Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
der Reling hatten sich einige Mwellrets um Cree Bega geschart, der endlich aufgetaucht war. Sie hielt auf ihn zu, ohne den Schritt zu verlangsamen.
    »Wer hat meinen Befehl widerrufen?«, verlangte sie zu wissen.
    Cree Bega betrachtete sie verschlafen und fixierte sie mit den lidlosen Augen. Sie wusste, was er dachte. Dieses Mädchen, dieses Kind, spricht zu mir, als wäre es mir überlegen. Dabei ist sie ein Nichts. Sie ist ein Mensch, und alle Menschen sind minderwertig. Wer ist sie, in solchem Ton mit mir zu sprechen?
    »Herrin«, grüßte er mit einer knappen, pflichtschuldigen Verbeugung.
    »Wer hat meinen Befehl widerrufen, die Position zu halten?«, fragte sie erneut.
    »Das war ein Verssehen, besste Herrin«, erwiderte er ohne das geringste Anzeichen von Reue in der zischenden Stimme. »Ess schien nichtss dagegen ssu ssprechen, dass kleine Volk weiter zu verfolgen. Ich ssorgte mich, wir könnten unss ssu weit von ihnen entfernen.«
    Sie taxierte ihn lange, ehe sie fortfuhr. Worauf das alles hinauslief, wusste sie, doch konnte sie sich keinen Rückzieher leisten. »Wer hat das Kommando auf dieser Expedition, Cree Bega?«
    »Du, Herrin«, antwortete er kalt.
    »Und warum gibst du dann Befehle, ohne dich zuvor mit mir zu beraten? Woher glaubst du, hast du die Befugnis, einen meiner Befehle zu übergehen? Meinst du vielleicht, du wärst in der Lage, die auf dieser Reise notwendigen Entscheidungen besser zu treffen als ich?«
    Er drehte sich langsam um und sah sie an, und nun bemerkte sie, dass er darüber nachdachte, ob eine Konfrontation ratsam war. Fünf seiner Gefährten standen gleich hinter ihm, und sie war allein. Einzeln würde keiner gegen sie ankommen. Zusammen hätten sie vielleicht eine Chance. Er hasste sie und wünschte ihren Tod herbei. Unzweifelhaft war er davon überzeugt, die Expedition auch ohne sie durchführen zu können. Wenn sie auf dieser Reise verschwand, würde der Morgawr niemals erfahren, was ihr zugestoßen war.
    »Ssie sspricht mit unss wie mit Kindern!«, fauchte der Mwellret rechts neben Bega und duckte sich wie eine Schlange kurz vorm Zustoßen.
    Die Ilse-Hexe zögerte nicht. Sie trat vor und setzte ihre Magie gegen den Sprecher ein. Ihre Stimme durchfuhr ihn mit einem Laut, der durch Mark und Bein ging. Jedes Gran ihrer Kraft bot sie auf. Die Wucht ihrer Attacke hob den schockierten Mwellret von den Füßen, verdrehte und verzerrte ihn zu einem gebrochenen, zerschmetterten Haufen, den man nicht mehr identifizieren konnte, und sie ließ die Überreste über die Reling gehen. Das alles dauerte zwei Sekunden. Der Mwellret war bereits verschwunden, ehe seine Kameraden begriffen, was geschehen war.
    Ruhig wandte sie sich den verbliebenen Mwellrets zu. Sie hatte ein Exempel statuieren müssen, damit sie die anderen unter Kontrolle halten konnte. Besser einen Unbekannten als Cree Bega, der als Führer anerkannt und für diese Aufgabe geeignet war. Lieber behielt sie den Feind, den sie kannte, als einen auf seinem Posten zu sehen, der ihr fremd war. Diese Vorführung genügte erst einmal. Sie blickte Cree Bega in die Augen und entdeckte das, wonach sie gesucht hatte. Sein Hass auf sie schimmerte noch durch, doch deutlich zeigten sich auch Furcht und Zweifel. Jetzt sah er nicht mehr nur das schlanke, verletzliche Mädchen. Genauer gesagt, er schätzte nicht mehr die Größe ab, die ihr Sarg haben müsste.
    »Herrin«, zischte er und verneigte sich unterwürfig.
    »Fordere mich nicht noch einmal heraus, Cree Bega«, warnte sie ihn. »Und wage es nicht, meine Befehle infrage zu stellen oder ihnen in irgendeiner Weise zu widersprechen. Gehorche, Ret oder ich suche mir jemand anderen.«
    Mit diesen Worten drehte sie sich um. Sie schaute nicht zurück, benahm sich nicht so, als würde sie sich vor ihm fürchten. Mochte er denken, sie betrachte sich als unverwundbar, und vielleicht würde er das am Ende ja selbst glauben. Solange er meinte, sie mache sich wegen ihrer Sicherheit keine Gedanken, weil sie das nicht nötig habe, würde er es sich zwei Mal überlegen, ehe er sie abermals herausforderte.
    Auf dem Rückweg zu ihrer Kabine forschte sie sorgsam nach weiterem Ärger, entdeckte jedoch kein Anzeichen dafür, dass etwas nicht in Ordnung war. Einmal blieb sie stehen und verharrte reglos in ihrer grauen Robe. Inzwischen kannte sie alles, was zur Schwarzen Moclips gehörte, jedes Mitglied der Gesellschaft, jedes Lager für Vorräte und Waffen, jeden Balken und jede Metallplatte, die das

Weitere Kostenlose Bücher