Shannara VII
nach und nach hatte er sie für sich gewinnen können, genauso, wie es dreihundertfünfzig Jahre zuvor gewesen war. Immer gab es Männer, die darauf warteten, daß er sie sich untertan machte, daß er sie benutzte. Brona war voller Tücke vorgegangen, hatte sich ihnen zunächst nicht enthüllt, sondern nur seine Stimme vernehmen und wie ihre eigene klingen lassen. Er hatte ihnen ein weites Feld der Möglichkeiten vorgegaukelt, den Duft der Macht, die Verlockung der Magie, und wartete darauf, daß sie sich mit eigenen Händen an ihn ketteten, die Fesseln der Erwartung und Gier selbst schmiedeten, sich zu Sklaven machten, indem sie immer süchtiger nach den falschen Träumen und Sehnsüchten wurden. Schließlich hatten sie darum gebettelt, daß er sie zu sich nahm, selbst dann noch, als sie bereits erkannt hatten, wer er war und welchen Preis sie würden zahlen müssen.
Jetzt schlichen sie mit finsterem Ziel durch die Flure Paranors und waren vollständig in die Ereignisse verwickelt, die sie für immer der Verdammnis überantworten würden. Leise stahlen sie sich fort von der Treppe und den Gang entlang bis zu der Tür, an der der junge Elf Wache hielt. Sie blieben im Schutz des Schattens, der vom Fackellicht nicht erreicht werden konnte, und verbargen sich mit Hilfe kleiner magischer Beschwörungen - der süße Geschmack der Macht als Geschenk des Dämonenlords - vor den Augen des jungen Wächters.
Dann waren sie bei ihm, und einer von ihnen schlug ihn besinnungslos. Die zwei anderen arbeiteten schnell und stürmisch an den Schlössern, mit denen die Steintür gesichert war, öffneten eins nach dem anderen, zogen das schwere Eisengitter zurück, hoben den gewaltigen Riegel aus seiner Verankerung und öffneten schließlich die Tür. Jetzt lag Paranor schutzlos in der Nacht, allem ausgeliefert, was draußen wartete.
Die drei Druiden traten zurück, als das erste dieser Wesen, ein Schädelträger, ins Licht geriet. Sein ungeheurer Körper bog sich unter einem Mantel aus Finsternis, die Klauen hielt er weit von sich gestreckt. Ein Wesen aus glatten Oberflächen und scharfen Kanten, dessen schroffe, massige Form den Flur erfüllte und sogar die Luft zu verschlingen schien. Seine roten Augen bohrten sich in die drei, die vor ihm kauerten, und verächtlich schob er sich an ihnen vorbei. Seine zähen Flügel schlugen auf und ab. Mit einem befriedigten Zischen ergriff er den jungen wachhabenden Elf, zerrte an seiner Gurgel und warf ihn zur Seite. Die Druiden zuckten zurück, als das Blut des zerfetzten Opfers auf sie spritzte.
Der Schädelträger gestikulierte ins Dunkel, und andere Kreaturen strömten durch die Tür - Wesen aus spitzen Zähnen und Krallen, mit verrenkten Körpern und knotiger Haut voll dunkler, borstiger Haarbüschel, bewaffnet und zum Kampf bereit, scharfsichtig und verstohlen in der Stille. Einige waren nur verschwommen zu erkennen, möglicherweise waren sie einmal Trolle gewesen. Andere waren Bestien aus der Unterwelt, die in nichts mehr ihre frühere Existenz erahnen ließen. Sie alle hatten draußen in einer dunklen Nische im Schutz der Mauer gewartet, wo sie seit Sonnenuntergang nicht mehr zu erkennen gewesen waren. Dort hatten sie sich versteckt, wohl wissend, daß diese drei bemitleidenswerten Wesen, die da vor ihnen kauerten, dem Meister gehorchen und ihnen Zugang zum Innern der Festung verschaffen würden.
Jetzt waren sie dort angelangt und warteten begierig darauf, endlich mit dem Blutvergießen beginnen zu können, das man ihnen versprochen hatte.
Der Schädelträger sandte einen von ihnen in die Nacht hinaus, um die herbeizuholen, die noch im Wald lauerten. Mehrere hundert warteten dort auf das Signal für den Vormarsch. Man würde sie erkennen, wenn sie sich erhoben, aber jeder Alarm würde zu spät kommen. In dem Augenblick, da Paranors Verteidiger erwachten, würden die Feinde längst in der Festung sein.
Der Schädelträger wandte sich um und blickte den Gang entlang. Er beachtete die drei Druiden nicht, für ihn waren sie weniger als nichts. Er ließ sie zurück, Überbleibsel, Abfall. Es blieb dem Meister überlassen, ihr Schicksal zu entscheiden. Alles, was für den geflügelten Jäger zählte, war das Töten, das vor ihm lag.
Die Angreifer teilten sich in kleine Gruppen auf. Einige von ihnen schlichen zu den Schlafräumen der Druiden. Andere folgten einem anderen Flur, der tief ins Innere des Hauptturms führte. Die meisten blieben bei dem Schädelträger, der sie zum Haupttor
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