Shannara VII
und zu sehr das.« Sie seufzte, aber es klang nicht zurechtweisend. »Ich habe das alles schon gehört, Tay - wenn auch nicht von jemandem, der sich so um mich sorgt wie du.« Sie erwiderte seinen Blick. »Aber ich werde mit dir gehen.«
Bewundernd schüttelte er den Kopf, und er mußte unwillkürlich lächeln. »Natürlich. Und Jerle wird nichts dagegen einwenden, oder?«
Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht und ließ es vor Vergnügen erstrahlen. »Nein. Er weiß es zwar noch nicht, aber wenn er es erfährt, wird er wie immer die Achseln zucken und sagen, daß ich tun soll, was ich tun möchte.« Sie hielt inne. »Er akzeptiert mich so, wie ich bin, mehr als du es tust. Er behandelt mich gleich, ebenbürtig. Verstehst du?«
Tay wußte nicht, ob er es verstand. »Ich glaube, er hat sehr viel Glück, daß er dich hat«, sagte er. Er räusperte sich. »Erzähl mir ein bißchen mehr von dem, was du auf Paranor gesehen hast. Erzähl alles, was du für interessant hältst oder wovon du glaubst, daß ich es wissen sollte.«
Sie zog die Knie hoch, schlang die Arme darum und begann mit ihrem Bericht.
Nachdem Preia ihn allein gelassen hatte, blieb Tay noch eine Zeitlang sitzen. Er wollte sich die Gesichter der Druiden ins Gedächtnis rufen, die er niemals wiedersehen würde. Zu seinem Erstaunen begann die Erinnerung an einige bereits zu verblassen. So war es immer, vermutete er, selbst bei denen, die uns am meisten bedeuteten.
Als sich der Abend näherte, stand er auf und ging am Carolan entlang. Er beobachtete den Sonnenuntergang, sah, wie der Himmel sich golden und silbern färbte, als das Licht langsam versickerte. Er wartete, bis Fackeln die Stadt hinter ihm erleuchteten; dann drehte er sich um und ging zurück zum Haus seiner Eltern. Er fühlte sich fremd und abgeschnitten. Die Zerstörung Paranors und der Tod der Druiden hatte ihn aus seiner Verankerung gerissen, und er trieb ziellos wie ein Schiff dahin. Ihm blieb nur noch, Bremens Ermahnung zu beherzigen und den Schwarzen Elfenstein zu suchen. Genau das würde er auch tun. Und dann würde er sein Leben von neuem beginnen können. Er fragte sich, ob er das fertigbrächte. Er fragte sich, wo er beginnen würde.
Als er sich seinem Ziel näherte, sah er einen Boten des Königs aus den Schatten treten und ihm bedeuten, daß er sofort mit ihm kommen sollte. Die Dringlichkeit dieser Aufforderung war offensichtlich, und so sträubte Tay sich nicht lange. Er verließ den Weg und folgte dem Boten zurück zum Carolan und dem Palast, in dem der König mit seiner nicht unbeträchtlichen Familie wohnte. Courtann Ballindarroch war der fünfte aus seinem Geschlecht, und die Größe der königlichen Familie hatte mit jeder neuen Krönung zugenommen. Jetzt beherbergte der Palast nicht mehr nur den König und die Königin, sondern auch fünf Kinder und ihre Ehepartner, mehr als ein Dutzend Enkelkinder und zahlreiche Tanten, Onkel, Vettern und Basen. Zu ihnen gehörte auch Jerle Shannara, selbst wenn er die meiste Zeit seines Lebens in den Quartieren der Elfengarde verbrachte, wo er sich entschieden wohler fühlte.
Der Palast kam in Sicht; ein Lichtermeer vor dem dunklen Hintergrund der Gärten des Lebens. Doch der Bote brachte Tay nicht zum Vordereingang, sondern führte ihn nach links auf einen kleinen Weg, der das Hauptgebäude mit dem Sommerhaus an einem Ende des Anwesens verband. Tay hielt Ausschau nach der Elfengarde, die dort Wache hielt. Er konnte sie spüren, konnte sogar mit Hilfe seiner Magie erkennen, wie viele es waren, aber sehen konnte er sie nicht. Im Palast bemerkte er Schatten hinter den Fenstern, die gesichtslosen Gespenstern ähnlich hin und her schritten. Den Boten interessierte das nicht; er dirigierte ihn vorbei am Hauptgebäude auf jenen Ort zu, den Ballindarroch zu ihrem Treffpunkt bestimmt hatte. Tay wunderte sich über die Schnelligkeit, mit der er gerufen worden war. War etwas Neues geschehen? Hatte es eine weitere Tragödie gegeben? Er zwang sich, nicht voreilig zu spekulieren, sondern eine Antwort abzuwarten.
Der Bote brachte ihn direkt zur Vordertür des Sommerhauses und forderte ihn auf einzutreten. Tay ging allein durch den Eingangsbereich in den dahinterliegenden Wohnbereich und stieß dort auf Jerle Shannara.
Sein Freund zuckte die Achseln und streckte die Hände in einer hilflosen Geste aus. »Ich weiß auch nicht mehr als du. Man hat mich aufgefordert, hier zu erscheinen, und da bin ich.«
»Hast du dem König erzählt, was wir
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