Shannara VII
Druide Brona ist, dann ist das auch so. Wenn er sagt, daß die Magie des Landes zu üblen Zwecken mißbraucht wird, dann wird es auch so sein. Aber ich habe die Geschichte studiert, und ich weiß, daß Brona niemals ein Dummkopf war, und wir können nicht davon ausgehen, daß er das tut, was wir erwarten. Er weiß sicherlich, daß Bremen entkommen ist und versuchen wird, ihn aufzuhalten. Er hat überall Augen und Ohren. Er weiß vielleicht, noch bevor wir es selbst wissen, was wir vorhaben. Wir müssen gründlich nachdenken über das, was notwendig ist, bevor wir handeln.«
Er hielt inne und ließ seine Zuhörer seine Worte in sich aufnehmen. »Was wirst du also tun?« fragte Tay schließlich.
Courtann lächelte väterlich. »Ich werde natürlich mit dir vor den Hohen Rat treten und dich unterstützen. Der Rat muß davon überzeugt werden, daß deine Neuigkeiten uns zum Handeln zwingen. Das sollte nicht allzu schwer sein. Die Zerstörung Paranors und die Tötung der Druiden wird genügen, um sie zu überzeugen, denke ich. Deine Bitte, nach dem Schwarzen Elfenstein suchen zu dürfen, wird vermutlich sofort erfüllt werden. Es gibt keinen Grund, diesen Plan nicht schnell in die Tat umzusetzen. Natürlich wird dein Schatten, mein Vetter, darauf bestehen, daß er mit dir gehen kann, und wie du vielleicht schon vermutest, bin ich sehr dafür.«
Er erhob sich, und die anderen standen ebenfalls auf. »Was deinen zweiten Wunsch betrifft, daß unsere Armee loszieht, um den Zwergen zu Hilfe zu kommen, so muß ich dir sagen, daß ich darüber noch etwas länger nachdenken muß. Ich werde Kundschafter aussenden, die herausfinden sollen, ob sich der Dämonenlord in den Vier Ländern aufhält. Wenn sie zurückkommen und Bericht erstatten und ich darüber nachgedacht habe und der Hohe Rat genug Zeit hatte, um es zu besprechen, wird eine Entscheidung fallen.«
Er hielt inne und wartete auf Tays Antwort. »Meinen ergebensten Dank, Herr«, erklärte Tay schnell. Tatsächlich war es mehr, als er erwartet hatte.
»Beweise ihn mit guten Argumenten vor dem Rat.« Der König legte Tay eine Hand auf die Schulter. »Sie warten jetzt im Versammlungsraum auf uns. Sie werden die Bestätigung haben wollen, daß es einen guten Grund gibt, der sie um diese Zeit ihren Familien entreißt.« Er warf Jerle einen Blick zu. »Vetter, du kannst mit uns kommen, wenn du glaubst, daß du deine Zunge im Zaum halten kannst. Deine Stimme wird in dieser Angelegenheit sehr geachtet, und wir könnten deinen fähigen Rat brauchen. Einverstanden?«
Jerle nickte zustimmend, und sie verließen zusammen das Sommerhaus, um durch die Nacht zum Versammlungsraum zu gehen. Vor und hinter ihnen erschienen wie aus dem Nichts Mitglieder der Elfengarde, dunkle Schatten vor dem entfernten Fackellicht des Palastes. Der König schien keine Notiz von ihnen zu nehmen; leise vor sich hinsummend schritt er voran und betrachtete die Sterne.
Tay war überrascht und auch zufrieden, daß der König so schnell reagiert hatte. Er atmete die Nachtluft tief ein und genoß den Duft von Jasmin und Flieder, während er seine Gedanken für das ordnete, was ihm bevorstand. Er bereitete bereits die Reise nach Westen vor und überlegte, was sie würden mitnehmen müssen, welchen Weg sie wählen und wie sie vorankommen würden. Wie viele würden sie sein? Ein Dutzend Personen sollte genügen. Es wären genug für ihre Sicherheit und nicht so viele, daß sie Aufmerksamkeit auf sich ziehen würden. Er war sich der großen und beeindruckenden Gestalt Jerles bewußt, der neben ihm ging und in seine eigenen Gedanken versunken war. Es war ein gutes Gefühl, ihn dabeizuhaben, so entschlossen und zuverlässig wie er war. Erinnerungen an die alten Zeiten, als sie Jungen waren, kehrten zurück. Immer hatten sie ein neues Abenteuer vor Augen gehabt, immer hatte es etwas anderes zu erledigen, eine andere Herausforderung zu meistern gegeben. Das hatte Tay in den letzten Jahren sehr gefehlt. Es war gut, dieses Gefühl jetzt wieder zu erleben. Zum ersten Mal seit seiner Rückkehr fühlte er sich wieder ein wenig zu Hause.
In dieser Nacht sprach er mit einer Überredungskunst und Überzeugungskraft vor dem Hohen Rat, wie er es selbst niemals für möglich gehalten hätte. Er tat alles, was Bremen ihm gesagt hatte. Aber es war Bremen selbst, der den Ausschlag gab, auch wenn er nicht zugegen war. Der alte Mann war beliebt und geachtet in Arborlon, und er hatte in jenen Tagen, als er dort die Geschichte und
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