Shannara VII
Bewohnern und in geringerem Ausmaß auch die Elfen der umliegenden Landgebiete zu schützen. Aber sie würden sich strikt nur an Verteidigungsmaßnahmen halten, und niemand würde einen Überfall auf die Gebiete jenseits des Westlandes befürworten, solange Ballindarroch sich nicht erholt oder sein Sohn seinen Platz eingenommen hatte. Die Zwerge würden also keine Hilfe erhalten. Der Hohe Rat verhielt sich in dieser Angelegenheit so engstirnig, daß er sich sogar weigerte, die Zwerge über das, was geschehen war, zu informieren. Sowohl Tay als auch Jerle baten unabhängig voneinander darum, aber sie erhielten lediglich zur Antwort, daß man sich mit ihrem Gesuch beschäftigen werde. Plötzlich bestimmte Heimlichtuerei das Geschehen. Da es nichts mehr gab, was sie in dieser Sache tun konnten, beschlossen Tay und Jerle, ihren Aufbruch nicht mehr zu verzögern. Der König würde leben oder sterben, Alyten würde König werden oder nicht, und der Hohe Rat würde die Zwerge benachrichtigen oder sich in Stillschweigen hüllen - alles würde sich auf die eine oder andere Weise entwickeln, und ihre Anwesenheit in Arborlon würde keinerlei Einfluß darauf haben. Es war besser, mit der Suche nach dem Schwarzen Elfenstein zu beginnen und zu beeinflussen, was sie beeinflussen konnten.
Es gab auch andere Gründe, warum sie fortgingen. Als Resultat des Attentats waren zwei Probleme aufgetaucht, von denen eines Tay, das andere Jerle betraf. Beide verstärkten die Dringlichkeit, ihre Pläne umzusetzen und die Stadt zu verlassen.
Zum einen wunderten sich die Bewohner laut darüber, warum der Angriff auf die königliche Elfenfamilie so bald nach Tays Rückkehr von Paranor erfolgt war. Die Druiden wurden von den meisten geachtet, aber einige Elfen mißtrauten ihnen auch. Es waren zwar nicht viele, aber im Zuge einer solch fürchterlichen und unerwarteten Katastrophe zogen ihre Stimmen immer mehr Aufmerksamkeit auf sich. Die Druiden verfügten über Macht, und sie verhielten sich geheimnisvoll. Das war eine Kombination, die von Natur aus bereits verstörend war, besonders aber zusammen mit der Entscheidung der Druiden, sich nach dem Ersten Krieg der Rassen zu isolieren. War es nicht möglich, flüsterten die Stimmen, daß die Druiden in das, was mit den Ballindarrochs geschehen war, irgendwie verwickelt waren? Tay hatte den König aufgesucht und noch in der Nacht des Attentats mit dem Hohen Rat gesprochen. Hatte es vielleicht einen Streit gegeben, der Tay erzürnt hatte - und dadurch auch alle anderen Druiden? War er nicht der erste gewesen, der das Schlafzimmer des Königs erreicht hatte, während das Morden noch andauerte? Hatte jemand gesehen, was geschehen war, was er getan hatte? Es spielte keine Rolle, daß diese Fragen schon in dem einen oder anderen Forum mehr oder weniger offiziell angesprochen worden waren und daß niemand im Hohen Rat über Tays Verhalten irgendwie betroffen zu sein schien. Was zählte, war das Fehlen von deutlichen Antworten und unbestreitbaren Tatsachen, und es war klar, daß während ihrer Abwesenheit wilde Theorien aufblühen würden.
Das zweite Problem war sogar noch beunruhigender. Denn einige meinten, wenn die gesamte Familie Ballindarroch ausgelöscht sei und auch Courtann Ballindarroch sterben würde, sollte Jerle Shannara König sein. Es war gut und schön, sich an die Erbfolge zu halten, aber Alyten war schwach und unentschlossen und nicht sehr beliebt bei denen, die er regieren würde. Und wenn er versagen sollte, wäre ein Kind von vier Jahren der nächste in der Thronfolge. Dies würde jahrelange Regentschaft nach sich ziehen, und das wollte niemand. Abgesehen davon lebte man in gefährlichen, anstrengenden Zeiten, und sie benötigten einen starken Herrscher. Der Angriff auf die königliche Familie signalisierte den Beginn von etwas Schlechtem. Jeder konnte das erkennen. Das Nordland war bereits vom Dämonenlord und seinen geflügelten Jägern erobert. Wenn er sich nun als nächstes den Elfen zuwandte? Es gab Gerüchte, daß sich seine Armee bereits in Richtung Süden bewegte. Jerle Shannara war ein Vetter ersten Grades und der nächste in der Thronfolge, wenn alle Ballindarrochs ausgelöscht wären. Vielleicht sollte er lieber von Anfang an regieren, unabhängig davon, wer nach Courtann noch übriggeblieben war. Als ehemaliger Befehlshaber der Elfengarde, als Stratege der Elfenarmee und Berater des hohen Rates sowie des Königs war er hervorragend geeignet. Vielleicht sollte die Wahl
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