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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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der Stadt wurden geweckt und auf einen großen Angriff vorbereitet. Niemand wußte, was als nächstes geschehen würde, alle waren entsetzt und verschreckt über die Ermordung der königlichen Familie. Alles schien möglich zu sein, und jeder war entschlossen, der nächsten Katastrophe, wie immer sie auch aussehen mochte, vorbereitet zu begegnen.
    Bei Morgenanbruch hatte sich das Wetter geändert. Die Temperatur war gesunken, der Himmel hatte sich bewölkt, und die Luft war schwer und still. Schon bald setzte ein leichter, feiner Nieselregen ein, und das Licht verdüsterte sich.
    Tay saß mit Jerle Shannara auf einer Fensterbank in einer kleinen Nische des Palastes und sah dem Regen zu. Die Toten waren inzwischen fortgetragen und alle Räume zweimal nach weiteren verborgenen Attentätern durchsucht worden. Die Elfen hatten das Blut fortgewischt und die Zimmer, in denen das Gemetzel stattgefunden hatte, ausgeräumt und gesäubert. All dies war noch in den dunklen Stunden vor Tagesanbruch geschehen, so als wollte man die Schreckensbilder verbergen. Jetzt war der Palast leer. Selbst die zwei Enkelkinder von Courtann Ballindarroch waren in andere Häuser gebracht worden, bis man sich entschieden hatte, was mit ihnen geschehen sollte.
    »Du weißt, warum dies geschehen ist, nicht wahr?« wollte Jerle plötzlich von Tay wissen und beendete damit das Schweigen, das einige Zeit zwischen ihnen geherrscht hatte.
    Tay schaute ihn an. »Die Morde?«
    Jerle nickte. »Um unsere Absichten zu vereiteln. Um uns aus dem Gleichgewicht zu werfen. Um uns davon abzuhalten, die Armee zu mobilisieren.« Er klang müde. »Kurz gesagt, um zu verhindern, daß wir den Zwergen zu Hilfe kommen. Wenn Courtann tot ist, werden die Elfen nichts unternehmen, solange nicht ein neuer König bestimmt ist. Der Dämonenlord weiß das. Deshalb hat er seine Attentäter nach Arborlon geschickt und ihnen aufgetragen, alle zu töten. Wenn wir uns endlich wieder genügend organisiert haben, um auch nur eine Entscheidung über unsere eigene Situation zu treffen, wird es für die Zwerge zu spät sein. Das Ostland wird fallen.«
    Tay holte tief Luft. »Das dürfen wir nicht zulassen.«
    Jerle schnaubte spöttisch. »Courtann Ballindarroch wird mit etwas Glück noch einen Tag leben. Du hast gesehen, was man ihm angetan hat. Er ist kein starker Mann, Tay. Ich weiß nicht, wieso er überhaupt noch am Leben ist.«
    Jerle lehnte sich mit angezogenen Beinen gegen die Mauer und sah aus wie ein kleiner Junge, der wider Willen im Haus festgehalten wird. Seine Kleidung war zerrissen; er hatte sie nach dem Kampf noch nicht gewechselt. Eine böse Schnittwunde war links vom Kiefer zu sehen. Er hatte die Wunde gewaschen und dann wieder vergessen. Er sah aus wie ein Häufchen Elend.
    Tay schaute an sich selbst herunter. Auch er machte keinen besseren Eindruck. Sie beide brauchten dringend ein Bad und etwas Schlaf.
    »Was wird er noch tun, um uns aufzuhalten?« fragte Jerle leise.
    Tay schüttelte den Kopf. »Hier wird er nichts mehr tun. Was bliebe noch übrig? Aber er wird jetzt hinter Risca und Bremen her sein, vermute ich. Vielleicht ist es auch schon geschehen.« Er blickte in den Regen hinaus und lauschte dem leisen Trommeln auf dem Glas.
    Er dachte darüber nach, was in dieser Nacht mit den Elfen geschehen war - die königliche Familie ermordet, jegliches Gefühl von Sicherheit vernichtet, ihr Seelenfriede zerstört. Viel war ihnen genommen worden, und Tay war absolut nicht sicher, ob sie in der Lage sein würden, es sich zurückzuholen. Jerle hatte recht. Der Hohe Rat würde nichts zur Hilfe der Zwerge unternehmen, solange der König sich nicht erholt hatte oder gestorben und durch einen anderen ersetzt worden war. Niemand würde die Verantwortung für eine solche Entscheidung übernehmen. Es war die Frage, ob das überhaupt jemand könnte. Alyten könnte an Stelle seines Vaters handeln, aber es schien unwahrscheinlich. Er war nur ein impulsiver junger Mann, dem in seinem bisherigen Leben noch nicht viel Verantwortung übertragen worden war. Meistens hatte er seinem Vater zur Seite gestanden und getan, was man ihm aufgetragen hatte. Er besaß keinerlei Führungserfahrungen. Zwar würde er nach Courtanns Tod König sein, aber der Hohe Rat würde seine Entscheidungen nicht sofort unterstützen. Und Alyten würde sich auch nicht beeilen, welche zu treffen. Er würde sich vorsichtig und unentschlossen geben, ängstlich bemüht, jeden Fehler zu vermeiden. Es war die falsche

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