielt das Schwert von Leah mit beiden Händen. Quentins Gesicht war blutleer und vor Angst verzerrt, doch in seinen Augen funkelte Entschlossenheit. Als die Ur’wölfe auf ihn zukamen, schwang er die antike Waffe in weitem Bogen und rief herausfordernd: »Leah! Leah!« Auf einmal glühte das Schwert weiß, und Flämmchen züngelten über die gesamte Länge der polierten Klinge. Überrascht stockte Quentin der Atem; er wich zurück und wäre beinahe über Bek gestolpert. Die Ur’wölfe stoben hektisch auseinander, liefen davon und verschwanden in der Dunkelheit. Quentin, gleichermaßen geschockt wie erleichtert, wollte ihnen gleich hinterher jagen.
»Leah! Leah!«, rief er.
Die Ur’wölfe kehrten zurück, griffen von neuem an und wichen im letzten
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