Shannara VII
»Da. Jetzt ist es heraus. Wir stammen aus einer Familie, Bek, du und ich - uns verbindet das Blut genauso wie die Gabe der Magie.« Er lächelte verbittert. »Diese Kombination erlaubte es mir, dich auf Shatterstone zu rufen, nur mit Gedanken eine Verbindung zu dir herzustellen. Es war kein Zufall, dass ich dich gerufen habe.«
»Ich versteh das alles nicht«, platzte Bek verwirrt heraus. »Warum hast du mir das nicht früher erzählt? Weshalb hast du ein Geheimnis daraus gemacht? Die Geschichte ist doch halb so schlimm. Ich fürchte mich nicht vor meiner Magie, und ich kann lernen, sie richtig einzusetzen. Sie kann uns helfen, oder nicht? Bin ich deshalb mitgekommen? Wegen meiner Magie? Weil ich ein Ohmsford bin?«
Der Druide schüttelte den Kopf. »So einfach liegen die Dinge leider nicht. Zuerst einmal bringt Magie eine große Verantwortung mit sich, und sie stellt für den Besitzer eine reale Bedrohung dar. Die Magie ist mächtig und manchmal unberechenbar. Sie einzusetzen kann verzwickt sein, sogar schädlich, nicht nur für andere, auch für dich. Oft reagiert Magie so, wie sie will, und nicht, wie du es beabsichtigst; deine Versuche, sie zu beherrschen, können fehlschlagen. Es ist nicht unbedingt von Vorteil, dass du um sie weißt und sie herbeirufen kannst. Nachdem du ihre Existenz einmal aufgedeckt hast, wird sie zur Bürde, die du nicht mehr ablegen kannst. Niemals.«
»Aber vorhanden ist sie so oder so«, erwiderte Bek. »Ich habe keine Wahl gehabt. Außerdem hast du mich auf diese Reise wegen meiner Magie mitgenommen, oder?«
Der Druide nickte. »Ja, Bek. An der Sache ist allerdings noch mehr dran. Ich habe dich auch aus einem weiteren Grund mitgenommen - einem wichtigeren. Deine Eltern und deine Schwester waren die letzten Ohmsfords. Es gab weitere, entfernte Vettern und so weiter, aber dein Vater war der letzte direkte Nachfahre von Par Ohmsford. Er hat deine Mutter geheiratet, und sie lebten in dem Weiler Jentsen Close, nicht weit entfernt vom Regenbogensee. Sie hatten zwei Kinder, deine Schwester und dich. Deine Schwester hieß Grianne. Sie war drei Jahre älter als du, und die Magie des Wunschliedes zeigte sich bei ihr sehr früh. Dein Vater bemerkte die Anzeichen und rief mich zu sich. Er wusste von der Verwandtschaft zwischen uns. Ich habe euch besucht, als du noch ein Säugling warst. Damals war deine Schwester vier Jahre alt. Wegen meiner Erfahrung als Druide konnte ich die Magie jedoch nicht nur bei ihr, sondern auch bei dir erkennen.«
Er hielt kurz inne. »Unglücklicherweise entdeckte der Morgawr die Existenz der Magie ebenfalls. Der Morgawr lebt seit langer Zeit versteckt im Wildewald. Vielleicht war er ein Verbündeter der Schattenwesen, doch er gehört nicht zu ihnen und wurde daher nicht vernichtet. Vor fünfzig Jahren tauchte er wieder auf und weitete seinen Einfluss auf die Föderation aus. Er ist ein mächtiger Hexenmeister, der gute Verbindungen zu den Mwellrets des Ostlandes hat. Deswegen besitzt er so großes Interesse an deiner Familie. Ich war bereits mit Truls Rohk befreundet, und mehrere Male folgte er Mwellrets, die zu eurem Haus gingen. Sie beobachteten lediglich, doch war das schon eine deutliche Warnung, dass etwas nicht stimmte.«
Er unterbrach sich, weil eine Gruppe Fahrender vom Heck vorbeikam und zur vorderen Treppe ging. Ihre Arbeit war für die Nacht beendet, und sie wollten endlich schlafen. Zwei schauten zu ihnen hinüber und wandten rasch den Blick wieder ab. Kurz darauf waren der Druide und der Junge abermals allein.
»Ich hätte erkennen müssen, was da geschah, doch ich war zu beschäftigt damit, in Paranor einen Druidenrat zu gründen.« Walker schüttelte den Kopf. »Deshalb handelte ich nicht schnell genug. Eine Bande Mwellrets in schwarzen Mänteln und unter Führung des Morgawr tötete deine Eltern und brannte euer Haus nieder. Es sollte so aussehen wie ein Überfall von Gnomenräubern. Deine Schwester versteckte dich in einem kühlen Raum des Kellers und erzählte ihnen, du seist tot, als die Entführer sie holten. Sie wollten schließlich nur Grianne, wegen ihrer Magie und der Macht des Wunschliedes. Der Morgawr begehrte sie für sich. Er hatte die Absicht, sie zu seiner Jüngerin zu machen, seiner Schülerin, die von ihm lernt, auf welche Weise sie ihre Magie einzusetzen hat. Dazu log er ihr vor, die Mwellrets in den schwarzen Mänteln seien von einem Druiden angeführt worden. Mit mir als Feind wuchs sie auf. Alle meine Bemühungen, das zu
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