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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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obwohl sie wusste, dass sie ihren Waffengurt nicht mehr trug. Sie griff in ihren Stiefel. Der Dolch, den sie dort versteckte, war ebenfalls verschwunden. Wer auch immer sie hier abgelegt hatte, war schlau genug gewesen, sie zu durchsuchen. Hawk hatte man die Waffen vermutlich auch abgenommen. Diesem Gefängnis zu entkommen würde nicht leicht werden.
    Trotzdem war es natürlich möglich.
    Die Kleine Rote hatte daran nicht den leisesten Zweifel. Panik und Verzweiflung waren ihr fremd. Sie war eine Fahrende, und man hatte ihr von Kindheit an beigebracht, dass Fahrende auf sich selbst aufpassen mussten, dass niemand etwas für sie tun würde. Jetzt war sie im Kielraum ihres eigenen Schiffes eingesperrt - also musste sie sich selbst befreien. Das würde sie schon schaffen, dessen war sie sicher. Irgendwer hatte einen großen Fehler begangen, wenn er sich das Gegenteil einbildete. Und irgendwer würde dafür bezahlen, sie hier eingesperrt zu haben.
    Ein plötzliches Schlingern des Luftschiffes warf sie gegen die Wand, und sie konnte kaum das Gleichgewicht halten. Oben ging etwas vor sich, und sie musste dorthin und herausfinden, was es war. Die Leute, die sie eingesperrt hatten, wussten anscheinend nicht, wie man das Schiff zu steuern hatte. Wenn tatsächlich ein Sturm im Anzug war, brauchte es hervorragende Seeleute, um die Jerle Shannara sicher hindurchzufliegen. Kurz dachte sie an die malmenden Säulen des Quetschers, und vor Sorge krampfte sich ihr Magen zusammen.
    Sie arbeitete sich zu Furl Hawken vor und schüttelte ihn. »Wach auf, Hawk!«, zischte sie ihm ins Ohr und senkte die Stimme, damit sie niemand hören konnte. Was vermutlich beim Heulen des Sturms draußen sowieso nicht möglich war. »Hawk!« Sie schlug ihm ins Gesicht. »Wach auf.«
    Seine Lider flatterten, und er grunzte wie ein Bulle. Langsam rollte er sich zur Seite und murmelte vor sich hin. Dann setzte er sich auf und strich sich mit den riesigen Händen durch Haar und Bart. »Wer hat mich geschlagen? Ich spüre es bis in die Zahnwurzeln!«
    Das Luftschiff schlingerte heftig, und Hawk musste sich mit den Händen abstützen. »Schatten!«
    »Steh auf«, befahl sie und zerrte an ihm. »Wir wurden betäubt und eingesperrt, und das Schiff wird von irgendwelchen unfähigen Kerlen gesteuert. Wir müssen etwas dagegen unternehmen.«
    Er stand auf und stützte sich auf ihre Schulter, weil das Schiff im Wind schwankte. »Wo ist der Große Rote?«
    »Kann ich dir nicht sagen. Hier jedenfalls nicht.« Sie hatte sich bisher nicht gestattet, daran zu denken, was ihrem Bruder geschehen sein mochte. Vermutlich liegt er in einem anderen Lagerraum, redete sie sich ein. Wahrscheinlich hatte man sie voneinander getrennt, um sie besser unter Kontrolle halten zu können. Aber gewiss lebte er noch. Etwas anderes wollte sie sich gar nicht vorstellen.
    Sie trat wieder an die Tür, legte das Ohr ans Holz und lauschte. Zu hören war lediglich das Heulen des Windes, das Singen der Sammler und das Klappern eines Gegenstands, der nicht anständig befestigt war. Sie setzte sich wieder, lehnte sich an die Wand und zog ihren Stiefel aus. Im Absatz, in das Leder gedrückt, befand sich ein Metallhaken.
    »Aha, sie haben also nicht alles gefunden«, kicherte Hawk.
    Sie zog ihren Stiefel wieder an und stand auf. »Haben sie bei dir auch etwas übersehen?«
    Er griff unter seinen linken Arm, suchte eine kleine Öffnung im Saum seiner Lederweste und holte ein langes, schlankes Messer hervor. »Könnte sein.« Er grinste. »Genug, damit wir uns richtige Waffen besorgen können - mit ein bisschen Glück.«
    »Wir sind Fahrende, Hawk«, sagte sie und schob den Haken ins Türschloss. »Wir sorgen selbst für unser Glück.«
    Sie kniete sich vor der Tür hin und fummelte an dem Schloss herum. Das Schloss war neu, und nach kurzer Zeit schnappte der Riegel zurück. Sie öffnete die Tür einen Spalt und spähte in den Gang. Im düsteren Licht von Öllampen tanzten Schatten mit der Bewegung des Schiffes. Am hinteren Ende des Gangs lehnte eine große Gestalt an der Wand und schaute die Kajüttreppe hinauf.
    Rue Meridian zog sich wieder zurück und schob die Tür zu. »Eine Wache, ein großer Kerl. Wer oder was er ist, kann ich nicht sagen. Wir müssen jedenfalls an ihm vorbei. Willst du ihn übernehmen oder soll ich?«
    Furl Hawken packte den Griff des Messers fester. »Ich, Kleine Rote. Du holst die anderen.«
    Im dämmerigen Licht starrten sie sich an und holten tief Luft. »Sei vorsichtig,

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