Shannara VII
Tat ernst.« Jerle kannte den Druiden aus dessen Zeit in Arborlon. Er machte eine Pause. »Hat es etwas mit dem Wesen zu tun, das sie den Dämonenlord nennen?«
»Du warst schon immer schnell im Begreifen. Ja, das hat es. Er marschiert nach Süden, um die Zwerge anzugreifen. Wußtest du das?«
»Es gibt Gerüchte, daß sich Trolle in der Ebene von Streleheim aufhalten. Wir dachten, sie würden nach Westen und auf uns zu marschieren.«
»Erst die Zwerge, dann ihr. Ich bin geschickt worden, um Courtann Ballindarroch davon zu überzeugen, daß er Elfen zu ihrer Unterstützung sendet. Ich werde Hilfe dabei benötigen, schätze ich.«
Jerle Shannara griff nach den Zügeln seines Pferdes. »Setzen wir uns etwas abseits vom Weg in den Schatten, während wir reden. Macht es dir etwas aus, wenn wir noch nicht sofort in die Stadt gehen?«
»Nein, ich würde lieber erst mit dir alleine sprechen.«
»Gut. Jedesmal, wenn ich dich sehe, siehst du deiner Schwester noch ähnlicher.« Sie führten ihre Pferde zu den Bäumen und pflockten sie an einer schlanken Esche an. »Das ist ein Kompliment, wie du weißt.«
»Ich weiß.« Tay lächelte. »Wie geht es ihr?«
»Sie ist glücklich, häuslich und zufrieden mit ihrer Familie.« Jerle schaute ihn wehmütig an. »Sie scheint ohne mich sehr glücklich zu sein.«
»Kira ist nie die Richtige für dich gewesen. Das weißt du so gut wie ich. Sieh dir an, wie du lebst. Was würdest du mit ihrem Leben anfangen? Was würde sie mit deinem anfangen? Ihr habt keine anderen Gemeinsamkeiten als eure Kindheit.«
Jerle grunzte. »Das trifft auch auf uns zu, und dennoch stehen wir uns sehr nah.«
»Sich nah zu stehen ist etwas anderes als verheiratet zu sein. Und mit uns läßt sich das gar nicht vergleichen.«
Tay streckte sich im Gras aus und schlug die langen Beine übereinander. Jerle hockte sich auf einen Baumstumpf. Er starrte angestrengt seine Schuhe an, als sähe er sie zum ersten Mal in seinem Leben. Seine sonnengebräunten Hände waren über und über mit Narben, kleinen roten Kerben und Kratzern übersät. Tay konnte sich nicht erinnern, daß er jemals anders ausgesehen hatte.
»Bist du noch immer Befehlshaber der Elfengarde?« wollte er von seinem Freund wissen.
Jerle schüttelte den Kopf. »Ich gelte dafür inzwischen als zu wichtig. Ich bin Courtanns Hauptberater in militärischen Angelegenheiten. Sein General ohne Titel, der all den anderen wirklichen Generälen einen Rat gibt, wenn es schon zu spät ist. Nicht, daß das im Augenblick viel zählen würde, schließlich sind wir mit niemandem im Krieg. Aber ich nehme an, das könnte sich ändern, nicht?«
»Bremen glaubt, daß der Dämonenlord versuchen wird, die anderen Rassen zu unterwerfen, und daß er mit den Zwergen beginnt und dann weitermacht. Die Armee der Trolle ist sehr mächtig. Wenn die Rassen sich nicht verbünden und zusammen Widerstand leisten, werden sie überwältigt werden, eine nach der anderen.«
»Aber die Druiden werden das nicht zulassen. Ohnehin dem Tod geweiht, wie sie sind - nichts gegen dich, Tay -, werden sie sich nicht still verhalten.«
»Bremen glaubt, daß Paranor gefallen ist und die Druiden längst vernichtet sind.«
Jerle Shannara hob den Kopf und sah seinen Freund an. »Wann ist das geschehen? Wir haben nichts davon gehört.«
»Vor höchstens ein oder zwei Tagen. Bremen ging nach Paranor zurück, um sich zu vergewissern, aber er schickte mich nach Arborlon, und daher weiß ich es nicht genau. Es wäre sehr hilfreich, wenn du jemanden schicken könntest, um es herauszufinden - bevor ich mit dem König spreche. Jemanden, der zuverlässig ist.«
»Das werde ich tun.« Jerle schüttelte langsam den Kopf. »Alle Druiden vernichtet? Wirklich alle?«
»Alle außer Bremen, mir, einem Zwerg namens Risca und einer jungen Frau aus Storlock, die noch in der Ausbildung ist. Wir haben Paranor kurz vor dem Angriff zusammen verlassen. Vielleicht ist später noch jemand entkommen.«
Jerle sah ihn eindringlich an. »Du bist also zurückgekommen, um uns zu warnen, um vom Untergang Paranors zu berichten und unsere Hilfe im Kampf gegen den Dämonenlord und die Trollenarmee zu erbitten?«
»Es gibt noch etwas. Etwas sehr Wichtiges. Und dabei benötige ich deine Hilfe am dringendsten, Jerle. Es gibt einen Schwarzen Elfenstein mit einer Magie von sehr großer Kraft. Dieser Elfenstein ist gefährlicher als alle anderen, und er liegt seit der Zeit der Feen irgendwo im Gebirge der Grimmzacken versteckt.
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