Shannara VII
Meridian duckte sich und wahrte sorgsam das Gleichgewicht auf dem wankenden Deck. Wenn sie bloß ihre Wurfmesser gehabt hätte! Sie ergriff das Heft des Schwerts mit beiden Händen und hielt die Klinge vor sich. Zeit, die anderen zu finden, blieb ihr jetzt nicht mehr. Sie war allein. Wenn sie starb, waren die anderen verloren. Angesichts des Zustands, in dem sich das Schiff befand, waren sie vielleicht so oder so verloren.
Wie Hawk.
Der Mwellret griff an wie ein riesiger dunkler Schatten. Er begleitete seine Attacke mit einem Zischen, das Rue einige Sekunden lang hypnotisierte und ablenkte. Nur ihre Tränen retteten sie. Die Hände hielten das Schwert noch immer, und sie wischte sich die Augen mit dem Ärmel, sah plötzlich den Mwellret vor sich und schlug sofort zu. Die Klinge grub sich unter dem erhobenen Arm tief in die Seite des Mwellrets. Blut spritzte hervor, und das Wesen fiel gegen sie und zielte mit dem langen Messer auf ihre Brust. Sie wehrte den Hieb ab, aber die Klinge riss ihr den Arm und den Schenkel auf. Rue schrie vor Schmerz, packte den Arm des Mwellrets und drückte ihn an ihren Körper, wobei sie gegen den Schock ankämpfte, der sie zu lähmen drohte.
Ineinander verkrallt gingen sie zu Boden, und jeder versuchte, die Oberhand zu erringen und den anderen zu töten. Der Mwellret war stärker, hatte aber die schwerere Verletzung davongetragen und war vom Blutverlust geschwächt. Da ihm nichts Besseres einfiel, benutzte er seine Krallen als Waffen, zerfetzte Rue Meridians Mantel und Hemd und schließlich ihre Haut. Sie kreischte vor Schmerz und Wut, während die Krallen sich in ihre Haut bohrten, dann warf sie sich nach hinten, um sich zu befreien. Die beiden rutschten auf die Reling zu, als sich das Luftschiff plötzlich gefährlich neigte. Eine abgebrochene Spiere hielt sie kurz auf und gab dann ihrem gemeinsamen Gewicht nach.
So krachten sie gegen die Reling. Die Pfosten waren bereits durch frühere Schäden geschwächt und zersplitterten unter der Wucht ihres Aufpralls. Die Fahrende sah die Öffnung und versuchte mit aller Kraft, ihr auszuweichen. Sie war zu langsam. Im Zeitraum eines Herzschlags glitten Rue Meridian und der Mwellret durch das Loch und gingen über Bord.
Unbemannt und unbeherrschbar, das Deck mit Leichen und Trümmern übersät, drehte sich die Jerle Shannara langsam herum und bewegte sich flussabwärts auf die malmenden Säulen des Quetschers zu.
Kapitel 66
Bek stand neben Ryer Ord Star, als der Angriff auf Walker begann, und zwar so dicht bei ihr, dass er hörte, wie ihr der Atem stockte, während der erste Feuerstrahl auf den Druiden abgeschossen wurde. Die Seherin taumelte, gab einen schrillen Laut von sich und rannte in das Labyrinth. Der Junge, von ihrem plötzlichen Handeln überrascht, stand wie angewurzelt da, und es war einer der drei Elfenjäger, der ihr hinterherrannte. Die beiden anderen packten Beks Arme und zogen ihn zurück, während er sich befreien wollte. Walker lag am Boden, magisches Feuer löste sich von seinen Fingern und brannte sich in die Wände und Unterteilungen, aus denen die Feuerstrahlen hervorkamen. Zu beiden Seiten des Jungen stürzten sich die Gruppen an den Flanken mit gezogenen Schwertern in das Labyrinth, um dem Druiden beizustehen, und stießen ihre Schlachtrufe aus.
Dann schossen die Feuerstrahlen auch aus den Wänden hervor, zwischen denen sie entlangliefen, und schlitzten die ungeschützten Körper regelrecht auf. Voller Schrecken beobachtete Bek, wie ein Elf im Kreuzfeuer der Strahlen zerfetzt wurde und seine Körperteile überall durch die Luft flogen. Schreie erschütterten die neblige Luft, vermischten sich mit Rauch und dem Gestank brennenden Fleisches. Die Retter des Druiden warfen sich flach auf den Metallboden und krabbelten rasch hinter die nächste Wand, während das Feuer nach ihnen suchte und todbringende rote Strahlen verschoss. Bek sah Ryer Ord Star, die von einem Strahl getroffen und an eine Wand geworfen wurde, wo sie in sich zusammensank. Der Elf, der ihr hinterhergelaufen war, wurde ein Stück entfernt in zwei Teile geschnitten.
Walker war wieder auf den Beinen und rief ihnen etwas zu, doch seine Worte gingen in dem Lärm unter. Ohne auf ihre Antwort zu warten, eilte er weiter, streckte den Arm vor sich wie einen Schild aus und schwang ihn nach rechts und links, um sich gegen die Angriffe der Feuerstrahlen zu wehren, während er sich zum Obelisken vorkämpfte.
Bek holte tief Luft, ein verzweifelter Schluchzer
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