Shannara VII
Bek«, flüsterte der Druide und beugte sich so weit vor, dass nur der Junge die Worte verstehen konnte. »Dies ist ebenfalls dein Erbe, auf Grund des Geburtsrechts der Nachfahren des Elfenkönigs Jerle Shannara, nach dem dieses Schiff benannt wurde. Nur ein Mitglied der Shannaras kann diese Klinge schwingen. Ohmsfords, die Letzten der Shannaras, haben das Schwert in der Schlacht gegen den Dämonenlord und die Schattenwesen geführt. Sie setzten es ein, um die Freiheit der Rassen für mehr als tausend Jahre zu erkämpfen.«
Er berührte Bek leicht an der Schulter. »Jetzt gehört es dir.«
Bek kannte die Geschichten. Seit fünfhundert Jahren hatte niemand mehr diesen Talisman zu Gesicht bekommen, und damals hatte Shea Ohmsford gegen den Dämonenlord gefochten und ihn vernichtet - obwohl es Gerüchte gab, denen zufolge er in der Schlacht mit den Schattenwesen wieder aufgetaucht war. Gerüchte, die, nahm man den Druiden beim Wort, möglicherweise stimmten.
»Das Schwert ist ein Talisman der Wahrheit, Bek. Es wurde geschmiedet, um gegen Lügen zu wirken, die versklaven und verheimlichen. Es besitzt große Macht, und diese Waffe zu führen erfordert große Willensstärke. Sein Träger darf vor Schmerz, Zweifel und Furcht nicht zurückweichen, denn diese kommen oft im Gefolge der Wahrheit. Du bist ein würdiger Nachfolger jener in deiner Familie, die bisher im Dienste des Schwertes gestanden haben. Vieles von dem, was ich dir auf dieser Reise aufbürden musste, sollte eine Prüfung für dich sein. Ich will offen sprechen: Ohne deine Hilfe und ohne die Macht des Schwertes sind wir wahrscheinlich verloren.«
Er wandte sich wieder der Kiste zu und bewegte erneut die Hand. Das Schwert von Shannara verschwand, und Segeltuch und Ketten waren wieder an Ort und Stelle.
Bek starrte weiter darauf, als könne er den Talisman immer noch sehen. »Du legst das Schwert von Shannara in meine Hände?«
Der Druide nickte.
Die Stimme des Jungen zitterte. »Walker, ich weiß nicht, ob ich es schaffe…«
»Nein, Bek«, unterbrach ihn der Druide rasch. »Sage heute Nacht nichts. Morgen ist früh genug. Es gibt viel zu besprechen. Du hast Fragen, und ich werde mein Bestes tun, sie dir zu beantworten. Zusammen werden wir uns auf das vorbereiten, was geschehen wird, wenn du die Magie des Schwertes beschwörst.«
Beks Blick wanderte unsicher hin und her, und der Druide reagierte auf die Frage, die sich darin ausdrückte, mit einem zuversichtlichen Lächeln. »Nicht gegen deine Schwester, obwohl du das Schwert vielleicht eines Tages so einsetzen musst. Nein, bei diesem ersten Mal wird das Schwert einem anderen Zweck dienen. Wenn ich die Karte richtig gelesen habe, Bek, ist das Schwert von Shannara der Schlüssel, mit dem wir nach Ice Henge eingelassen werden.«
Kapitel 61
Bei Tagesanbruch stand Bek auf und machte sich an die Erledigung seiner morgendlichen Pflichten auf dem Schiff, wobei er sich vorkam wie in einem Traum und noch immer mit den Enthüllungen der vergangenen Nacht rang. Auf dem Gang trat ihm der Druide entgegen, der aus Rue Meridians Kabine kam, und forderte ihn auf, ihm zu folgen. Es war eine Stunde nach Sonnenaufgang, und Bek hatte sich gerade angezogen und gefrühstückt. Vor ihm lag viel Arbeit, aber Walkers Aufforderung hatte natürlich mehr Gewicht.
Sie stiegen nach oben und traten vorn an die Bugreling, fast an die Stelle, wo sie in der Nacht gestanden hatten. Der Himmel hatte sich nicht verändert, war nach wie vor grau, nebelverhangen und undurchdringlich. Überall, wohin Bek blickte, ob nach links oder rechts, unten oder oben, waren Licht und Farben gleich. Die Sicht reichte nicht weiter als sieben Meter. Die Männer auf Deck wirkten daher wie Geister. Redden Alt Mer hatte das Steuer übernommen, Furl Hawken war an seiner Seite, am Heck arbeiteten zwei Fahrende und befestigten neue Enden an den Backbordstrahlungssammlern, und Quentin machte unter Ard Patrinells aufmerksamen Blicken seine Waffenübungen mit den Elfenjägern. Niemand schaute auf, als Bek vorbeiging.
»Um es gleich zu sagen, du bist immer noch Bek Rowe«, erklärte ihm Walker, während sie sich auf eine Kiste setzten, in der Lichtsegel aufbewahrt wurden. »Du darfst den Namen Ohmsford nicht benutzen. Er ist zu bekannt, und du solltest keine unnötige Aufmerksamkeit auf dich ziehen.«
Bek nickte. »Gut.«
»Außerdem möchte ich, dass du niemandem etwas darüber sagst, was du mir erzählt oder was du über deine Magie, deine Vergangenheit oder
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