Shannara VII
über Politik gelernt. Sollte die Expedition fehlschlagen, würde die Schuld daran nicht ihm zugewiesen werden. Hatte sie Erfolg, konnte er den Lohn und die Ehre mit den anderen teilen.
Kopfschüttelnd sah er Quentin an, der nur mit den Schultern zuckte und grinste.
Von neuem begann die Versammlung zu jubeln, und währenddessen überbrachte ein Mitglied des Hohen Elfenrates dem König eine lange, schlanke grüne Flasche. Der König nahm sie entgegen und lenkte seinen Hengst zum Bug des Luftschiffes. Abermals hob er die Hände und wandte sich der Menge zu.
»Nunmehr wünsche ich, der König des Elfenlandes und der Oberste Lord des Westlandes, dieser tapferen Truppe Erfolg und eine gute Reise, und gebe dem Schiff hiermit den ehrenvollen Namen Jerle Shannara!«
Er drehte sich abermals zu dem Luftschiff um, stellte sich in den Steigbügeln auf und warf die Flasche gegen die metallgeschützten Hörner der Bugrammen. Das grüne Glas zerbrach, helle Flüssigkeit spritzte heraus, und die Luft füllte sich mit silbernen und goldenen Kristallen, dann mit den Regenbogenfarben, die wie Fontänen zwanzig Meter in die Höhe schossen und alle, die in der Nähe des Königs standen, in einen feinen kristallinen Nebel hüllten. Bek, der unwillkürlich die Augen schützte, wischte sich über das Hemd und bemerkte, dass es sich bei dem Nebel um ein weiches, warmes Pulver handelte, das auf seinen Händen wie Dampf zischte und sich in der Luft auflöste.
Und nochmals brach Jubel aus. »Lang lebe die Jerle Shannara« und »Lang lebe Kylen Elessedil«. Trompetenstöße erschollen, Trommeln wurden geschlagen, und die Banner der toten Elfenkönige wurden geschwenkt. Die Seile, welche die Jerle Shannara hielten, wurden losgemacht, und das schlanke, schwarze Luftschiff stieg rasch auf, wandte sich von der Sonne ab, dem noch immer dunklen Westen zu und gewann an Geschwindigkeit. Die Versammelten unten blieben zurück, wurden kleiner und verschwanden im Morgendunst. Der Jubel verklang, und schließlich lag Arborlon hinter ihnen.
Der erste Tag verstrich schnell für Bek, wenn auch nicht so rasch, wie er es sich gewünscht hätte. Er begann recht gut, denn Redden Alt Mer holte ihn zu sich in die Pilotenkanzel, während er einige Flugtests mit der Jerle Shannara unternahm und verschiedene Manöver durchführte, mit denen er ihre Reaktionen und Eigenschaften überprüfte. Der Fahrende ließ den Jungen das Schiff sogar einmal selbst führen und erklärte ihm die Grundlagen des Steuerns, wie man das Ruder hielt und die Leinen bediente. Bek wiederholte erneut, was er am Tag zuvor über die Bestandteile des Luftschiffes und ihre Funktionen gelernt hatte.
All dies lenkte ihn von der Bewegung des Schiffes ab, das auf dem Rücken des Windes rollte und schaukelte; trotzdem genügte das nicht, um ihn zu retten. Am Ende ließ ihn sein Magen im Stich und drehte sich ihm um, und zwar mit ganz eindeutigen Absichten. Redden Alt Mer bemerkte den Ausdruck in Beks Gesicht und zeigte auf den Eimer, der am Fuß der Kanzel stand.
»Lass dich ruhig gehen«, riet er mit verständnisvollem Lächeln. »Das passiert den Besten von uns.«
Bek bezweifelte das, trotzdem blieb ihm nichts anderes übrig. Die nächsten Stunden verbrachte er damit, sich zu wünschen, er wäre tot, und sich vorzustellen, dass er wirklich sterben würde, wenn das Wetter schlechter werden sollte. Zwischen den Anfällen bemerkte er die schwache junge Seherin Ryer Ord Star, der ähnlich unwohl zu sein schien und die mit einem eigenen Eimer allein an der Heckreling saß, und sogar der stämmige Panax war blass um die Nasenspitze.
Sonst war offenbar niemand betroffen, nicht einmal Quentin, der mit den Elfenjägern auf dem Vorderdeck seinen Waffenübungen nachging, wobei ihn Ard Patrinell zu verschiedenen Hieben und Paraden drängte. Die meisten anderen an Bord, so wurde ihm später vom Großen Roten erzählt, waren bereits auf Luftschiffen gefahren und an die Bewegung gewöhnt. Bek hätte niemals geglaubt, dass ihm wegen einer so schwachen Bewegung so schlecht werden könnte, aber er zwang sich, aufrecht zu bleiben und sich für das zu interessieren, was um ihn herum passierte, behielt dabei seine Sicherheitsleine stets umgelegt, und am Nachmittag musste er schließlich nicht länger mit seinen Eingeweiden ringen.
Walker kam ein, zwei Mal vorbei und erkundigte sich nach ihm. Des Druiden dunkles Gesicht und ernstes Benehmen blieben dabei stets gleich, und auch seine Worte drückten weder
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