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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Nacht. Bek und Quentin zuckten zusammen und bedeckten schützend die Augen. Hinter ihnen flackerte das Feuer auf und erlosch.
    Als sie wieder in die stille Dunkelheit blickten, war Truls Rohk verschwunden.
     
    Weit im Süden, jenseits des Hochlands von Leah, der prekkendorranischen Höhe und der älteren, industrialisierten Städte Wayford und Sterne, wurde der Verteidigungsminister Sen Dunsidan in der Hauptstadt der Föderation, Arishaig, von einer Berührung an der Schulter geweckt.
    Er schlug die Augen auf, blinzelte und starrte, ohne etwas zu erkennen, durch die Dunkelheit an die Decke, wobei er unsicher war, weshalb er aufgewacht war. Im Schlafzimmer war es kalt und still. Er lag auf dem Rücken in dem übergroßen Bett.
    »Wacht auf, Minister«, flüsterte die Ilse-Hexe.
    Jetzt blieb sein Blick auf der schlanken, verhüllten Gestalt haften, die sich über ihn beugte. »Dunkle Dame meiner Träume«, begrüßte er sie verschlafen lächelnd.
    »Sagt nichts«, forderte sie ihn auf und trat einen Schritt zurück. »Erhebt Euch und kommt mit mir.«
    Sie beobachtete ihn, während er tat, was sie ihm auftrug, und derweil wirkte sein derbes Gesicht ruhig und gefasst, als würde es ihn nicht im Mindesten überraschen, dass sie so bei ihm erschien. Er war ein mächtiger Mann, und bei der Ausübung dieser Macht durfte er niemals überrascht oder verängstigt wirken. Seit über fünfzehn Jahren hatte er den Posten des Verteidigungsministers inne, und diese Langlebigkeit im Amt hatte er nur deshalb erreicht, weil er während dieser Zeit eine Menge Männer beerdigt hatte, die ihn unterschätzten. Er erweckte einen milden, manchmal sogar unbeteiligten Eindruck, wie ein Beobachter am Rande des Geschehens, der allein darauf bedacht ist, die Dinge für alle zum Besten zu wenden. Stattdessen besaß er die Instinkte und die Moral einer Schlange. In einer Welt, die sich in Raubtiere und das gejagte Wild einteilen ließ, bevorzugte er es eindeutig, zu den ersteren zu gehören. Dabei begriff er sehr wohl, dass das Überleben davon abhing, seine Vorlieben geheim und seinen Ehrgeiz verborgen zu halten. Sobald er sich bedroht fühlte, wie vielleicht gerade in diesem Moment, lächelte er. Aber das Lächeln verbarg natürlich die scharfen Zähne hinter den Lippen.
    Die Ilse-Hexe führte ihn wortlos aus dem Schlafgemach durch den Gang zu seinem Arbeitszimmer. Dieser Raum war der Ort, wo er seine Geschäfte abwickelte, und indem sie ihn dorthin führte, begriff er, dass sie aus geschäftlichen Gründen gekommen war. Er war ein Mann mit unstillbarem Appetit, und zudem war er daran gewöhnt, diesen zu befriedigen, wann immer ihm der Sinn danach stand. Sie wollte keinen Zweifel daran lassen, aus welchem Grund sie in seinem Schlafzimmer erschienen war. Die Art, wie er sie angesehen hatte, war ihr nicht entgangen, doch scherte sie sich nicht um das, was sie in seinen Augen entdeckt hatte. Falls er auch nur versuchte, bei ihr Hand anzulegen, würde sie ihn umbringen. Das machte ihr nichts aus; andererseits brachte es ihr keinen Gewinn ein. Deshalb wollte sie von Anfang an klarstellen, dass sich in der Beziehung zwischen ihnen nichts geändert hatte.
    Sen Dunsidan war sowohl ihr Spion als auch ihr Verbündeter, ein Mann, der in der Hierarchie der Föderation einen hohen Rang einnahm, um ihr Gefallen zu tun, für die sie sich erkenntlich zeigen würde. Der Verteidigungsminister wusste sehr wohl, wie man Macht in der Regierung einsetzte, doch berücksichtigte er dabei auch stets die Notwendigkeit umsichtigen Vorgehens. Er war klug, geduldig und genau, und seine Arbeitsmoral galt als legendär. Hatte er sich erst einmal einer Aufgabe angenommen, ließ er nicht mehr locker. Allerdings hatte die Ilse-Hexe vor allem seinen Ehrgeiz angezogen. Sen Dunsidan war nicht damit zufrieden, Verteidigungsminister zu sein. Auch der Posten des Kriegs- oder Premierministers würde ihm nicht genügen. Sogar als König wäre er noch nicht zufrieden, und obwohl dieser Rang in der gegenwärtigen Struktur der Föderationsregierung gar nicht existierte, käme er seinen Zielen immerhin schon näher. Was er sich ersehnte, war absolute Macht - über alles und jeden. Bereits früh hatte die Ilse-Hexe begriffen, dass er willig für sie tat, was immer sie verlangte, wenn sie ihm nur zeigte, wie er die absolute Macht erreichen könnte.
    So betraten sie nun das Arbeitszimmer. Der Raum war mit Holz getäfelt, wirkte karg und dadurch einschüchternd. Anstatt die Fackeln in den

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