Shannara VII
Wäldern von Arborlon zu ziehen.
»Wenn du den Schwarzen Elfenstein findest, Tay, dann laß dich nicht in Versuchung führen, ihn zu benutzen«, warnte Bremen ihn, kurz bevor sie sich trennten. »Unter gar keinen Umständen, nicht einmal, wenn du bedroht wirst. Seine Magie ist mächtig genug, um alles Denkbare zu vollbringen, aber sie ist auch sehr gefährlich. Jeder Gebrauch von Magie fordert seinen Preis. Du weißt das so gut wie ich. Der Preis für die Benutzung des Schwarzen Elfensteins ist zu hoch.«
»Er könnte mich zerstören«, kam Tay ihm zuvor.
»Wir sind Sterbliche, du und ich«, erklärte Bremen ruhig. »Wir müssen Vorsicht walten lassen, wenn Magie im Spiel ist. Deine Aufgabe besteht darin, den Elfenstein zu beschaffen und mir zu bringen. Wir wollen ihn nicht benutzen. Wir wollen nur den Dämonenlord daran hindern. Das mußt du dir immer wieder einschärfen.«
»Ich werde es mir merken, Bremen.«
»Warne Courtann Ballindarroch vor der Gefahr, die uns droht. Überzeuge ihn davon, daß er Raybur und den Zwergen helfen und seine Armee dorthin senden muß. Enttäusche mich nicht.«
»Es wird alles gutgehen.« Der Elfendruide drückte Bremens Hand, und mit einem munteren Wink zu den anderen setzte er sich in Bewegung. »Das war wieder so ein bemerkenswertes Treffen, nicht wahr? Paß auf ihn auf, Kinson. Gib auf dich acht, Mareth. Viel Glück euch allen.«
Er lächelte ihnen ein letztes Mal zu. Dann wurden seine Schritte größer, und schon war er zwischen den Bäumen und Felsen verschwunden.
Bremen hockte sich jetzt mit Kinson und Mareth zusammen, um zu entscheiden, ob sie sofort weiter über den Paß ziehen oder bis zum Morgen warten sollten. Es schien ein neuer Sturm aufzukommen, doch wenn sie warteten, könnten sie leicht zwei weitere Tage verlieren. Kinson spürte, daß der alte Mann darauf brannte, Paranor zu erreichen und die Wahrheit zu erfahren. Sie waren ausgeruht und marschbereit, und so sprach er sich deutlich dafür aus, weiterzugehen. Mareth äußerte schnell ihre Zustimmung. Bremen lächelte anerkennend, und sie brachen auf.
Sie betraten den Paß, als die Sonne immer tiefer hinter dem Horizont versank und schließlich ganz außer Sicht geriet. Der Himmel blieb jedoch klar und die Luft warm, und so war ihre Reise angenehm und sie kamen gut voran. Um Mitternacht hatten sie den höchsten Punkt des Passes erreicht und starrten zurück in das Tal, das hinter ihnen lag. Der Wind war stärker geworden, heulte stetig aus südwestlicher Richtung, wirbelte in kleinen Trichtern Schmutz und Kies vom Boden auf und verunreinigte die Luft mit kleinen Geröllpartikeln. Die drei Reisenden hielten beim Gehen die Köpfe gesenkt, bis sie wieder unterhalb des Kammes waren und der Wind etwas abgenommen hatte. Sie konnten jetzt die schwarze Silhouette der Druidenfestung sehen, die sich deutlich vor dem sternenhellen Himmel abzeichnete. Die zinnenbewehrten Türme und Brüstungen ragten zwischen den Bäumen empor. In den Fenstern und von den Zinnen brannte kein Licht, und keine Bewegung, kein Laut störte die Stille.
Sie erreichten den Talgrund und wurden vom Wald verschluckt. Der Mond und die Sterne beleuchteten ihren Weg durch die tiefen Schatten hindurch und leiteten sie zur Festung. Gewaltiger, alter Baumbestand umgab sie wie die Säulen eines Tempels. Hin und wieder stießen sie auf kleine Bäche und Lichtungen, die voll dichtem, samtweichem Gras waren. Die Nacht war immer noch still und schläfrig und ganz ohne Geräusche und Bewegungen, abgesehen von dem Wind, der wieder zugenommen hatte und in kleinen, festen Stößen gegen ihre Gesichter blies, an ihren Umhängen zerrte und die Zweige der Bäume wie Streu hin und her schüttelte. Bremen eilte in einem Tempo voran, das sein Alter Lügen strafte und das der anderen beiden herausforderte. Kinson und Mareth warfen sich einen Blick zu - der Druide schien ein verborgenes Kräftereservoir angezapft zu haben und war so hart und unnachgiebig wie Eisen.
Noch vor Einbruch der Dämmerung hatten sie Paranor erreicht. Sie wurden langsamer beim Anblick der Festung, die zwischen den Bäumen Gestalt annahm und wie eine gewaltige, schwarze Hülle in den sternenerleuchteten Himmel ragte. Es war immer noch kein Licht zu sehen, immer noch kein Laut zu hören, keine Bewegung zu erkennen. Bremen und seine Gefährten blieben im Schutz des Waldes stehen und hielten schweigend nach irgendwelchen Lebenszeichen Ausschau. Dann führte der alte Mann Kinson und Mareth immer noch
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