Shannara VII
jungenhaftem Gesicht und stillem Gebaren. Während sein Bruder Kylen, wie bei den Elessedils Tradition, blond und hell war, hatte Ahren dunklere Haut, braunes Haar und ähnelte in der Erscheinung der großen Königin Wren. Er war mit den anderen Elfen an Bord gekommen, hatte sich jedoch bald von ihnen getrennt und sich seitdem abseits gehalten. Er wirkte verloren und unsicher, während er die versammelte Menge betrachtete, und er tat Bek Leid. Seine Position war schwierig. Offiziell stellte er den Vertreter der Elessedilfamilie und der Krone dar, doch alle wussten: Walker hatte ihn nur gezwungenermaßen mitgenommen, weil sein Bruder darauf bestanden hatte. Den Gerüchten zufolge wollte Kylen ihn aus dem Weg schaffen.
Somit waren alle da außer Truls Rohk. Von dem Gestaltwandler war noch immer keine Spur zu sehen.
Ein Trompetenstoß erregte Beks Aufmerksamkeit. Die Versammlung teilte sich, um für den Elfenkönig und sein Gefolge Platz zu machen. Eine lange Kolonne der Leibgarde marschierte in die Lücke und wurde von Standartenträgern begleitet, welche die Banner aller verstorbenen Elfenköniginnen und -könige trugen, deren persönliche Abzeichen auf leuchtend bunte Stoffe genäht waren und im Wind flatterten. Danach kam das Familienbanner der Elessedils in Sicht, ein blutrotes Abbild des Ellcrys auf grünem Grund. Kylen Elessedil folgte ihm zu Pferde und erhob sich so weit genug über die Menge, um von allen gesehen zu werden. Hinter ihm ritten seine Frau und seine Kinder, dann kamen die entfernteren Mitglieder der Familie und das persönliche Gefolge.
Erneut erscholl ein Trompetenstoß. Die Menge verstummte, und Kylen Elessedil hob die Arme zum Gruß.
»Bewohner von Arborlon! Freunde der Elfen!« Seine donnernde Stimme hallte mühelos bis zu den Rändern des Platzes. »Wir haben uns hier versammelt, um Zeugen eines epochalen Ereignisses zu werden. Eine Gruppe von mutigen Männern und Frauen wird an diesem Tage aufbrechen, um uns zu dienen und allen freien und rechtschaffenen Männern und Frauen überall. Sie werden auf den Winden die Welt umsegeln und nach einer Wahrheit suchen, die uns seit dreißig Jahren verborgen ist. Auf ihrer Reise werden sie danach streben, das Schicksal des Bruders meines Vaters zu klären, der vor dreißig Jahren verschwunden ist - und mit ihm Schiffe und Männer und auch die Elfensteine, die unser aller Erbe sind. Diese Männer und Frauen werden nach Schätzen und nach Magie suchen, die rechtmäßig uns gehören und die für diejenigen eingesetzt werden sollten, für die sie bestimmt waren - für die Elfen, für den Einzelnen und die Gesamtheit!«
Ein Jubelschrei erhob sich aus der Menge und schwoll zu einem Tosen an. Bek betrachtete die Gesichter in seiner Nähe, bemerkte allerdings keine Reaktionen außer bei Quentin, bei dem kurz vage Belustigung aufflackerte wie eine Kerze im Wind und sofort wieder erlosch.
»Mein Bruder Ahren leitet diese Expedition für meine Familie und unser Volk«, fuhr Kylen fort, nachdem der Beifall abgeklungen war. »Ihn muss man wegen seiner Tapferkeit und seines Pflichtgefühls loben. Ihn begleiten einige unserer mutigsten Elfenjäger, unser guter Freund von den Druiden aus Paranor - Walker Boh -, einige tüchtige Fahrende, die den Kapitän und die Besatzung des Schiffes stellen, und eine ausgewählte Gruppe anderer, die aus allen Vier Ländern zusammenkamen und mit ihrem Talent und ihrem Mut zum Gelingen dieser Reise beitragen werden. Bedankt euch bei ihnen, meine Freunde! Lobpreist sie!«
Abermals brandete Jubel auf, die Banner wurde geschwenkt, und die Luft war von Lärm und Farben erfüllt. Trotz seines Zynismus spürte Bek, wie unverkennbarer Stolz in ihm aufstieg.
Kylen Elessedil hob die Hände. »Vor kurzem haben wir einen guten und geliebten König verloren. Verrat und Feigheit haben uns meinen Vater, Allardon Elessedil, entrissen. Im Sterben äußerte er den Wunsch, dass diese Expedition trotzdem durchgeführt werden sollte, und ich wäre ein schlechter Sohn, wenn ich seinen letzten Willen missachtete. Jene Männer und Frauen« - er deutete hinter sich zum Schiff - »fühlen genau so wie ich. Um ihren Erfolg und ihre baldige Rückkehr zu gewährleisten, wurde alles Menschenmögliche getan. Wir geben ihnen unsere besten Wünsche mit auf den Weg, und in Gedanken werden wir sie begleiten, bis sie sicher wieder hier gelandet sind.«
Sehr klug, dachte Bek, alles dem alten König anzulasten, der tot war. Kylen hatte bereits eine wichtige Sache
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