Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
auffüllten, wenn sie im weiten und wenig erforschten Wildewald auf die Pirsch gingen. Zu abgelegen und einsam, um für irgendeine Form des Handels attraktiv zu sein, war es lange Jahre lediglich ein Außenposten gewesen. Mit der Jagd ließ sich nicht viel Geld verdienen, mehr dagegen durch das Glücksspiel, und langsam hatte sich das Dorf gewandelt. Die Elfen mieden es mehr und mehr, doch Südländer und Fahrende fanden hier, wonach sie gesucht hatten. Männer und Frauen wollten hier ihrer Vergangenheit entfliehen: Sie flohen vor Verfolgern, die sie nicht in Ruhe lassen wollten, vor Träumen, die sich nie erfüllen ließen, und vor ständigen Enttäuschungen; oder sie wollten nicht unter den Zwängen von Regeln leben, die überall galten, und brauchten die Freiheit, die damit einherging, dass es allein wichtig war, der Schnellste oder Stärkste zu sein. Männer und Frauen, die alles verloren hatten, und hofften, hier einen Neuanfang wagen zu können, wobei sie außer Klugheit und fehlender Moral nichts vorzuweisen hatten. Schließlich fanden all diese Leute ihren Weg nach Grimpen Ward. Manche blieben nur kurze Zeit und zogen dann weiter. Andere hielten sich länger auf. Falls es ihnen nicht gelang, am Leben zu bleiben, fanden sie eine ewige Heimstatt.
    Bei Tageslicht betrachtet handelte es sich um ein schmutziges, verschlafenes Städtchen, dass aus armseligen Häusern und Hütten bestand, aus zerfurchten, unbefestigten Straßen und düsteren Gassen und aus einer Bevölkerung, die sich im Inneren der Gebäude verkroch, schlief und auf die Nacht wartete. Der Wildewald umschloss den Ort mit seinen uralten Bäumen und dem erdrückenden Gesträuch; und er wurde stets von der Gefahr bedroht, vollständig verschluckt zu werden. Die Bewohner kümmerten sich nicht um die Stadt, nur um das, was sie anzubieten hatte. Grimpen Ward machte einen mürrischen, verärgerten Eindruck, der an ein eingesperrtes, schlecht gefüttertes Tier erinnerte, das nur auf eine Chance zur Flucht wartete.
    Hunter Predd ging vorsichtig durch die Straßen, hielt sich von Licht fern und vermied die Menschenansammlungen vor den Türen und auf den Terrassen der Schänken. Als Flugreiter bevorzugte er offenes Gelände. Und weil er ein aufmerksamer Mann war, der Grimpen Ward und ähnliche Orte bereits besucht hatte, wusste er, was er zu erwarten hatte.
    Er verlangsamte den Schritt an der Einmündung einer dunklen Gasse, in der drei Männer einen vierten mit Stöcken verprügelten und in seinen Kleidern nach seinem Geldbeutel suchten. Der Mann flehte sie an, ihn nicht zu töten. Gesicht und Hände waren voller Blut. Einer der Räuber blickte hinüber zu Hunter Predd und starrte ihn mit herausforderndem Blick an, um abzuschätzen, ob er ein möglicher Widersacher war. Der Flugreiter tat, was man ihm aufgetragen hatte. Er hielt dem Blick des anderen einen Moment lang stand und zeigte so, dass er sich nicht fürchtete, dann wandte er sich ab und ging weiter.
    Grimpen Ward war weder der Ort der Zögerlichen noch derjenigen, welche die Ungerechtigkeiten der Welt wieder gutmachen wollten. In der beengten Atmosphäre dieser Brutstätte der Grausamkeit und der Wut war jeder entweder Beutetier oder Jäger, ein Zwischending gab es nicht. Hunter Predd spürte die Hoffnungslosigkeit und die Niedergeschlagenheit, die das Städtchen einhüllten, und der ganze Ort widerte ihn an.
    Er verließ den zentralen Bereich und damit die hellen Lichter und den Lärm und betrat eine Straße mit armseligen Hütten und Bruchbuden, die von jenen bevölkert wurden, die sich in die Gifte des Rausches geflüchtet hatten. Die Wesen, die hier hausten, kamen nie aus ihrer zurückgezogenen Welt hervor, verließen nie die Orte, die sie für sich selbst geschaffen hatten. Er roch die Chemikalien in der Luft, dazu Schweiß und Exkremente.
    Nun hielt er auf einen Pfad zu, der zwischen die Bäume führte, schaute sich aufmerksam um, ob ihm jemand folgte, und ging dann weiter. Der Weg wand sich ein kurzes Stück bis zu einem Häuschen, das in einem kleinen Wäldchen aus Eschen und Kirschen stand. Das Haus war sauber und ordentlich, vor den Fenstern hingen Kisten mit Blumen, und dahinter befand sich ein Garten. Hier war es ruhig, eine Oase der Stille inmitten des Tumults. Im vorderen Fenster brannte ein Licht. Der Flugreiter ging zur Tür, stand schweigend einen Moment lang da und lauschte, dann klopfte er an.
    Eine schwere Frau mit offenem Gesicht, kurz geschorenem grauen Haar und formlosem

Weitere Kostenlose Bücher