Shannara VII
Jagd nach dem Schädelträger aufzunehmen.
Jerle.
Tay raffte seine letzten Kräfte zusammen und hetzte hinter ihnen her, während sein keuchender Atem in seinen Lungen brannte. Nur wenige Augenblicke nach seinem Freund erreichte er die Stufen und folgte ihm. Er stolperte, fiel, raffte sich entschlossen wieder auf und rannte weiter.
Auf der Balustrade sah er Jerle im Kampf mit dem Schädelträger. Es war eigentlich ein ungleicher Kampf, denn der geflügelte Jäger war deutlich stärker als der Elf, aber Jerle Shannara schien geradezu besessen zu sein. Er kämpfte, als machte es keinen Unterschied, ob er lebte oder starb, als wäre das einzig Wichtige, daß sein Gegner nicht entkommen konnte. Sie preschten vor und wichen zurück, über den Gang und gegen die Balustrade, wanden und drehten sich, von Schatten zum Licht, in den Schatten. Jerle hielt mit seinen Armen die Flügel des Monsters umfangen, so daß es nicht davonfliegen konnte. Der Schädelträger schlug mit den Klauen nach dem Elf, aber Jerle war hinter ihm, und so bekam sein Gegner ihn nicht zu fassen.
Tay schrie und raste auf seinen Freund zu, um ihm zu helfen. Er rief die Magie in seine Fingerspitzen, genauso, wie Bremen es ihn gelehrt hatte, und vereinte die Stärke seines Körpers mit den Elementen der Welt, die ihn geboren hatte, eine Verstärkung des Lebensfeuers. Der Schädelträger sah ihn kommen und wandte sich ab, er stellte sich so, daß Jerle zwischen ihm und Tay war und der Druide seine Magie nicht anwenden konnte. Elfenjäger blickten von unten hinauf, sie erkannten erst jetzt, daß dort oben gekämpft wurde. Dann sahen sie, daß es Jerle war. Pfeile wurden auf Sehnen gelegt, und Langbögen krümmten sich.
Plötzlich befreite sich das Monster aus Jerles Griff, sprang auf die Balustrade und breitete die Flügel aus. Einen kurzen Moment hing die gewaltige, schwarze Gestalt vor dem Licht, eine alptraumhafte, in die Enge getriebene Bestie auf der Suche nach einem Zufluchtsort. Tay bündelte sämtliche Kraft, die er noch besaß und ließ das Druidenfeuer in die verhaßte Gestalt fahren. Unten schossen die Elfenjäger ihre Pfeile ab und ein Dutzend davon gruben sich in die Kreatur. Der Schädelträger erbebte, fiel in sich zusammen, versuchte noch einmal, sich wieder aufzurichten. Feuer und Rauch wanden sich um ihn, und sein Körper war gespickt mit Pfeilen. Ein zweiter Pfeilhagel drang in ihn ein. Jetzt klappte einer der Flügel zusammen. In einer letzten Anstrengung machte er einen Satz auf die Wipfel einer Baumgruppe, aber seine Kraft war am Ende und sein Körper konnte nicht mehr standhalten. Mit einem gewaltigen Krachen fiel er zu Boden und wurde sogleich von einem Schwarm Elfenjägern umringt.
Selbst dann dauerte es noch sehr, sehr lange, bis er tot war.
Die Suche nach weiteren Angreifern, die sich möglicherweise im Palastbereich, in der Stadt oder den nahe liegenden Wäldern versteckt hielten, blieb erfolglos. Es schien, als wären alle getötet worden. Vielleicht hatten sie damit gerechnet zu sterben. Vielleicht wußten sie es bereits, bevor sie nach Arborlon gekommen waren. Es spielte jetzt keine Rolle mehr. Wichtig war nur, daß sie die Aufgabe, die sie in die Elfenstadt geführt hatte, erfolgreich erledigt hatten. Sie hatten die Familie Ballindarroch ausgelöscht. Männer, Frauen und Kinder waren im Schlaf getötet worden, einige waren gar nicht mehr aufgewacht, andere nur so lang, um erkennen zu können, was geschah. Das Ausmaß der Zerstörung war ungeheuerlich. Courtann Ballindarroch war nur noch schwach am Leben. Die Heiler behandelten ihn die ganze Nacht, aber selbst, nachdem sie alles getan hatten, was in ihren Kräften stand, gab es nur wenig Hoffnung. Ein Sohn, der zweitjüngste, lebte noch. Alyten war im Westen mit einigen Freunden auf der Jagd gewesen und nur durch Zufall dem Schicksal seiner Familie entkommen. Auch zwei Enkel - noch Kinder - hatten überlebt, sie schliefen in dem Zimmer neben dem König und waren nur deshalb gerettet worden, weil die mörderischen Gnome noch keine Zeit für sie gehabt hatten. Selbst während des Angriffs waren sie nicht aufgewacht. Das älteste Kind war kaum vier, das jüngste noch nicht einmal zwei Jahre alt.
Innerhalb von wenigen Stunden hatte sich die Stadt in ein bewaffnetes Lager verwandelt. An allen Ecken standen Elfenjäger und hielten Wache. Patrouillen kontrollierten jeden Weg, jeden Fußpfad und das gesamte Tal von Rhenn, um rechtzeitig Alarm geben zu können. Die Bewohner
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