Shannara VII
im Schatten der Wälder links um die Burg herum. Der Wind peitschte mit einem traurigen Heulen gegen die Zinnen und um den emporragenden Turm. Kinson schwitzte gewaltig, seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und sein Atem fühlte sich in seinen Lungen rauh an.
Sie waren jetzt auf der Höhe des Haupttores und hielten wieder inne. Die Tore standen offen, das Fallgitter war hochgezogen, die Öffnung gähnte ihnen schwarz entgegen und erinnerte an einen im Todesschrei erstarrten Mund.
Um die zersplitterten Türen lagen Leichen, verrenkt und mit Wunden bedeckt.
Bremen beugte sich aufmerksam nach vorn, er starrte auf die Festung, konzentrierte sich aber in Wirklichkeit auf etwas, das dahinter lag. Die grauen Haare, dünn wie Grannen, peitschten um seinen Kopf. Sein Mund bewegte sich lautlos. Kinson griff in seinen Umhang und zog ein kurzes Schwert hervor. Mareths Augen waren geweitet und dunkel, ihr zierlicher Körper stocksteif.
Dann ging Bremen weiter, und sie überquerten mit langsamen und gemessenen Schritten den leeren Platz, der den Wald von der Festung trennte - ohne sich zu beeilen oder den Eindruck zu erwecken, als wollten sie sich verbergen. Kinson wandte sich argwöhnisch nach rechts und links, aber Bremen schien nicht beunruhigt. Sie erreichten die Tore und die toten Männer und bückten sich, um zu erkennen, um wen es sich handelte. Es waren Wachen, und die meisten von ihnen sahen aus, als wären sie von Tieren zerfetzt worden. Blut war aus ihren Körpern gesickert und hatte sich in Lachen gesammelt. Waffen waren gezogen, viele von ihnen zerbrochen. Es sah nach einem heftigen Kampf aus. Bremen sah einen Schatten an der Mauer hinter dem hochgezogenen Fallgitter und den erhobenen Gittern und fand dort Caerid Lock. Der Befehlshaber der Garde lehnte an der Tür des Wachturms. Getrocknetes und verkrustetes Blut klebte ihm auf dem Gesicht, und Dutzende von Stichwunden überzogen seinen Körper. Er lebte noch. Seine Augen zuckten, und sein Mund bewegte sich. Schnell bückte Bremen sich, um ihn anzuhören. Kinson verstand nichts davon, da der Wind die Worte verzerrte.
Der alte Mann blickte auf. »Mareth«, rief er leise.
Sie kam sofort und beugte sich über Caerid Lock. Er mußte ihr nicht sagen, was sie zu tun hatte. Schnell fuhr sie mit den Händen über die Wunden des Mannes, suchte nach Möglichkeiten, ihm zu helfen. Aber es war zu spät. Nicht einmal eine Empathin konnte Caerid jetzt noch heilen.
Bremen zog Kinson zu sich hinunter, so daß die drei eng aneinander kauerten. Ihre Gesichter berührten sich beinahe. Über ihnen heulte weiterhin der Wind, er wirbelte und kreiste in den Mauern. »Caerid sagte, daß Paranor verraten wurde, in der Nacht, während die meisten schliefen. Es waren drei Druiden - die einzigen, die nicht getötet wurden. Der Dämonenlord hat sie zurückgelassen, damit sie sich um uns kümmern. Sie sind irgendwo da drinnen. Caerid hat sich bis hierher geschleppt, aber weiter konnte er nicht mehr.«
»Du wirst doch nicht etwa hineingehen?« fragte Kinson eilig.
»Ich muß. Ich muß das Eilt Druin haben.« Die Miene des alten Mannes war entschlossen, sein Blick zornig. »Du und Mareth, ihr wartet hier auf mich.«
Kinson schüttelte störrisch den Kopf. Staub und feiner Schotter wehten ihm in die Augen, als der Wind durch die dunkle Öffnung blies. »Das ist dumm, Bremen! Du brauchst unsere Hilfe!«
»Wenn mir etwas geschieht, brauche ich euch, damit ihr den anderen davon berichtet!« Bremen blieb standhaft. »Tu, was ich gesagt habe, Kinson!«
Damit stand er auch schon wieder und war fort, ein Bündel aus hageren Gliedern und flatternden Gewändern. Er ließ das Tor hinter sich und überquerte den Hof, um zur inneren Mauer zu gelangen. Sekunden später war er durch eine Tür verschwunden und nicht mehr zu sehen.
Kinson starrte ihm verärgert hinterher. »Schatten!« grollte er, wütend über seinen eigenen Mangel an Entschlossenheit.
Er warf Mareth einen Blick zu. Die junge Frau schloß Caerid Locks Augen. Der Befehlshaber der Druidenwache war tot. Es war ein Wunder, dachte Kinson, daß er noch so lange durchgehalten hatte. Jede seiner Wunden hätte einem gewöhnlichen Mann sofort das Leben gekostet. Daß er noch gelebt hatte, war ein Zeugnis seiner Stärke und Willenskraft.
Mareth hatte sich schon wieder erhoben. »Kommt«, sagte sie. »Wir folgen ihm.«
Kinson stand schnell auf. »Aber er sagte doch…«
»Ich weiß, was er gesagt hat. Aber was macht es für einen
Weitere Kostenlose Bücher