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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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gelernt, kraft welcher Regeln man eins durch das andere ersetzen konnte, wie man mit einem Element die anderen zerstören, ihnen Leben geben konnte. Inzwischen war er zum fähigen Magier geworden. Er konnte Bewegungen der Elemente erkennen und ihre Gegenwart erspüren. Er konnte Gedanken fühlen. In gewisser Weise konnte er sogar die Vergangenheit zurückverfolgen und die Zukunft vorhersagen. Dies war jedoch anders als bei Visionen, denn er hatte dabei keine Verbindung mit den Toten oder den Geistern. Seine Zukunftsschau fußte vielmehr auf den Elementargesetzen, auf Machtlinien, die die Welt umgaben und alle Dinge in Form von Handlungen und Gegenhandlungen, Ursache und Wirkung, Wahl und Konsequenz, miteinander verknüpften. Ein Stein, der in einen ruhigen Teich geworfen wird, erzeugt Wellen. So war es auch mit allem, was das Gleichgewicht der Welt veränderte, egal, wie geringfügig es sein mochte. Tay hatte gelernt, die Veränderungen zu erkennen und zu erahnen, was sie bedeuteten.
    Und jetzt, als er im nächtlichen Schatten im Wald einherschritt, las er aus den Bewegungen des Windes, aus den Gerüchen, die noch an den Bäumen klebten und aus den schwachen Vibrationen der Erdoberfläche, daß eine große Gruppe von Gnomen vor einiger Zeit hier vorbeigekommen war und jetzt irgendwo vor ihm wartete. Je weiter er ging, desto stärker spürte er ihre Anwesenheit. Er schlüpfte tiefer in den Wald und lauschte und spürte. Die Magie, die ihm dabei half, sammelte sich in seiner Brust und strömte dann in kleinen, federigen Spuren aus seinen Fingerspitzen.
    Tay verlangsamte jetzt seinen Schritt und blieb schließlich stehen, denn er hatte etwas Neues wahrgenommen. Er verharrte vollkommen lautlos und wartete. Eine Gänsehaut kroch ihm über den Rücken und warnte ihn unmißverständlich vor dem, den er gespürt hatte und der sich jetzt näherte. Im nächsten Augenblick erschien er auch schon am Himmel über ihm, gerade noch zwischen Wipfeln zu erkennen - ein Schädelträger, Diener des Dämonenlords. Das Ungeheuer schwebte langsam hin und her, trieb schwerfällig über dem samtenen Schwarz. Er war auf der Jagd nach etwas, aber nicht nach etwas Besonderem. Tay blieb dort, wo er war und widerstand dem natürlichen Impuls wegzurennen. Der Schädelträger zog große Kreise und kehrte zurück; seine geflügelte Gestalt hob sich gegen die Sterne ab. Tay verlangsamte seinen Atem, seinen Herzschlag, seinen Puls - wurde eins mit der lautlosen Dunkelheit des Waldes.
    Schließlich flog die Kreatur in Richtung Norden weiter. Vermutlich wollte sie sich denen anschließen, die ihr unterstanden, sinnierte Tay. Es war kein gutes Zeichen, daß sich die Untergebenen des Dämonenlords so südlich in die Nähe des Elfenreiches wagten; es sprach für die Vermutung, daß die Druiden nicht mehr als Bedrohung wahrgenommen wurden, daß die lange geplante Invasion kurz bevorstand.
    Tay holte tief Luft. Was, wenn Bremen unrecht hatte und die Invasion sich nicht gegen die Zwerge, sondern gegen die Elfen richtete?
    Er ließ sich diesen Gedanken durch den Kopf gehen, während er, immer noch auf der Suche nach den Gnomen, weiterschritt. Zwanzig Minuten später fand er sie am Rand des Trockenwaldes, wo sie ihr Lager aufgeschlagen hatten. Es gab keine Feuerstellen, aber an jeder Ecke standen Wachen. Der Schädelträger kreiste über ihnen. Diese Gruppe plante einen Überfall, aber Tay konnte sich nicht vorstellen, hinter wem oder was sie her waren. Es gab so dicht am Grasland nicht viel, was zu überfallen sich lohnte, lediglich ein paar vereinzelte Behausungen, an denen die Eindringlinge aber wohl kaum interessiert sein konnten. Trotzdem war es nicht angenehm, Gnome aus dem Ostland und auch noch einen Schädelträger so weit westlich, so nah bei Arborlon zu finden. Tay schlich weiter, bis er sie deutlicher erkennen konnte, und beobachtete sie eine Zeitlang, um vielleicht etwas zu erspüren. Aber dieser Versuch mißlang, und so zählte er die Gruppe nur sorgfältig und schlich wieder fort. Er verwischte seine Spuren, bis er auf eine abgelegene Gruppe von Tannen stieß, verkroch sich unter die schützenden Äste und schlief ein.
    Es war Morgen, als er aufwachte; die Gnome waren bereits aufgebrochen. Vorsichtig untersuchte er von seinem Versteck aus das Gelände, dann wagte er sich hervor und ging zu ihrem Lager.
    Ihre Spuren führten nach Westen in den Trockenwald. Tay dachte daran, ihnen zu folgen, aber dann entschied er sich dagegen. Er hatte auch ohne

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